Sonntag, 29. August 2010

29.08.2010 FC Sion - YB 2:0

Was soll man dazu noch sagen? Es kotzt immer an im Wallis gegen diesen Drecksverein zu verlieren, aber besonders kotzt es einem an, wenn man einer Mannschaft zusehen muss die sich emotionslos dieser Niederlage fügt und null Gegenwehr erkennen lässt...Die ersten 20 Minuten der erneut umgestellten Mannschaft (Rega für Lulic, Raimondi wieder hinten links, dafür Spycher wieder im zentralden defensiven Mittelfeld und Costanzo auf der Bank.) gingen ja noch. YB hatte das Spiel weitestgehend im Griff ohne allerdings auch nur im Ansatz gefährlich zu werden. Sion suchte sein Heil in schnellen Gegenstössen, was vorab über die schwache linke Seite von YB immer wieder gelang. Vorab Regazzoni liess seinen Gegenspieler mal für mal laufen, was Raimondi meist in die Lage brachte sich gleich gegen zwei Gegenspieler wehren zu müssen was ihm auch schon gegen einen oft Mühe bereitete. Genau über diese linke Seite fiel dann auch das 1:0 für Sion. Raimondi konnte die Flanke nach einem schnellen Vorstoss nicht verhindern und in der Mitte löste sich Obradovic von Affolter (aus meiner Sicht allerdings mit einem klaren Foul)und köpfte unbedrängt ein. Danach riss der Faden bei YB komplett. Sion hatte nun auch mehr Ballbesitz, war die agilere, schnellere und schlicht bessere Mannschaft. Trotzdem bot sich YB die Gelegenheit im Spiel zu bleiben. Nach einem der wenigen gelungenen Angriffe wurde Degen im Strafraum von den Beinen geholt und der sonst schwache Circhetta zeigte zurecht auf den Punkt. Doch bereits im Vorfeld des Penaltys beschlich mich das Gefühl dass der nicht rein geht. Degen und Bienvenu stritten sich um die Ausführung, Spycher mischte sich auch noch ein und bestimmte dann quasi Bienvenu zum Schützen...prompt hielt Vanins den schwach geschossenen Elfer von Bienvenu.

Petkovic reagierte in der zweiten Halbzeit und nahm den völlig neben den Schuhen stehenden Regazzoni aus dem Spiel und brachte Lulic. Am Spiel der Young Boys änderte sich jedoch nichts. Im Gegenteil. Sion bestimmte die Gangart und erarbeitete sich weitere gute Chancen und YB konnte sich definitiv bei Wölfli bedanken dass es keine Kanterniederlage wurde. Er war der einzige der auf der Höhe seiner Aufgabe war. Der Rest der Mannschaft ergab sich früh ihrem Schicksal und das war einmal mehr schlicht und ergreifend eine Kopfsache. Man wird den Eindruck nicht los, dass irgendwas in diesem Team nicht stimmt...

Zudem muss man sich auch Fragen warum Petkovic mitte der zweiten Halbzeit mit Costanzo und Marco Schneuwly zwei Offensivkräfte bringt, aber unser zentrales Mittelfeld mit der Herausnahme von Hochstrasser (verständlich) und Spycher (unverständlich) noch weiter destabilisiert. Folge war dass wir im Mittelfeld kaum mehr einen Ball sahen und die beiden Stürmer im nun praktizierten 4-4-2 völlig in der Luft hingen. Zumal wie schon zuvor über die Flügel null Druck erzeugt wurde, Sutter ein Schatten seiner selbst war. (von der anderen Seite war ja schon die Rede...)
Das 2:0 war nur eine Frage der Zeit und es viel schliesslich gleich zu Beginn der YB-Viertelstunde. Damit war der Mist bereits geführt auch wenn noch 15 Minuten Zeit gewesen wäre um immerhin eine Reaktion zu zeigen. Ich habe es vorhin schon vorweggenommen, passiert ist dies nicht, am Ende kann man froh sein das Wölfli uns vor einer noch höheren Niederlage bewahrt hat.

