Freitag, 24. Dezember 2010

Der Baum brennt längst!

Das Fussball-Jahr 2010 ist zu Ende und ich bin ziemlich froh darum. Zu viel was in "meinen" Vereinen schief gelaufen wäre als dass es ein gutes Jahr war. Und da ist das sportliche bei beiden ausgenommen....Das man sich bei YB an solche Turbulenzen wie im August mit der stil- und sinnlosen Entlassung von Stefan Niedermaier gewöhnt hat, zeigte die kaum vorhandene Protestwelle. Ausser von ein paar engagierten aktiven Fans aus der Kurve kam da gar nichts. Ist ja irgendwie auch klar. Wie kann sich bei einem Wachstum des Zuschauerschnitts von irgendwie 3000 Nasen auf über 20`000 in gerade mal 8 Jahren auch wirklich so etwas wie eine feste Bindung ergeben? Zumal einem "Mitglied" des BSC Young Boys die Hände komplett gebunden sind. Der Verein wurde spätestens mit der Auslagerung der U-Mannschaften in die Betriebs-AG zu Grabe getragen. Man hat es in der Schweiz verpasst eine 50+1-Regel wie in Deutschland einzuführen die den Vereinen jeweils die Mehrheit des Aktienkapitals der ausgegliederten Profimannschaften garantiert. In so einigen Vereinen hat das sogar dazu geführt dass die Profimannschaften überhaupt nicht ausgegliedert werden weil sich eine Mehrheit der Vereinsmitglieder dagegen wehrt und so die Geschicke des Vereins und auch der Profiabteilungen in Vereinshand halten. Bei uns sind solche Strukturen nur noch Träume aus längst vergangenen Tagen. Man hört den aktiven Fans zwar ab und an mal ein wenig zu, gibt ihnen ein paar Zückerchen wie Stehplätze, aber das war es dann auch. Protest erwächst in unserer Kurve praktisch keiner mehr, viele Junge Fans wollen einfach konsumieren und das höchste an Mitarbeit ist das nachsingen der Vorgaben des Capo. Aber irgendwie auch verständlich wenn man mal gerafft hat, dass Mitsprache in einem Verein in der Schweiz heisst vielleicht mal um seine Meinung zu einem Fan-Artikel gefragt zu werden oder sich in eine dumme Fan-Box stellen zu lassen und dort irgendwelche Sinnfreien Statements über ein meist Sinnfreies Thema zum Besten zu geben dass anschliessend in der Halbzeit den Massen "Unterhaltung" bieten soll....

Beim FC St.Pauli sollte das eigentlich anders sein. Mit der Betonung auf sollte. Was sich insbesondere in diesem Jahr so alles abgespielt hat, ist erschreckend und hat mir einiges von meinen Illusionen genommen der FC St.Pauli sei ein etwas anderer Verein. Natürlich ist er es immer noch. Er ist es aber praktisch nur noch dank seiner politisierten Fanszene die nicht einfach alles schluckt was man ihr zum Frass vorwirft. Und die dank der Mitgliederversammlung direkten Einfluss auf das Geschehen im Verein nehmen kann. Es versteht sich von selbst, dass der Spagat zwischen notwendiger Kommerzialisierung und den Grundwerten und Idealen der Fanszene respektive des Vereins gerade in der ersten Liga immer schwieriger wird. Wenn es aber tatsächlich nur geht wenn man Logen an Striplokale verkauft und die dort ihre Mädels teils mehr teils weniger bekleidet Tanzen lassen, wenn es nur geht wenn irgendwelche Mobilfunkanbieter mit LED-SMS-Anzeigen im Stadion während des Spiels präsent sind, wenn es nur geht dass ein Getränk mit dem Namen "Kalte Muschi" offizieller Partner des FC St.Pauli ist, und wenn es nur geht dass man eine neue Haupttribüne baut auf der die alteingesessenen an die Peripherie vertrieben werden weil es 50% an Business-Seats braucht, ja dann bin ich (und zum Glück sehr viele andere Fans auch) nicht bereit diesen Preis zu bezahlen. Und wenn dann der Grad der Empörung an der Anzahl Mails die eingegangen sind gemessen wird, statt sich mit der zuerst intern durch den FCSR und den ständigen Fanausschuss geäusserten Kritik befasst (auf die kaum geantwortet wurde) ja dann ist das nicht mehr ein kokelnder Ast, dann brennt längst der ganze Baum!

Es ist erschreckend wie die damals gerade vom Verein so gefeierten Richtlinien aus dem Fankongress 2009 einfach mit Füssen getreten werden in dem man jetzt unterschiedliche Interpretationsmöglichkeiten bemängelt. Dabei sind gerade die Vermarktungsrichtlinien eigentlich unmissverständlich. Und das eben frisch gewählte Präsidium schweigt. Dass ist eigentlich das schlimmste. Da reden praktisch alle Protagonisten in dem Verein über alles, der von mir eigentlich hochgeschätzte Geschäftsführer Sport (sic!) Helmut Schulte zum Beispiel fordert für die VIP`s die nach 80 Minuten gegen Mainz in Scharen das Stadion verlassen weil kein Aussicht auf Erfolg mehr besteht, mehr Toleranz ein (Man stelle sich das mal vor: Da ist es den gutbetuchten VIP`s auf den besten Plätzen zu viel noch 10 Minuten durchzuhalten und der Mannschaft den Respekt entgegenzubringen und dann wird von jenen Toleranz eingefordert die dieses Verhalten kritisieren. Ein in meinen Augen unglaublicher Vorgang für einen Verein wie den FC St.Pauli.) Und das Präsidium schweigt immer noch. Es reicht jetzt. Ich kann alle nur auffordern die Petition der Sozialromantiker zu lesen und zu unterzeichnen. Jetzt wird nicht mehr der brennende Baum gelöscht, wenn es sein muss wird der ganze Wald abgefackelt. no retreat!

http://www.sozialromantiker-stpauli.de/wordpress/?p=12

Montag, 6. Dezember 2010

Von drei Punkten, Stripshows und einer grossen vergebenen Chance

Seit langem wieder mal brachte mich ein Flieger nach Hamburg. Und ich weiss wieder warum ich mir das nicht öfter antue. (Obwohl ich ja dieses Jahr mit dem Südamerika-Trip so oft geflogen bin wie wohl noch nie in meinem Leben....) Die unglaublich nervigen Sicherheitskontrollen sind ja schon alleine ein Grund dafür den Zug zu nehmen. Aber spätestens wenn du im Flieger so verdammt eng sitzt, deine Beinfreiheit trotz ja nicht wirklich langen Beinen, schlicht nicht das Wort "Freiheit" verdient und man höchstens mal schnell aufstehen kann wenn man zur Toilette will, weiss ich warum ich die Freiheit im Zug so liebe. Kommt noch dazu dass ich meinen Ipod und mein Handy jederzeit benutzen kann und nicht nur dann wenn es mir erlaubt wird. Genug gejammert, nächstes Mal nehme ich wieder den Zug, so einfach ist das. Wegen dem Schneechaos in Europa hatte der Flieger dann auch noch eine halbe Stunde Verspätung weshalb ich erst gegen halb sieben im Viertel war. Schnell die Dinge erledigt die es zu erledigen gab und dabei meiner Fanclubsprecherratskollegin M. über den Weg gelaufen und mich gleich angeschlossen um bei der Aktion gegen Schwarzmarkthändler mitzumachen. Die grossartige Aktion scheint schon erste Erfolge zu zeigen, so sind die Händler offensichtlich nach der ersten grossen Aktion nervös geworden und stehen nicht mehr einfach offensichtlich an der U-Bahn-Station rum sondern bewegen sich rund ums Stadion. Aber auch das half nichts um einige von ihnen aufzuspüren und sie zu vertreiben und auch um wieder ein paar Leute aufzuklären und an die Tauschbörse zu verweisen. Mal schauen wann den Typen endgültig der Geduldsfaden reisst, einige waren doch schon sehr aggressiv und es bleibt zu hoffen dass weiterhin so viele mitmachen, sollte mal was passieren wäre es auf jeden Fall besser in der Überzahl zu sein.