Selbstverständlich veranlasste der Sieg natürlich wieder diese elenden Tribünenfurzer auf der Gegentribüne in unsere Richtung zu halsen was das Zeugs hielt, wie auch schon in der Pause übrigens. Das sind irgendwelche Väter und Grossväter die ihren Kindern die natürlich auch dabei sind immer wieder herrliche Vorbilder sind. Wäre der 5 Meter hohe Zaun nicht da würde wohl keiner die Fresse so weit aufreissen und manchmal würde man sich echt wünschen das plötzlich irgendwo ein Tor offen steht...

Einmal mehr blieb einem also nur dieses Tal auf dem möglichst schnellsten Weg wieder zu verlassen...

Noch eine kleine Anmerkung: Wie kann es sein das über 1000 YB-Fans unter der Woche nach London reisen, dann aber bei einem "Derby" gegen Sion bloss knapp 500 mitreisen?....

Mittwoch, 18. August 2010

17.08.2010 YB - Tottenham Hotspur

Gegenüber dem Xamax-Spiel nahm Petkovic mehrere Änderungen vor. Im 4-2-3-1 agierte vor Wölfli eine Vierer-Kette mit Spycher links, Jemal und Affolter zentral sowie Sutter auf rechts. Davor Hochstrasser und Doubai im zentralen defensiven Mittelfeld. Lulic, Costanzo und Degen bildeten eine offensive Dreierreihe während Bienvenu als einzige nominelle Spitze auflief. Und entgegen den Erwartungen war es nicht Tottenham das kam wie die Feuerwehr sondern der Aussenseiter. Nach gut zwei Minuten sah Lulic seinen Schuss vom Pfosten zurückprallen. Doch YB powerte weiter. Nach einem missglückten Weitschuss von Doubai prallte der Ball erneut Lulic vor die Füsse der den Ball überlegt in die weite Ecke schob. Was für ein Traumstart und die Ernüchterung im Gästeblock war deutlich zu spüren :-) Doch es kam noch besser. YB stand hinten sehr solide und liess trotz mehrheitlichem Ballbesitz der Engländer kaum etwas zu ausser einer dicken Chance von Dos Santos die aber Wölfli souverän zu Nichte machte. Doubai, der eine sehr starke Leistung zeigte, fing in der 19.Minute einen Ball in die Tiefe ab, lancierte Bienvenu, der unwiderstehlich an Dawson vorbei zog und zum 2:0 einschob. Unglaublich. Das Wankdorf stand Kopf. Sowieso muss man dem Publikum im C für einmal ein Kompliment machen. Ich habe selten so viele mitsingen gesehen wie gestern. Schade das dies nicht öfter der Fall ist. Tottenham gelang es weiterhin nicht die YB-Abwehr zu knacken und schien äusserst ratlos. YB dagegen weiterhin mit sehr diszipliniertem Auftreten. Jeder ging für den anderen noch einen Schritt mehr und kein einziger Ball wurde kampflos abgegeben. Mit einem Geniestreich lanicerte Costanzo schliesslich Hochstrasser der in der 28.Minute mit einem Hammer das 3-0 erzielte. Das ganze Stadion und natürlich auch das C16 stand Kopf, Leute die kurz vorher noch zwei Reihen über mir standen, hingen nun plötzlich um meinen Hals :-) Herrliche Szenen. Das waren die wohl besten 30 Minuten einer YB-Mannschaft die ich jemals gesehen habe. Hinten wie eine Wand und vorne mit unglaublicher Effizienz. Zwangsläufig stellte sich bei mir die Frage ein, was wohl ein Xamax letzten Samstag entgegenzusetzen gehabt hätte.....wohl nicht all zu viel. Das bringt mich unweigerlich zum Punkt wie sowas möglich ist. Es ist und bleibt reine Kopfsache und das ärgert mich in solchen Momenten dann halt doch ein wenig. Mit bloss 80 Prozent der Leistung gegen Tottenham, hätten wir in Bellinzona und gegen Xamax wohl fast sicher gewonnen....Das 3:0 war dann auch für Harry Redknapp zu viel und er wechselte bereits nach 32.Minuten ein erstes Mal und sollte einer seiner grossen Stars nach der Pause gleich in der Kabine lassen. Modric erschien für die zweiten 45.Minuten nicht mehr. Zuvor war den Londonern allerdings noch das 3:1 gelungen. Nach einem Eckball stieg Bessong in unglaubliche Höhen und traf genau in die obere Torecke. Weder Wölfli noch Sutter auf der Linie konnten dagegen was tun. Nach dem Seitenwechsel kamen die Londoner um einiges entschlossener aus der Kabine und setzten YB gleich unter Druck. YB liess sich dadurch wohl etwas zu stark nach hinten drängen. Allerdings muss man auch wieder sagen, dass die Spurs nicht wirklich zu guten Torchancen kamen. Ein, zwei gefährliche Flanken die aber meist unbehelligt durch den Strafraum segelten bildeten dabei die Ausnahme. YB kam nun nicht mehr so einfach hinten raus, aber wirklich gefährlich wurde es eigentlich höchst selten. Und je länger die zweite Halbzeit dauerte je mehr verstand es YB wieder vermehrt Nadelstiche zu setzen und hätte Christian Schneuwly einer seiner Grosschancen nach herrlichen Kontern genützt würde die Lage jetzt wohl noch besser aussehen. Ein Sonntagsschuss in die Nahe Ecke von Wölfli liess die englischen Supporter doch noch ein einziges Mal laut werden und sorgte bei Tottenham dafür dass man plötzlich mit dem Resultat zufrieden war, was das Ballgeschiebe in den letzten Minuten eindrücklich zeigte. Allerdings war genau dieses Ballgeschiebe wohl auch das grösste Kompliment an YB. Die Spurs waren mit der knappen Niederlage zufrieden, was sie vor dem Spiel wohl kaum unterschrieben hätten. Und genau deshalb glaube ich auch daran, dass YB durchaus gute Chancen hat, in einer Woche tatsächlich in die Champions League-Gruppenphase einzuziehen. Mit Leistungen wie in den drei bisherigen Spielen gegen Fener und Tottenham kann man auch an der Withe Hart Lane bestehen. Auch wenn es sicher ein hartes Stück Arbeit werden wird. Aber wenn wieder keiner abfällt, Lulic wieder so powert wie in der ersten Halbzeit, Jemal so sicher Auftritt wie im gesamten Spiel und jeder für den anderen geht ist die Sensation durchaus zu schaffen.

Darob jetzt einfach die wichtige Aufgabe in der Meisterschaft am Sonntag nicht vergessen. Gegen den FCZ erwartet uns ein harte Bewährungsprobe und ich hoffe das nicht wie gegen Xamax das Team bereits beim Rückspiel gegen Tottenham ist.....

Krass übrigens wie viele Leute am GSS-Fanshop für Tickets fragten die man sonst nie Auswärts sieht und einige waren beinahe nicht zu beruhigen selbst wenn man ihnen sagte das wir über tausend Tickets zur Verfügung haben... Dürfte eine stattliche Anzahl YB-Fans in London geben, bin gespannt ob die dann auch so mitgehen wie gestern. Zu hoffen wäre es denn dann werden sich die Tottenham-Fans welche heute in ihren Foren von der besonderen Stimmung an der Withe Hart Lane als Pluspunkt für sie redeten aber noch schwer wundern ;-)

Samstag, 14. August 2010

02.08.-05.08 Istanbul

Am späten Montag-Abend gings los. Über alle möglichen Wege machten sich rund 100 YB-Supporter auf den Weg nach Istanbul. Mit mir waren es rund 20 YB-Fans die mit Easy-Jet am späten Montag Abend von Basel nach Istanbul-Sabiha Gökcen, dem Flughafen im asiatischen Teil der Stadt am Bosporus flogen. Ankunft in Istanbul um halb vier Nachts. Mein Südamerika-Mitreisender Lüku hatte für uns dort eine Transportmöglichkeit in den europäischen Teil zu unseren Hostels organisiert, die er ebenfalls für uns gebucht hatte. Unser "Guide" empfing uns mit einem YB-Schal um den Hals und wir machten das erste mal die Erfahrung das Anhänger der beiden anderen Grossklubs in Istanbul, Galatasaray und Besiktas, gar nicht gut auf Fener zu sprechen sind und uns von Herzen einen Sieg gönnen würden. Unsere Hostels lagen im Stadtteil Beyöglu in der Nähe der Galata-Brücke die nach Eminönü in den historischen Altstadt-Teil führt in dem eindrückliche Bauten wie die blaue Moschee stehen. Nach dem wir noch weitere YB-Fans empfangen hatten die über Stuttgart geflogen waren gings zu unseren Hostels.