Übrigens wurde vor dem Spiel noch die 101. Ausgabe des Übersteigers verkauft mit einem Titelthema dass die Gemüter seit 2 Wochen zumindest intern doch sehr erhitzt. Der Übersteiger hat mit seinem Artikel nun zum Glück dafür gesorgt dass eine breitere Öffentlichkeit davon erfahren hat. Der Artikel spricht eigentlich für sich.

http://blog.uebersteiger.de/__oneclick_uploads/2010/12/uebersteiger101auszug.pdf

Und der Verein? Hüllt sich seitdem im Schweigen. Getanzt (mit Bikini) wurde anscheinend auch gegen Kaiserslautern wieder und die Mieter der Loge von Susis-Show-Bar haben wegen des Übersteiger-Artikels scheinbar sogar einen Anwalt eingeschaltet. Viel lächerlicher gehts ja nicht mehr. Und wenn die Vereins-Oberen denken dass jetzt einfach in die Winterpause "retten" zu können und dann zu hoffen dass sich der Wirbel legt, täuschen sie sich aber gewaltig....Leitlinien sind dazu da eingehalten zu werden, will man dass nicht, soll man das klar kommunizieren und wir treten den Fankongress in die Tonne. Mit den folgen davon muss man dann aber auch leben können. Und ich denke mal das könnte hässlich werden...

Aber weiter zum Spiel: Gegenüber dem 0:3 in Bremen hatte Stani einiges verändert. So begannen in der Abwehr statt Oczipka, Zambrano und Thorandt (Rotsperre) Volz, Morena und Gunesch. Und eines sei gleich mal vorweggenommen. Die drei erledigten ihre Arbeit sehr gut. Vorab die Innenverteidigung aus der zweiten Garde musste sich überhaupt nicht verstecken und zeigte eine sichere und engagierte Leistung. Die Doppelsechs besetzten wieder Boll und Lehmann, die offensive Dreier-Reihe bildeten Kruse, Asamoah und Bartels und Ebbers gab einmal mehr die einsame Speerspitze. Zu Beginn eine schöne Pyro-Einlage im Gästeblock mit Blinkern und Fackeln. Das wars dann aber auch was man vom Gästeblock warnehmen konnte. Mann hat den vollen Gästeblock in der Süd schlicht nicht ein einziges Mal gehört.

Ähnlich grottig wie der Auftritt der Gästefans war allerdings das Spiel. Fehlpass reihte sich an Fehlpass und zwar auf beiden Seiten. Aber wenigstens hatte St.Pauli im kämpferischen Bereich Vorteile. Die Entschlossenheit des Teams war wirklich spürbar was sich m.E. doch auch auf die Ränge übertrug. Die Gegengerade kam überdurchschnittlich oft sehr gut rüber und die Süd dürfte einige Male wirklich laute Gesänge der GG übernehmen und weitertragen.

Vor dem Tor zeigte sich St.Pauli aber weiterhin sehr harmlos. Es bedurfte schon eines Standards und eines Eigentores von Christian Tiffert damit das Millerntor kochte. Den knappen Vorsprung brachte man eigentlich relativ sicher über die Zeit und hätte man die Konter etwas effizienter gestaltet wäre wohl eine frühere Siegsicherung dringewesen. So blieb das Zittern bis zum Schluss nicht nur wegen der Kälte. Und ganz ehrlich: Schon nächste Woche fragt niemand mehr danach wie die drei Punkte eingefahren wurde. Hauptsache sie wurden eingefahren und dass es auch noch gegen einen direkten Konkurrenten klappte macht den Sieg umso wertvoller.

Den Rest des Abends erspar ich euch jetzt, denn ihr wisst ja bestimmt wie und wo der endete ;-)
Jedenfalls hiess nach kurzer Bettruhe bereits wieder aufstehen und zum Flughafen zu fahren. Nach zwei Kaffee auf dem Weg dorthin und einem im Flugzeug, gings mir auch schon wieder recht gut, zwar müde aber was solls. In Basel angekommen, via Hauptbahnhof Richtung St.Jakob gefahren. Es ist schon interessant dass man überall sonst alleine mit YB-Schal durch eine Stadt gehen kann ohne blöd angemacht zu werden. Ausser in Basel. Diesmal gleich zwei Mal passiert. Zuerst am Bahnhof und dann beim Umsteigen am Aescheplatz und dort erst noch von fünf berndeutsch-sprechenden Jungs. Sagt eigentlich alles über die oder nicht?`
Am Stadion war noch nicht all zu viel los. Ausser die Polizei die einmal mehr ihr martialisches Aufgebot präsentierte mit hunderten von Bullen, mehreren Räumfahrzeugen mit Gittern usw...jedes Mal wieder ein Spektaktel. Dem ich weil ich so früh war doch eine ganze Weile zuschauen durfte. Dann noch Einzelne aus der Ostschweiz begrüsst und natürlich durfte auch eine Darmstädter-Delegation nicht fehlen. Immer wieder nett die Leute zu sehen und echt beeindruckend wie oft die dabei sind. Respekt dafür.
Immer wieder ein Ärgernis der Einlass in Basel. Nur gerade zwei Schleusen für über 1000 Fans ist einfach eine Frechheit. Und natürlich wird dann trotz versprechen den seitlichen Eingang beim Marathon-Tor auch noch zu öffnen nicht gehalten, so dass es tatsächlich von 15.20 Uhr als der Extrazug aus Bern ankam bis kurz vor Spielbeginn um 16.45 ging, bis dann alle drin waren. Mühsam beschreibt das wohl nur unzulänglich.
Zum Spiel. YB gegenüber dem Stuttgart-Spiel mit einigen Änderungen. Spycher rutschte für den verletzten Jemal links in die Viererkette, dafür bildeten Hochstrasser und Doubai die Doppel-sechs. Und statt dem ebenfalls angeschlagenen Lulic durfte Raimondi links in der offensiven Dreier-Reihe ran, die durch Christian Schneuwly anstelle von Costanzo und Degen ergänzt wurde. Als einzige Spitze fungierte erneut Mayuka.
Und trotz den etlichen Umstellungen war es YB welches sofort die Initative übernahm und angetrieben vom starken Christian Schneuwly die Basler bereits früh in Bedrängnis brachten. Die allergrösste Möglichkeit hatte Hochstrasser der seinen satten Schuss vom Lattendreieck zurückprallen sah und auch Sutter brachte den Nachschuss nicht im Gehäuse unter. Der FC Basel konnte sich einzig mit Kontern etwas Luft verschaffen. Bis auf eine gute Chance von Frei, die Wölfli jedoch zunichte machte schaute aber wenig heraus beim Leader. YB weiterhin am Drücker und schliesslich mit der hochverdienten Führung durch Doubai, der sich in den Strafraum spielte und aus wenigen Metern und spitzem Winkel den Ball herrlich in den Netzhimmel drosch. Hochverdiente Pausenführung für YB also. Leider kam der FCB aggressiver und agiler aus der Kabine zurück und stellte YB in der Folge vermehrt vor Probleme. Insbesondere Stocker und Saquiri sorgten immer wieder für Wirbel über die Flügel. YB kam aber immer noch mit gefälligen Speilzügen zu Gegenstössen und blieb Gefährlich. Ein völlig unberechtigter Penalty-Pfiff vom Basler (sic!) Schiedsrichter Claudio Chirchetta der ohne Scheiss dieses Spiel als Abschiedsgeschenk gewünscht hatte und es auch bekam, gab dem FCB die Chance zum Ausgleich.(Man denke mal darüber nach. Einer der aus Muttenz stammt und nur ein paar hundert Meter zum Stadion des FCB braucht und daneben im Nordwestschweizerischen Fussballverband arbeitet welcher seinen Sitz gleich neben dem Stadion St.Jakob hat, darf eine solche Partie leiten...) Doch Fortuna war immer noch auf Seiten der Young Boys und Frei setzte den Elfer an den Pfosten. Kurze Zeit später spielte Degen im Strafraum der Basler, Mayuka frei der alleine auf Costanzo zulaufen konnte. Doch statt den Ball im Tor zu versenken oder ihn dem völlig frei stehenden Hochstrasser pfannenfertig aufzulegen, schoss er lediglich Costanzo an. Im Gegenzug liess zuerst Sutter seinen Gegenspieler laufen und Hochstrasser liess sich von Shaquiri austanzen, der Ball fan den Weg über Streller zu Frei der nur noch einzunicken brauchte. Wobei Frei aus meiner Sicht im Abseits stand, auch wenns sicher ein knapper Entscheid war. Dass Schiri-Obmann Meier dann anschliessend von einem "Weltklasse-Entscheid" sprach passt in die Momentane Verfassung des Schweizer Schiedsrichterwesens...Da werden mittelmässige Schiedsrichter zu Stars hochgepusht und jeder noch so abstruse Fehlentscheid wird anschliessend von Meier in der Presse schöngeredet. Dass man so und mit einem Wunschkonzert für abtrende Schiedsrichter sowieso, die Glaubwürdigkeit aufs Spiel setzt sollte eigentlich klar sein. Wie wurde Meier doch heute im 1898-Forum zitiert: (Hat er scheinbar bei seinem Auftritt als "Experte" im ZDF tatsächlich mal gesagt: "Das schläckt halt keine Geiss weg" In der Tat nicht...