Dort angekommen erst mal der Schock. Das Zimmer in dem wir zu viert pennen sollten war kleiner als eine Abstellkammer, zugestellt mit drei Doppelstock-Betten, so dass man nur quer gehend durchs Zimmer zum Fenster kam. Die Tür sowie das Fenster liessen sich nur halb öffnen weil jeweils ein Bett im Weg stand...und die Hitze im Zimmer war unerträglich. Weil wir doch sehr müde waren legten wir uns wohl oder übel hin...um plötzlich unten auf der Strasse bekannte Stimmen zu hören. Polo, Simu, Matutu und Mani Porno standen da plötzlich vor unserem Hostel. Kaum hatte ich mich über das Zimmer beschwert, meinte Polo sie hätten in ihrem Hotel noch ein Bett frei. Das liess ich mir nicht zwei mal sagen, packte meine Sachen und verliess das Etablissement fluchtartig. Allerdings hatte ich eins ausser acht gelassen. Ihr Hotel lag in Kadiköy auf der asiatischen Seite der Stadt und war nur per Taxi über die Bosporus-Brücke (was weit und teuer war) oder per Fähre erreichbar, welche allerdings erst rund eineinhalb Stunden später fahren würde. Trotz den 24 Stunden die ich mittlerweile auf den Beinen war, hatte die Aussicht auf ein richtiges Bett und eine funktionierende Dusche doch noch mal revitalisierende Wirkung :-) So liefen wir durch die Gassen es praktisch menschenleeren Istanbul dem Fährhafen entgegen, wobei der Zustand unserer beiden Musiker von Mani Porno doch zu einiger Erheiterung führte.(Wer die Jungs übrigens nicht kennt: http://www.maniporno.ch/)

Leider fuhr die erste Fähre erst um 6 Uhr. So mussten wir weitere 50 Minuten irgendwie rumbringen, wobei dies dank jungen Katzen (ja vierbeinigen) und einer Foto-Poser-Session mit einem Fischer doch recht schnell ging. Langsam erwachte die Stadt wieder zum Leben und langsam erkannte man auch auf der anderen Seite Teile der Altstadt. Istanbul ist wirklich eine wunderschöne Stadt und all die Kuppeln und Minarette geben im Morgenlicht eine ganz spezielle Atmosphäre wieder. Dazu die Gebetsrufe des Muezzin aus den unzähligen Lautsprechern der Moscheen die das ganze zu einem fast Märchenhaften Bild vereinen. Und eine frühmörgentliche Schiffsfahrt hat definitiv auch was, dazu einen heissen Cai (tschai ausgesprochen, der berühmte türkische Tee)der die Müdigkeit auch noch ein wenig bekämpft. Beim Hotel angekommen galt es sich erstmal ins Zimmer zu schleichen was auch funktionierte. Aber mit schlafen war immer noch nichts. Binggis und Mätthu (eben Mani Porno) liefen nun aber erst recht in Hochform auf und spielten mir morgens um sieben im Hotelzimmer noch ihren neuen Wölfli-Song vor. Ein herrliches Bild :-)

Nach ein paar Stunden schlaf galt es auch schon wieder aus den Federn zu kriechen und den Tag noch etwas zu nützen. Wir wollten mit Mani Porno die Mannschaft an ihrem Hotel begrüssen. Da wir etwas knapp in der Zeit waren, leisteten wir uns zwei Taxis und fuhren zum Mannschafts-Hotel. Das 5-Sterne Hotel stand irgendwo in der Pampa und leider fand es der Manager gar nicht lustig als Mani Porno ihr Material vor dem Hoteleingang aufbauten. So mussten wir halt aufs Trottoir vor dem Hotel ausweichen. Nach einigem Warten in der Hitze von Istanbul kam schliesslich der Mannschaftscar in Begleitung einiger Polizeifahrzeuge angerollt. Sofort als der Bus schliesslich vor dem Hotel anhielt, kam eine "Delegation" mit den Spielern Raimondi und Spycher wieder zur Einfahrt. Sie freuten sich offensichtlich über den speziellen Empfang. Danach wurden wir von Stefan Niedermaier noch in die Hotel-Bar eingeladen und der vorher etwas abweisende Manager war durch den Head-Manager erstetzt worden der uns herzlich willkommen hiess ;-)

Schliesslich begaben wir uns auf die aussichtslose Suche nach einer Bushaltestelle und nahmen schliesslich doch wieder Taxis um zum Hafen von Kadiköy zu gelangen. Dort wollten wir noch ein paar andere Leute treffen unter anderem auch jener Herr der das Hostel gebucht hatte und dem ich ja noch meine Meinung geigen wollte ;-)
Dort angekommen, hiess es die Jungs seien noch etwa 15 Minuten entfernt. So schlug ich Mani Porno vor doch auf dem Platz ein kleines Spontankonzert zu geben. Was sie dann auch taten. Mani Porno live in Istanbul, ein herrliches Erlebnis :-) Die vielen Leute die vorbeigingen schauten schon etwas verwundert drein und einige blieben stehen um dem speziellen Konzert das da im Gange war etwas genauer zuzuschauen. Plötzlich standen auch die VIP-Besatzung des YB-Fluges neben uns, unter anderem Paolo Collaviti, VIP-Oberfan Christopher S. (Soll nicht despektierlich klingen der ist wirklich fast immer dabei auch auswärts)und sogar der Schnurri der Nation, Beni Turnheer machte dem legendären Auftritt von Mani Porno seine Aufwartung. Was Polo natürlich sofort dazu nützte mit seinem Kindheitsidol Beni ein Foto zu schiessen. Es war wirklich ein herrlicher Anblick wie die Leute stehenblieben und teilweise belustigt, teilweise mitwippend und teilweise völlig ratlos dem treiben zusahen :-)
Schliesslich artete das ganze noch in eine Talentshow für Kinder aus als eine Grossfamilie zum Singen antrat. einfach Herrlich.

Danach assen wir endlich etwas und machten uns daran die asiatische Seite der Stadt etwas genauer unter die Lupe zu nehmen. Was sofort auffiel. Es war alles irgendwie ein wenig ruhiger und gemächlicher als im europäischen Teil. Und verdammt viel günstiger. Der Ruf das Kadyköy der ein Alternativer-Stadtteil sein soll, stimmte vollkommen. Überall kleine Bars und Cafes wo man es sich draussen auf der Strasse bequem machen konnte. So liessen wir uns schliesslich in einer Bar nieder und die ersten Bier gingen in die Runde. Und weil es dort so schön war blieben wir gleich sitzen und das Efes schmeckte auch immer besser. Den Abend liessen wir schliesslich nach einem sehr feinen essen in einem Pub ausklingen. Das Bier floss schon wieder als gäbe es kein Morgen ;-) Und dies machte den Kontakt zu den Einheimischen auch viel einfacher. Viele die Englisch reden trifft man nicht, aber mit einem Fener-Fan unterhielten wir uns über eine Stunde prächtig, Er türkisch wir Berndeutsch :-)