Statt 2:0 für YB, stand es also plötzlich 1:1. Und YB konnte darauf nur noch sporadisch reagieren. Der FCB war nun leider die bessere Mannschaft, gewann viel mehr Zweikämpfe und war auch vor dem Tor entschlossener als YB. Zwar liess der FCB nun unseren Jungs sehr viel Raum und Degen hatte einige Male sehr viel Platz vor sich auf der rechten Seite. Indes zu nutzen wusste er es nicht. Warum er statt mal konsequent in den Strafraum zu ziehen und das eins zu eins zu suchen, immer am Strafraum in die Mitte zog und sich dort dann halt verhedderte, wird wohl sein Geheimnis bleiben. Warum Abraham nach genau einer solchen Szene nicht vom Platz flog, als er Degen von hinten noch einen Faustschlag in den Magen versetzte, wird wohl Circhettas Geheimnis bleiben...Man merkte das bei YB nach dem harten Spiel gegen Stuttgart etwas die Kräfte ausgingen, aber dass zum Beispiel ein Sutter derart einbrechen kann ist schon etwas wunderlich. Und wenn man nach einem katastrophalen Fehlpass über drei Meter einfach stehen bleibt und zusieht wie ein Basler auf deiner Abwehrseite Richtung Strafraum rennt, ja dann wäre der Zeitpunkt der Auswechslung eigentlich gekommen. Das 2:1 für den FCB war dann fast schon keine Überraschung mehr. Und wenn auch noch Wölfli zu patzen beginnt der einen zwar harten aber wenig platzierten Weitschuss abprallen lässt, stehts halt schnell mal 3:1 und die Partie ist entschieden. Da störte es dann auch nicht mehr gross dass Abraham gleich noch einmal vom Platz gestellt gehört hätte, als er Mayuka der durchgebrochen war von hinten umriss. Chirchetta beliess es bei Gelb....Eine sehr ärgerliche Niederlage. Wenn man in Basel das Spiel über 50-60 Minuten im Griff hat, sich einige gute Torchancen erarbeitet und Frei sogar noch einen Elfer verschiesst, dann hat man schlicht eine Chance verpasst, wenn man das Spiel noch verliert und da tritt der Ärger über eine mehr als fragwürdige Schiri-Leistung auch in den Hintergrund. Acht Punkte Rückstand auf Luzern und Basel sind sicher kein Pappenstiel, aber auch nicht ein uneinholbarer Rückstand. Allerdings glaube ich ehrlich gesagt nur bedingt daran dass wir noch was mit den vordersten Plätzen zu tun haben werden. Zu unbeständig waren schlussendlich die Leistungen in der ersten Hälfte der Meisterschaft. Jetzt gilt es gegen den FC St.Gallen den Rückstand auf Luzern Basel und den FCZ mit drei Punkten nicht noch weiter anwachsen zu lassen, dann sehen wir im Frühling weiter. Ein Schritt in die richtige Richtung ist sicher die gestern bekannt gewordene Verpflichtung von Hansruedi Hasler, der als Technischer Leiter geholt wurde und einiges an Erfolgen vorweisen kann. So gilt er als Baumeister des Schweizer Nachwuchs-Erfolges in den letzten 15 Jahren. Es zeichnet sich langsam ab, dass es für Leute wie Alain Baumann wohl eng werden wird im Winter wenn ich sehe was sonst ncoh für Leute auf der YB-Lohnliste stehen, bleibt wohl kaum mehr Platz für einen Sportchef mit einer Wasserverdrängung wie Baumann sie hat (oder eben nicht hat....)

Noch etwas grundsätzliches: Es ist schon erstaunlich wie viele Jungspacken ein Spiel in Basel jeweils anzieht. Und die im Zaum zu halten ist leider oft ein Ding der Unmöglichkeit. Ich kann nur weiter an die Eigenverantwortung der Leute appellieren. Wenn ihr im Extrazug Leute seht die Sachen zerstören wollen oder Gegenstände aus dem Zug werfen: Sprecht sie auf ihr Verhalten an, zeigt ihnen auf was für Konsequenzen ihr Verhalten auf die ganze Kurve hat. Das gilt im Übrigen eben so für diese unsäglichen Böller. Erneut wurde in Basel ein Böller vom Oberrang in den Unterrang geschmissen und explodierte verdammt nah an dort stehenden YB-Fans. Hört auf mit dem Scheiss. Will man jemals eine einvernehmliche Lösung für Pyro finden, darf es solche Böller einfach nicht mehr im Stadion geben.