Am nächsten Morgen war als erstes mein Kater wach. Da ich mit Polo und Simu abgemacht hatte noch ewtas mehr von der Stadt zu sehen war das aber ganz praktisch. Die beiden waren schon auf und warteten schliesslich am Fährhafen auf mich. Binggis und Mätthu zogen es vor ihren Rausch noch weiter auszuschlafen und blieben im Bett. Wir fuhren mit der Fähre rüber in den europäischen Teil und liefen dann bei unglaublicher Hitze über die Galata-Brücke auf der unzählige Fischer stehen, rüber nach Eminönü. Dort liefen wir über einen Basar. Sensationelle Eindrücke waren das. Die frischen Schafskäselaibe, die Gewürze, Backwaren, Fleisch und auch sonst alles was man brauchte war zu haben. Sehr interessant übrigens die vielen französischen Lehnwörter die im türkischen verwendet werden. Die Seilbahn ist der "Teleferik", die Standseilbahn ist das "Funicular" oder die Charcuterie ist die "Şarkütery" Nach einem feinen Lamm-Kepab wollten wir der Hitze enfliehen und uns irgendwo in den Schatten hocken. Wir gingen erneut über die Galata-Brücke nahmen das "Funicular" auf der anderen Seite zur grossen Einkaufstrasse die am Takshim-Platz endete. Oben angekommen, trafe wir Teile von USBE in einem schönen Restaurant das in einer kleinen Gasse lag und gesellten uns zu ihnen. Das Bier schmeckte auch schon wieder sehr gut, obwohl 13 türkische Lira doch völlig übertrieben waren. Im asiatischen Teil hatten wir dafür noch 4 Lira bezahlt....So liessen wir die Zeit bis zur Abfahrt der Busse die uns zum Stadion bringen würden in ein paar Bars am Schatten verstreichen. Es war immer noch abartig heiss als wir schliesslich zu den Bussen gingen. Die Fahrt zum Stadion dauerte rund 45 Minuten wobei wir über die grosse Bosporus-Brücke in den asiatischen Teil fuhren wo das Şükrü-Saracoğlu-Stadion von Fener liegt. Die Ostkurve hatte für alle gelbe Shirts machen lassen mit einem schönen Motiv drauf die wir im Bus bekamen. Immer wieder tolle Ideen, danke dafür.

Schliesslich kamen wir rund zwei Stunden vor Spielbeginn beim Stadion an. Die Sicherheitskontrollen waren ziemlich rigoros, so durfte man kein Kleingeld mit reinehmen, dass man dann drinnen wenn man Getränke kaufte, doch wieder kleingeld als Rückgeld bekam, ist ein anderes Thema....Die meisten waren schon drin, als plötzlich Aufregung entstand. Plötzlich hatte wohl der Sektor-Chef gerade Lust auf einen grossen Auftritt und untersagte einer Gruppe die Fahnen und Stangen die man sich am Nachmittag noch extra besorgt hatte und laut der Fener-Delegation die in der Vorwoche in Bern war auch erlaubt sein sollten, reinzunehmen. Die Intervention der Fanarbeit brachte ebenso wenig wie jene der YB-Verantwortlichen. Schliesslich wurde eine adrette Dame gerufen die sogar sehr gut Englisch sprach und erst als "Dolmetscherin" angekündigt wurde, aber plötzlich doch für die "Organisation" zuständig war. Ein langes hin und her begann und schliesslich brachten wir immerhin die Fahnen der Gruppe schon mal in den Block. Die Stangen durften aber weiterhin nicht rein, weil dies ein "nationales Gesetz" sei, wobei die Dame die Begründung brachte nach dem sie behauptete von der Fener-Delegation hätte niemand das OK für Fahnen gegeben, vielleicht sei dies die Polizei gewesen die ebenfalls mit Leuten in Bern war beim Hinspiel. Auf meinen Einwand dass dann die Polizei die eigenen Gesetze nicht kenne, ging sie gar nicht erst ein. Ich rang ihr schliesslich das Zugeständnis ab, dass wenn wir auch nur eine Fahne mit einer Stange im Stadion sehen würden, wir unsere ebenfalls kriegen würden. Natürlich tauchten kurz vor Spielbeginn in einem Sektor grosse Schwenkfahnen auf. Ich ging mit dem YB-Fanverantwortlichen und dem YB-Sicherheitschef sofort runter um die Fahnenstangen zu holen. Leider war die Dame von vorhin unauffindbar und der Sektorenchef wollte die Stangen natürlich unter keinen Umständen rausrücken...Tja so läuft das halt wohl dort :-)