Mittwoch, 1. Dezember 2010

Immer positiv bleiben

Ganz ehrlich: Das letzte Wochenende liegt mir immer noch schwer auf dem Magen. Klar das Abstimmungsresultat war irgendwie zu erwarten gewesen. Trotzdem muss ich zugeben dass ich doch irgendwie darauf gehofft habe dass die Mehrheit der abstimmenden Bevölkerung der Vernunft folgt und die Initiative der SVP bachab schickt. Man muss sich schon fragen was aus dem Land geworden ist, dass sich immer noch seiner humanitären Tradition rühmt, seiner pragmatischen Suche nach Lösungen und Konsens. Menschenrechte, Völkerrecht und nach meiner Meinung nicht zuletzt die Verfassung unseres Landes wurden mit Füssen getreten. Wie weit teilweise totalitäre Gedanken mittlerweile fortgeschritten sind, zeigen die Reaktionen auf Kritik am Abstimmungsergebnis. Die SVP und andere rechte Kreise kommen dann gleich mit dem Totschlag-Argument die Gegner würden das Resultat nicht akzeptieren. Quasi nach dem Motto es wurde so abgestimmt, das ist jetzt sakrosankt und Kritik ist bloss "töipele" Da kann man wirklich Angst kriegen um das Demokratieverständnis dieser Kreise. Natürlich ist es in einer Demokratie erlaubt sein Unbehagen über ein Abstimmungsresultat kundzutun. Die Aufforderungen von Rechts jetzt einfach die Klappe zu halten "denn das Volk habe entschieden" hat für mich definitiv totalitären Charakter.

Endgültig wütend werde ich, wenn ich mir dann von sogenannt Linken und Liberalen anhören muss, ich hätte mit meinem doppelten Nein der Initiative zum Durchbruch verholfen. Erstens stimmt die Argumentation von Markwalder und co. nicht (www.nationofswine.ch liefert den Gegenbeweis) und zweitens glaube ich wenn die Linke (und damit insbesondere die Sozialdemokraten) von Anfang an geschlossen gegen die Initative und den nicht wirklich besseren Gegenvorschlag zu Felde gezogen wäre, hätte es anders rauskommen können. Denn es war mit nur 2,9 Prozent Unterschied doch knapp. Mal ganz davon abgesehen dass die Bürgerlichen und Teile der Linken von Anfang an bereits in blinder Angst vor einem weiteren SVP-Sieg den Gegenvorschlag ausgepackt haben, statt mit sachlichen und nüchternen Argumenten die Initiative für Ungültig zu erklären oder wenigstens geschlossen zu bekämpfen. Etwas mehr Mut würde gerade der SP im Moment gut anstehen und in diesem Zusammenhang finde ich das neue Parteiprogramm schon mal ein Schritt in die richtige Richtung auch wenn einige konservative Linke gerade auch hier im Oberland wegen des Armeeabschaffungszieles plötzlich in bürgerliche Hysterie verfallen. Aber das ist wieder ein anderes Thema zu dem man einen Blogeintrag alleine schreiben könnte.

Wenn ich in meinem "Fussball-Blog" schon bei der Politik bin: Ähnlich unverständlich wie das Verdikt zur SVP-Initiative ist für mich auch das klare Nein zur Steuergerechtigkeits-Initiative der SP. Hatte diese noch zwei Wochen vor dem Abstimmungstermin eine klare Mehrheit von über 58% hinter sich, änderte sich dies nach dem Eingreifen der Wirtschaftslobby schlagartig. Ein paar völlig überdrehte Drohungen von Wirtschaftsbossen sie würden das Land bei einem Ja verlassen und Plakate mit schlicht falschem Inhalt reichten offensichtlich um selbst im linken Lager Nein-Stimmen abzuholen. Diese Wirtschaftsgläubigkeit geht mir je länger je mehr tierisch auf den Keks.
Wenigstens gewann YB mit etwas Glück aber keineswegs unverdient gegen die Tretertruppe aus Mordor äh aus dem Wallis. Zumal Ex-YB-Trainer Challendes seine Mannen extrem defensiv eingestellt hatte, war der Erfolg keineswegs selbstverständlich. A propos Challendes: Der muss ja dort einen unglaublichen Zapfen abholen wenn er sich vom König Constantin dermassen zur Marionette degradieren lässt...Naja es hat halt doch fast jeder einen Preis.... Nun, wirklich aufheitern konnte mich auch dieser Sieg nicht. Sehr gefreut habe ich mich aber für Marco Schneuwly der mit seinem Siegtor wichtigen Anteil an den drei Punkten hatte. Er hat sich dieses Tor definitiv verdient und es ist zu hoffen dass er damit wieder mehr Selbstvertrauen findet und sich wieder an seine Form von vor der Verletzung annähern kann. Wirklich interessant ist ja dass wir trotz teilweise mässigen Leistungen immer noch voll dabei sind. 5 Punkte auf die drei vor uns liegenden Mannschaften sind keine Welt und mit einem Sieg am nächsten Samstag in Basel wäre endgültig wieder alles offen.

Vorher wurde aber gestern dass "Supplement" serviert. Und was für eines. Bei Bedingungen nahe an der Irregularität überzeugte YB gegen den Bundesligsten aus Stuttgart. Petkovic vertraute den gleichen elf Spielern die drei Tage zuvor gegen den FC Mordor. Und auch wenn sich unser Liverpool-Aficionado ob den Platzverhältnissen einen Marco Dittgen wünschte war das definitiv die richtige Entscheidung. Das schwelgen in Erinnerungen liess mich übrigens noch eine Wette verlieren, Sämi Drakopulos war wohl doch schlechter als ich ihn in Erinnerung habe ;-)
Wie dem auch sei. Zwar musste man sich immer noch über Doubais Fehlpässe ärgern, aber angesichts der Alternativen muss man sich wohl einfach daran gewöhnen. Zumindest wenn da nicht am Kader nachgebessert wird. Leider bezweifle ich mittlerweile dass er jemals wieder an seine Form von vor seiner Verletzung herankommen wird. Es ist zu hoffen dass ich mich irre. Auf den Flügeln sorgten David Degen und Lulic für Wirbel, wobei Lulic im Moment irgendwo zwischen Genie und Wahnsinn wandelt. Einerseits tolle Einzelaktionen, andererseits teilweise wirklich ärgerliches stehenbleiben nach Ballverlusten. Der Junge wäre sehr talentiert, wenn er jetzt noch an seiner mentalen Einstellung arbeitet wird der mal richtig gut. Einen grossen Abend hatte für mich (und hätte er auch ohne seine zwei Tore gehabt) Emanuel Mayuka. Dafür dass er angeblich letzte Woche zum ersten Mal Schnee gesehen hatte, war seine Leistung auf dem ungewohnten Grund mehr als bemerkenswert. Er rannte und wirbelte als hätte er in seinem Leben vorher nichts anderes gemacht als auf Schnee Fussball zu spielen. Die erste Halbzeit gehört so klar unseren Jungs in Gelb-Schwarz. Bereits nach drei Minuten wäre Ziegler im Tor des VfB geschlagen gewesen, Lulic` Schlenzer klatschte aber nur an die Latte. Degen und Mayuka vergaben weitere Chancen, ehe in der 34.Minute Degen mit einem wunderbaren Schuss den zu weit vor seinem Tor postierten Ziegler erwischte und den verdienten Führungstreffer erzielte. Bereits vor dem Spiel gab es teilweise surreale Bilder zu bestaunen, so fuhren immer noch Schneeräumungsfahrzeuge auf dem Kunstrasen umher als sich die Spieler bereits am warmlaufen waren. Und nach rund 30 Minuten ordnete der Schiedsrichter die erneute Räumung des Schnees von den Linien an was zu einem rund 5-Minütigen Unterbruch führte. Die Pausenführung für Gelb-Schwarz war auf jeden Fall hochverdient.

Nach dem Seitenwechsel kam Stuttgart besser ins Spiel und es gelang den Deutschen nun vermehrt den Ball in den eigenen Reihen zu halten und YB unter Druck zu setzen. Nach einem üblen Aussetzer von Nef der Wölfli behinderte traf der russische Nationalstürmer Pogrebnjak zum Ausgleich. Stuttgart in dieser Phase kurz nach der Pause weiter dominant aber mit wenig durchschlagskraft. YB kam nur noch vereinzelt vors Stuttgarter Tor. Nach einem Stellungsfehler von Affolter und dem aufheben des Offsides von Jemal, stand der vorher erst eingewechselte Schipplock alleine vor Wölfli und liess sich nicht zweimal bitten 1:2. Und hier entstand dann auch die Überschrift für diesen Blog-Eintrag. Ein gewisser N.S. hatte schon beim Sion-Spiel vorausgesagt das Marco Schneuwly noch ein Tor schiessen werde. Und auch diesmal lag er mit seinem Statement, "einfach positiv bleiben" genau richtig. Anders als nach dem 1-1 konnte YB auf dieses Gegentor reagieren. Und wie. Innerhalb von 5 Minuten drehte YB das Spiel wieder. Zuerst traf Sutter mit gütiger Mithilfe von Niedermeier zum 2:2. Zu diesem Zeitpunkt machte bereits das Endresultat aus Odense die Runde und ein weiterer Treffer von YB würde also die definitive Qualifikation für den 1/16-Final bedeuten. Und dann kam die grosse Mayuka-Show. Zuerst spekulierte er gekonnt auf einen Fehler in der Stuttgarter-Abwehr und lief alleine auf Ziegler zu und bezwang diesen von halbrechter Position in "Doumbia-Manier" zum stürmisch bejubelten 3:2. Und keine zwei Minuten später verpasste Marco Schneuwly eine Hereingabe von Sutter denkbar knapp, Ziegler fälschte den Ball noch etwas ab genau auf den Fuss von Mayuka der den Ball in Bedrängnis über die Linie stocherte. Was für eine Schlussphase, die YB-Viertelstunde lebt!
Wahrlich ein grosser Tag, seit der Saison 87/88 in der YB im Europapokal der Cupsieger bis in den Viertelfinal vorstiess (mit damals allerdings bloss zwei vorangehenden Runden) und dort an Ajax Amsterdam scheiterte, ist es das erste Mal dass YB wieder im Europapokal überwintert. Von den Punkten für unseren UEFA-Koeffizienten mal abgesehen. Die beiden letzten Runden in der Meisterschaft jetzt mal noch ausgenommen, ist YB also wohl im Frühling noch in allen drei Wettbewerben im Geschäft, was doch eigentlich keine schlechte Bilanz ist wenn man an das Gejammer von vielen "Experten" nach dem durchzogenen Saisonstart so betrachtet. Klar: YB strahlt nicht mehr dieses Selbstverständnis aus mit dem noch letztes Jahr im Herbst die Spiele gewonnen wurden. Aber auch auf die Gefahr hin dass ich mich wiederhole: Eine Mannschaft die solch schwerwiegende Abgänge zu verkraften hat wie es YB letzten Winter oder nach Ende der Saison hatte, braucht Zeit um zu wachsen. Und Fortschritte sind einige erkennbar auch wenn es sicher noch einige Baustellen gibt. Gerade das zentrale Mittelfeld bräuchte dringend noch einen Ballverteiler der die Angriffe einleiten und das Tempo bestimmen kann. Weder Spycher, Costanzo, Hochstrasser noch Doubai werden diesem Anspruch im Moment gerecht.
Aber wer weiss vielleicht tönt das am 12.Dezember schon wieder ganz anders. Es ist noch viel möglich und ich freue mich jetzt einfach riesig dass wir im Frühling weiter durch Europa ziehen dürfen.

Montag, 15. November 2010

Ich bin zu alt für den Scheiss

Freitag, 15 Uhr, direkt von der Arbeit ohne Umsteigen nach Hamburg, ziemlich kaputt da angekommen, Mein Zeug bei A. in die Wohnung gepackt, kurz überlegt, ob man nicht gleich schlafen gehen sollte....ach "ein kurzes" Bier im Jolly liegt noch drin...Selbstbetrug olé ;-) Auf jeden Fall irgendwann auf einer Studenten-Party gelandet, bei der ich mir vorkam wie ein Opa...Nun immerhin gabs dank Bekannten gratis Alkohol, da konnte man dann auch damit leben, dass einem erst aus selbstverschulden ein Mexikaner übers Polo-Shirt gekippt wird (Notiz an mich selbst: Dumme Sprüche rächen sich ;-) ) und man mit Euro-Dance beschallt wird, der scheinbar grad wieder schwer angesagt zu sein scheint...Die Jugend von heute hat keinen Stil mehr ;-)
Auch sehr interessant waren die politischen Botschaften die überall auf Transpis in den verschiedenen Räumen hingen....die wollten so gar nicht zum Publikum passen das sich auf dieser Party tummelte. Die Linke ist ja auch nicht mehr das was sie mal war, von dem her....Das es klar wird: Die Botschaften hätte ich sofort unterschrieben....

Irgendwann wurde es dann auch sechs Uhr und wir verzogen uns dann doch mal Richtung Bett, nicht ohne vorher aber noch schnell in der Schanze ein paar Brötchen zu holen fürs Frühstück in ein paar Stunden, krass das wir noch so weit vorausdenken konnten. Auf dem Weg dahin den Schanzenpark durchquert und allerlei Ideen aufgenommen um das Mövenpick-Hotel wieder aus dem Wasserturm zu vertreiben. Aber wären sie gut gewesen, hätte das schon längst jemand durchgeführt bin ich sicher ;-)