Zum Spiel muss ich eigentlich nichts sagen. Ein grandioser Auftritt unserer Jungs mit dem Höhepunkt durch Bienvenu der kurz vor der Pause den Siegtreffer erzielte. Es ist allerdings schon ärgerlich wenn man die Jungs auf dem Platz so fighten sieht und dann an das Spiel in Bellinzona zurückdenkt....Im Block war die Anspannung zu spüren um so frenetischer fiel dann der Torjubel aus, unglaubliche Szenen die sich da abspielten die man teilweise ja auch im TV sehen konnte :-) Mehr brauche ich eigentlich nicht zu schreiben :-) Und als Wölfli mit einer grandiosen Parade in der Nachspielzeit den Sieg rettete gab es kein Halten mehr. Ein unglaubliches Erlebnis. Zumal die türkischen Fans uns und YB das Wohl grösste Kompliment machten als sie lautstark klatschten als sich die Mannschaft nach dem Spiel bei uns bedankte. Grosser Sport. Ich war völlig platt nach dem Spiel und konnte kaum mehr stehen, was offensichtlich vielen anderen auch so ging. Mein neues Shirt war triefend nass und die Schweiss-am-Rücken-ist-cool-Fraktion war klar in der Mehrheit. Nach einiger Wartezeit konnten wir den Block schliesslich verlassen und die rund 120 Leute verteilten sich in die beiden Busse. Der eine fuhr zurück in den europäischen Teil wo einige noch mächtig über die Stränge schlugen was ein MMS um kurz nach fünf Uhr morgens bewies :-) Und dies trotz vorheriger Ankündigung dieser Person, den Abend "ganz seröis" zu beenden, ieu, ieu :-) Im Bus zum Flughafen wurden die Schleusen auch nochmals geöffnet, die halbe Flasche warmer Vodka ging durch die Sitzreihen und weckte vor allem bei mir noch mal ein paar Lebensgeister. Am Flughafen wurde noch kurz ein Mob-Foto geschossen und schliesslich galt es die rund drei Stunden Wartezeit bis unser Flieger abhob zu überbrücken. Da die Schleusen halt schon mal offen waren, wurde dies vor allem mit Bier trinken getan, und die letzten Lira galt es ja auch noch zu verscherbeln und dabei half das auch sehr gut :-)

Der Flieger war wie schon beim Hinflug überraschenderweise voll und so einige Passagiere schauten mit leicht verdrehtem Sack auf den Haufen in Gelb gekleidet der sich noch schnell eine Flasche Schnaps einverleibte. Im Flieger dann war dann allerdings schnell mal Ruhe. Ausser bei Däru und mir :-) Wir hatten gleich vor uns eine türkische Familie aus Burgdorf und überraschendwerweise war die äusserst hübsche Tochter überhaupt nicht angepisst das eine Reihe hinter ihr noch der Bär steppte und ein Kalimotxo nach dem anderen gemixt wurde. Auch die Mutter der Familie war sehr angenehm und so verging die Reise bei geöffneten Schleusen und netten Gesprächen wie im Fluge. höhö :-) Kurz nach halb sieben Uhr morgens landeten wir in Basel und nach dem ich um Neun schliesslich zu Hause war gings für zwei Stunden ins Bett und danach gleich wieder zur Arbeit :-)
Ein von A bis Z gelungener Auflug, in eine wunderbare Stadt, mit unglaublich Gastfreundlichen und Hilfsbereiten Menschen, einem unglaublichen Spiel und vielen Eindrücken. Ewtas vom geilsten was ich bisher mit YB erleben durfte. Allen Mitreisenden ein grosses Merci.