Nach wenigen Stunden schlaf hiess es auch schon wieder aufstehen, wobei ich von meinem Zustand völlig überrascht wurde. Es ging mir nämlich blendend. Und das nach einer durchzechten Nacht....Nun denn, gefrühstückt, ab zum Fanladen, die üblichen Verdächtigen gegrüsst, die üblichen Imprimate gekauft (Gazetta, in the Streets of Hamburg) sowie die eher unüblichen noch dazu. (Das Ende der Welt von der Breitseite, hat mich auf der Rückfahrt in Richtung Zürich blendend unterhalten)
Dann früh zum AFM-Container gegangen weil mich N. noch für die Fanclubsprecherrats-Homepage "an die Wand stellen" wollte. Ergebnis dann wohl bald unter www.fanclubpsrecherrat.de zu "bewundern" :-) Da ich wie gesagt erstaunlicherweise ohne jegliche Kater-Symptome aufgewacht war, schmeckte das Bier auch schon wieder vorzüglich :-) Dann rund eine Stunde vor Spielbeginn ins Stadion. Es gibt sicher einfachere Gegner als Bayer Leverkusen, die doch eine ziemlich starke Truppe beisammen haben. Aber auf Punkte war unser FC halt schon angewiesen nach zuletzt drei Niederlagen in Folge. Nun in der ersten Halbzeit deutete eher wenig auf Punktezuwachs hin. Die Werkself doch ziemlich überlegen, mit mehr Spielanteilen und einem deutlichen Chancenplus. Aber dank Kessler und einer insgesamt nicht schlechten Abwehrleistung und auch mit etwas Glück (Als Zambrano kurz vor der Pause im Strafraum gegen Barnetta zu spät kam, war ich doch sehr überrascht gab es keinen Penalty) hielten unsere Jungs das 0-0 bis zur Halbzeitpause. Nach dem Seitenwechsel plötzlich ein anderes Bild. St.Pauli präsenter in den Zweikämpfen, mit mehr Dampf nach vorne und mit Fortdauer des Spiels auch mit den klar besseren Chancen. Alleine Asamoah bekam drei mal in Aussichtsreicher Position den Ball auf den Fuss, vertändelte diesen aber in der Folge oder hatte schlicht einfach Pech weil sein Abschluss vom Innenpfosten zurück ins Feld sprang. Und so kam es wie es kommen musste. In der 81.Minute bei einer der eher wenigen Offensiv-Aktionen von Bayer in der zweiten Halbzeit, lag der Ball plötzlich im Netz. 0:1. Zwar rannte St.Pauli die letzten 10 Minuten noch einmal mit aller Kraft an, aber der Ausgleich mochte nicht mehr gelingen. Solche Niederlagen sind schon sehr frustrierend. Man hat auch diesmal wieder gesehen, dass man durchaus in dieser Liga bestehen könnte, aber Details entscheiden dann die Partie zu Gunsten des Bundesligaerfahrenen Gegners. Ein Problem haben wir derzeit definitiv in der Offensive. In der zweiten Liga verträgt es sich halt noch wenn man viele gute Chancen auslässt, weil man schlicht mehr davon kriegt und dann gehen dann schon mal von 10 Chancen zwei rein. Aber in der ersten Liga kriegst du halt grad als Aufsteiger bloss 3-4 solcher guten Chancen und die musst du dann halt einfach nutzen. Machst du das nicht, verlierst du halt solche Spiele. Der 16. Platz ist damit noch genau 3 Punkte entfernt. Jetzt müssen in den nächsten drei Spielen gegen Wolfsburg und Kaiserslautern daheim und dazwischen in Bremen auswärts mindestens 4-6 Punkte her will man zur Winterpause auf einem Nicht-Abstiegsplatz stehen. Und das wird alles andere als einfach...

Nach dem Spiel war ich doch ziemlich deprimiert und ich liess das Vorhaben noch zur Demo gegen die Innenministerkonferenz zu gehen fallen. Ein weiser Entscheid wie sich für mich später herausstellte. Als wir vor der Weinbar "derbe leggeren" weissen Glühwein konsumierten, kam der Demozug auf der Feldstrasse entlang. Und was man da sehen konnte war schlicht unglaublich. Bullen ohne Ende. Keine Ahnung ob es wirklich stimmt, aber gefühlt war das Verhältnis Teilnehmer-Polizei irgendwo bei 1:5. Aber dann wieder schön über Überzeit und Überbelastung jammern, liebe Polizei-Gewerkschaft...einfach nur noch zum Kopfschütteln...
Schliesslich verzogen wir uns ins Raval um noch etwas zu essen. Einmal mehr sei erwähnt: Das Raval ist einfach ein Hammer-Schuppen. Essen ist immer äusserst lecker, satt ist man danach auch immer und der Preis ist dabei auch immer noch unschlagbar. Zudem noch die einfach angenehme Atmosphäre und der Vorteil dass man da fast immer jemanden trifft den man kennt, auch wenn man alleine hingeht. Schlicht und einfach genial der Laden.

Nach einem kurzen Abstecher zum Jolly hiess es für mich dann auch schon wieder Abschied nehmen um meinen Nachtzug nach Zürich zu kriegen. Schliesslich wollte ich am ZürYB-Pöbel Brunch beim "abgehalfterten TV-Star Dani B.* (* Name der Redaktion bekannt)" nicht fehlen. Da es vor dem Jolly doch noch so einiges an Bier gab und auch noch eine lustige Zigarette die Runde machte war ich dann doch ziemlich angeschlagen und schlief nach kurzer Lektüre des vorgängig schon angesprochenen Fanzine des Fanclubs Breitseite ziemlich schnell ein. Irgendwann dann ziemlich verkatert in Zürich angekommen, kurz auf die Frollenquote gewartet und zufällig Chnütti über den Weg gelaufen, der natürlich auch dasselbe Ziel wie wir hatten. Das Empfangskomitee erwartete uns dann auch schon auf der Dachterasse und der leckere Brunch stärkte meine Kräfte doch wieder etwas. Das Bier schmeckte aber an diesem Tag definitiv nicht mehr was auch gut so war ;-) Nach nettem "gepöbel" ab zum Stadion. Wobei ich dann mit Schrecken festgestellt hatte das ich die Tickets für den Gästesektor für meine Leute (man ist versucht zu sagen: wieder einmal) vergessen hatte. Na toll...90 Franken am Arsch...tja, wer keinen Kopf hat hat Geld oder so... Beim Horber vor der Südkurve noch schnell ein Bierchen gekippt (oder auch sehr langsam wie ich ;-) ) und dann ab ins Stadion mit dem Vorsatz den ZürYB-Pöbel dann nach dem Spiel wieder zu treffen.

Ich war eigentlich ziemlich skeptisch was die Erfolgschancen von YB an diesem Nachmittag betraf. Und leider bekam ich in der ersten Halbzeit absolut recht. YB begann mit einer Ausnahme gleich wie in Neuchatel. Für Jemal begann der nach einer Gelb-Sperre zurückgekehrte Affolter in der Innenverteidigung....und hatte einen Rabenschwarzen einstieg in die Partie. Zwei haarsträubende Fehlpässe von Affolter führten früh zu guten Möglichkeiten für den FCZ, wobei es in einer Szene wohl hätte Elfmeter geben müssen. YB hielt sich aber mit Glück lange schadlos. Allerdings war es schon ziemlich erschreckend wie harmlos und vor allem wie emotionslos unsere Jungs auftraten. Von Chancen brauchen wir in der ersten Halbzeit gar nicht reden, es gab schlicht keine für YB. Klar spielte der FCZ sehr clever, machte immer Druck auf den ballführenden Spieler und machte die Räume eng, so dass sich das YB-Flügel-Spiel gar nie entfalten konnte. Aber das dann da halt nicht auch mal dagegengehalten wird erstaunt mich schon. Degen und Lulic auf den Seiten eine einzige Enttäuschung, Hochstrasser verlor in der Mitte Zweikampf um Zweikampf, Costanzo gelang kaum einmal ein guter Pass und Chrigu Schneuwly der in Neuenburg noch mit einer tollen Leistung aufwartete, tauchte völlig ab. So war es nur eine Frage der Zeit bis der FCZ in Führung ging. Bei einem von Djuric scharf in den Strafraum geschlagenen Freistoss, standen plötzlich gleich drei Zürcher alleine vor Wölfli und Alphonse hatte keine Mühe den Ball am machtlosen Keeper vorbei ins Netz zu lenken. Auf eine Reaktion von YB wartete man vergeblich. Und kurz vor der Pause lancierte wieder Djuric, der erneut Degen im Rücken weggelaufen war Schönbächler und der schob den Ball am herauseilenden Wölfli vorbei zum 2:0 ins Netz. Dann war zum Glück Pause....Zu dem Zeitpunkt hätte ich keinen Franken mehr auf einen Punktezuwachs für YB gewettet. Zu ideenlos und vor allem zu emotionslos traten unsere Jungs in Gelb-Schwarz auf. Petkovic reagierte, nahm den wirkungslosen Schneuwly sowie den (einmal mehr...) indiskutablen Hochstrasser vom Platz und brachte für die beiden Doubai und Mayuka. Zudem stellte er das 4-1-4-1 in ein klassisches 4-4-2 um. Die erhoffte Wirkung hatte es vorerst nicht. Zwar war YB nun mehrheitlich in Ballbesitz, auch weil der FCZ nicht mehr so viel Druck erzeugte und sich eher weiter zurück zog, je länger das Spiel dauerte. Trotzdem bleib ein Freistoss von Costanzo der knapp übers Gehäuse von Guatelli flog, die einzige Nennenswerte Szene der Startphase der zweiten Halbzeit. Erst als Petkovic für Sutter Regazzoni brachte und auf 3-4-3 umstellte gelang es YB so etwas wie Druck zu erzeugen. Wirkliche Torchancen waren zwar immer noch nicht auszumachen, doch bis zum Strafraum gelang es YB nun wenigstens durchzusetzen. Und kurz nach Beginn der YB-Viertelstunde war es tatsächlich soweit. Mit der ersten wirklichen Torchance aus dem Spiel heraus markierte Mayuka den Anschlusstreffer. Einen langen Ball verlängerte Costanzo am Strafraum mit dem Kopf perfekt zu Mayuka der Guatelli umspielte und einschoss. Nun war YB plötzlich präsent und zeigte Leidenschaft. Druckvoll wurden immer wieder über die Seiten Angriffe ausgelöst, Degen war plötzlich präsent und auch Lulic machte wieder Dampf. Es war erneut Mayuka der sich im Strafraum gekonnt durchsetzte in dem er sich geschickt um seinen Gegenspieler drehte. Seine scharfe hereingabe drückte Bievenu im Zweikampf mit einem Zürcher zum nicht mehr für möglich gehaltenen Ausgleich über die Linie. Alles in allem ein sicher glücklicher Punkt. Der FCZ hat sich eigentlich selbst um den Sieg gebracht. Hätten sie so konzentriert und vor allem so aggressiv und konsequent weitergespielt wie in der ersten Halbzeit, statt sich zurückzuziehen, wäre doch stark zu bezweifeln gewesen ob YB nochmals so zurückgekommen wäre. Am Ende hatte YB sogar noch Chancen das 2-3 zu erzielen, was wohl aber definitiv des Guten zu viel gewesen wäre.

Da wir nochmal zurück zum Horber wollten, mussten wir erst noch rund 20 Minuten warten, bis die YB-Fans welche mit dem Extrazug angereist waren in den Bussen zum Bahnhof waren. Beim Horber trafen wir dann unsere Zirü-Pöbel-Fraktion wieder die sich alle ziemlich über die eigene Mannschaft aufregten. Danach gings noch zu einem Schlummertrunk (wobei ich echt nur noch analkoholische Getränke konsumieren konnte) ins ZigZag wo es noch einige nette Begegnungen und Gespräche mit Südkurven-Leuten gab. So wünsche ich mir einen Abschluss eines Fussballtages. Leider ist dies wirklich nur noch selten möglich. Es ist aber schön dass man merkt, dass man gerade bei den FCZ-Fans, als YB`ler eigentlich grundsätzlich gern gesehen ist und man nach einem intensiven Spiel ohne Probleme zusammen ein Bier oder Mineralwasser trinken kann ohne einander gleich an die Gurgel zu gehen...Klar muss ich nicht mit jedem dahergelaufenen gegnerischen Fan eins trinken, aber grundsätzlich finde ich es doch sehr schade ist diese Entspanntheit irgendwie über die Jahre ein wenig verloren gegangen. Umso mehr geniesst man solche Tage an denen man zwar verschiedene Farben trägt, aber dies höchstens für den einen oder anderen "Pöbel-Spruch" gebraucht wird und man sonst einfach mit guten und netten Leuten einen entspannten und tollen Tag verbringt. Mein Dank an die "Gurkenbande" hat Spass gemacht.

Auf dem Heimweg wieder mal gemerkt dass ich einfach zu alt bin für diese Scheisse... ;-) die zwei Stunden bis nach Hause kamen mit gefühlt wie 4 vor zumal von Spiez bis Interlaken noch ein völlig überfüllter Bus fuhr, weil wieder mal Bauarbeiten anstanden. Wenn dann noch nervende Zeitgenossen um dich rumsitzen und dein Ipod keinen Saft mehr hat um dem belanglosen und dummen gequatsche dieser Leute zu entfliehen wirds richtig hart. Irgendwie hab ich dass dann aber auch noch überstanden und nach entspanntem Ausschlafen sieht die Welt meist auch schon wieder viel besser aus.

ps. Hier noch ein Video zur Demo in dem klar wird wovon ich schreibe:

http://www.youtube.com/watch?v=JEn2eYc-cyw

Sonntag, 7. November 2010

Hyggelig? my ass! und Hallenfussball nervt

Zum vierten Mal in dieser Saison hiess es Europapokal auswärts! Da der geplante Nacht-Extrazug leider wegen zu weniger Anmeldungen nicht zustande kam (Schon interessant dass man nach Stuttgart einen Zug mit 800 Plätzen bis auf den letzten Platz füllt, es aber nicht möglich ist 330 Leute zu bewegen mit nach Dänemark zu fahren...zumal am Schluss doch etwa 350 Berner in Odense waren....) ging es halt im regulären CityNightLine-Nachtzug über Basel direkt nach Odense. Leider hatte es die SBB nicht geschafft uns auf der Hinfahrt in einem Wagen zu buchen, was dann auch noch zu einigen "interessanten" Begebenheiten geführt hat.... Aber der Reihe nach. Da der FC Basel am Mittwoch sein CL-Heimspiel gegen die Roma austrug und wir in Basel eine halbe Stunde aufenthalt hatten, war ein wenig Wachsamkeit gefragt. Und prompt standen auch zwei "Späher" rum....passiert ist dann allerdings nichts.
Dafür war der Auftritt des Zugchefs bereits in Basel ein negatives Highlight. Es ist schon erstaunlich welche Vorurteile Fussballfans mittlerweile anhängen. Der Typ verlangte "den Chef der Gruppe" zu sprechen, was dann wohl ich war. Bereits im ersten Satz drohte er mit der "Bundespolizei" falls wir uns nicht an seine Anweisungen hielten. Ich erklärte ihm darauf hin dass wir den Mitreisenden durchaus die Spielregeln mitgegeben haben und er sich bitte bei Problemen zuerst an mich respektive an unseren Fanarbeiter wenden solle. Da der gute Herr aber scheinbar weder zuhören, noch vorgefasste Meinungen revidieren konnte, war es leider nur eine Frage der Zeit bis er komplett durchdrehte. Dabei war die Fahrt wirklich sehr gesittet, klar wurde ein wenig Bier getrunken und manchmal auch ein wenig gesungen, aber das war alles wirklich harmlos. Nichts ging kaputt, niemand wurde angepöbelt, nichts. Trotzdem rief er in Mannheim mit hochrotem Kopf nach der Polizei. Der eine Polizist der auf dem Bahnsteig stand schüttelte darob nur den Kopf und meinte da sei ja nun gar kein Grund irgendwas zu unternehmen. Der Zugchef war aber nicht zu beruhigen und der Polizist meinte zu uns dass er leider das Recht hatte vom Hausrecht Gebrauch zu machen....na toll. Der zweite Liegewagenbetreuer dagegen war ein äusserst umgänglicher Typ der uns dann den Rat gab, den Typen bis nach Fulda einfach machen zu lassen. Danach habe der Feierabend und er sei dann der Zugchef und dann sei alles kein Problem mehr.