Sonntag, 1. August 2010

AC Bellinzona - YB 2:1

Der Fehlstart ist also komplett. Die Niederlage alleine ist das eine. Die Art und Weise wie die Mannschaft gestern auftreten ist das andere. Man kann verlieren in Bellinzona, bei einem Team dass weiss wie es ein Maximum aus seinen Möglichkeiten holen kann, kein Thema. Aber nach einer solch uninspirierten, unmotivierten ja lustlosen, mutlosen und teilweise arroganten Leistung schrillen bei mir alle Alarmglocken. Wie kann es sein, dass ein Team welches drei Tage vorher ein Fenerbahce Istanbul beinahe in seine Einzelteile zerlegt hat, vor Spielwitz, Engagement und Wille nur so strotzt, plötzlich wieder ein solches Bild abgeben? Ich empfand das gestern wirklich als persönliche Beleidigung. Da steht man morgens um fünf Uhr auf, geht sieben Stunden arbeiten, macht sich eine Stunde früher vom Hocker und fährt insgesamt achteinhalb Stunden Zug um eine solche Leistung vorgesetzt zu bekommen. Und dies von einer Mannschaft die seit Freitag im Tessin im 5-Sterne-Hotel weilt und nichts anderes zu tun hat, als sich bestmöglich auf die 90 Minuten gegen die AC Bellinzona vorzubereiten. Da kommt einem echt die Galle hoch. Zumal sie erst nach Aufforderung den Mut haben nach dem Spiel zum Zaun zu kommen. Dass es dann in unserem Party-Publikum noch Leute gibt die applaudieren können, verstehe wer wolle. Und der Höhepunkt der Frechheit ist es, wenn ein Spieler dann auch noch die Schuld beim Trainer sucht, bevor dieser mit dem Rest der Mannschaft am Zaun ist. Sowas geht einfach gar nicht und da kann man noch lange darüber diskutieren warum man nach 35 Minuten die (zugegebenermassen wenig funktionierende) Vierer-Abwehr wieder in eine Dreier-Abwehr umstellt, oder warum nicht ein anderer der schlechten Spieler auf dem Bitz raus musste als Sutter. Solange die Einstellung bei jedem Einzelnen Spieler nicht 100%ig stimmt, ist ein Trainer schlicht machtlos und jeder Einzelne Spieler sollte sich erstmal selbst hinterfragen.

Und das Spiel hat eines leider wieder deutlich gezeigt. Wir haben auch mit Spycher offenbar keinen Leader der notfalls alleine am Karren zieht um ihn aus dem Dreck zu ziehen. Da war gestern rein gar nichts. Keiner war auf dem Platz der mal laut wurde und versuchte dem Larifari ein Ende zu setzen. Und jene die jetzt schon den Kopf des Trainers fordern kann ich erst recht nicht verstehen. Das war nämlich das einzige deutliche Zeichen, als Petkovic Degen bereits nach 28 Minuten zum Einlaufen schickte und ihn nach 35 Minuten auch schon brachte.

Leider ist auch mir klar, dass nun bereits alle im Umfeld von YB tierisch nervös sind und wir mit dem weiteren Programm in der Meisterschaft mit dem schweren Gang nach Zürich zum GC und unserem "Lieblingsgegner" Xamax zu Hause eine Woche später, auch nicht gerade leichte Gegner vorgesetzt bekommen. Aber jetzt erneut den Fehler zu machen und den Trainer so früh in der Saison zu entlassen, wäre m.E. fatal. Wir wären wieder genau am selben Punkt wie nach den Entlassungen von Zaugg, Rohr und Andermatt. Das Team hat eine schöne Ausrede warum es nicht funktioniert hat, der neue Trainer braucht erst mal Zeit die Mannschaft nach seinen Wünschen umzubauen, sein gewünschtes System muss die Mannschaft zuerst einspielen und im Winter kommen garantiert ein, zwei Wunschspieler des Trainer die dann auch wieder integriert werden müssen, noch zu jenen Spielern die der alte Trainer geholt hat und dann teilweise auf dem Abstellgleis stehen...und täglich grüsst das Murmeltier. Man täte in der Führungsriege gut daran, jetzt mal die altbekannten Mechanismen ruhen zu lassen, dem Trainer voll den Rücken zu stärken und den Spielern ein deutliches Zeichen zukommen zu lassen, in welcher Form auch immer.

Zum Glück soll Istanbul eine sehr geile Stadt sein, sonst hätte ich morgen Abend wohl immer noch null Bock in den Flieger zu steigen....