Nicht wirklich hilfreich war allerdings dass er dann auch noch gleich das Rauchen in den Abteilen erlaubte wenn das Fenster geöffnet würde. Das brachte seinen Chef dann natürlich noch mehr auf die Palme und war doch eher kontraproduktiv. In Frankfurt Süd standen dann tatsächlich 30 Bullen am Bahnsteig...Aber auch deren Einsatzleiter schüttelte nur gequält den Kopf und stauchte den Zugchef zusammen warum dieser wegen "diesem harmlosen Haufen" so einen Aufstand mache ;-) Auf jeden Fall konnten wir uns dann eine Stunde später als der Zug Fulda passiert hatte endgültig den angenehmen Seiten einer Zugfahrt widmen und irgendwann nach Hannover und weit nach Mitternacht legten wir uns dann doch noch schlafen. Weil der Zug schliesslich noch eine Stunde verspätet in Odense eintraf, gab es auch noch etwas schlaf ;-)

Wir begaben uns anschliessend zu unserem Hotel. Leider war unser Zimmer noch nicht bereit, so liessen wir unser Gepäck da und gingen erstmal frühstücken. Obwohl Odense 166`000 Einwohner hat und damit grösser als die Stadt Bern ist, war davon nicht viel zu sehen. Das Zentrum war überschaubar klein und auch sonst machte die Stadt eher einen verschlafenen Eindruck. Wir fanden schliesslich ein nettes Lokal um zu frühstücken und machten erstmals mit den doch eher hohen Preisen bekanntschaft. Da wir aber erstmal noch nicht auf Bier aus waren, gings noch ;-)
Nach einem leckeren Frühstück schauten wir erstmal beim auserkorenen Treffpunkt vorbei, wo die Besatzung des Cars auch gerade eingetroffen war und einen doch eher verknitterten Eindruck hinterliessen nach 15 Stunden in einem Car....also ich würde mir sowas definitiv nicht mehr antun. Das Ryan`s Pub sollte so etwas wie unsere Heimat werden in dem Kaff...Der Besitzer hatte uns im Vorfeld extra kontaktiert, er werde für uns sonst auch ein, zwei Biersorten für einen Spezialpreis anbieten, was er dann auch tat und erst noch bis drei Uhr früh offen hielt extra für uns. Nette Geste. Das "vergünstigte" Bier kostete zwar immer noch 30 Kronen (rund 6 Franken) das Pint, aber das war dann doch ok, wenn man die normalen Preise von 46-59 Kronen für ein Bier sonst so sah.
Nach dem ersten Bier gings zurück zum Hotel um einzuchecken. Was auch schon ein Highlight war. Wir wurden vom zuerst gebuchten Hotel Domir ins Partnerhotel Ydes umgebucht, da wir noch von einem Doppelzimmer in ein dreier-Zimmer umgebucht hatten und im Domir kein 3-Bett-Zimmer mehr frei war. An der Repcetion war niemand, als ins Domir rüber und dort gefragt. Die Dame dort meinte doch, doch wir sollten nur rüber gehen es sei jemand da. So ging ich schon mal vor und Mark und Chrisli holten unser Gepäck. Nun ja, da war nur ein Bildschirm und ein Knopf den man drücken musste. Nach kurzer Wartezeit erschien eine Frau mit Headset auf dem Bildschirm mit der ich dann via Videotelefonie eincheckte. Als plötzlich im Hintergrund auf dem Bildschirm Mark seine Faxen machte. Es war die Receptionistin des Hotel Domir....schräge Sache :-)

Da wir alle doch noch etwas angeschlagen waren von der Nacht im Zug, legten wir uns erstmal noch etwas hin und suchten uns anschliessend ein Restaurant um unseren Hunger zu stillen. Und wie der Zufall wollte rannten wir natürlich gleich ins selbe Steakhouse wie zwei andere Gruppen YB-Fans ;-) Nach einem sehr leckeren und auch wirklich günstigen Steak und Salatbüffet satt, war es dann doch Zeit fürs erste Bier. Und da es auch schon wieder langsam Dunkel wurde und das Tuborg Classic auch sehr lecker schmeckte, gab es auch nicht wirklich einen Grund das Pub bis zu unserem Abmarsch zum Stadion wieder zu verlassen ;-) Rund zwei Stunden vor Spielbeginn machten wir uns also zu Fuss auf zum Stadion. Und ab da fing es langsam an ungemütlich zu werden....Es begann zu regnen und die davor kaum aufgefallene Polizei war urplötzlich mit einem Grossaufgebot bereit um uns zu begleiten...Beim begleiten blieb es allerdings nicht. Die Polizei trat äusserst aggressiv und provokant auf. Leute am Ende des Marsches wurden ohne Vorwarnung in den Rücken gestossen wenn man zu Nahe an der Bullenkette am Ende lief, genau gleich auf der Seite sei es nun auf dem Trottoir oder bis zur Strassenmitte hin. Vor dem Stadion wurde die Situation dann endgültig unterträglich als auch noch Zivi-Bullen auftauchten die eher nach Hools aussahen als nach Ordnungshütern und auch entsprechend auftraten. Unserem Fanarbeiter wurden sogar Schläge angedroht als er sich über einen Verhafteten informieren wollte. Die Leute wurden regelrecht Richtung Gästeblock getrieben und wer nicht schnell genug war, kriegte gleich eins mit dem Schlagstock mit. Auch völlig unterträglich das arrogante und respektlose Auftreten, selbst wenn man mit einem Ausweis der Uefa ausgestattet war oder eine Ordner-Weste von YB trug...Und das man mich richtig versteht: Von Seiten der YB-Fans hatte es bis dahin keine Provokationen in Richtung Polizei gegeben. Das vereinzelt Leute auf die Schubserei ungehalten reagierten ist wohl nichts als normal. Auch toll die Information der Bullen das für Leute die kein Ticket haben kein Verkauf vor dem Block gebe sondern nur am Haupteingang. Da hinlassen wollte man aber auch niemanden. Schliesslich gelang es mir doch die Erlaubnis zu kriegen wenigstens mit dem Geld der wartenden zur Haupttribüne zu gehen. Dort erklärte man mir die Tickets für den Gästeblock würden nur dort vor dem Gästeblock verkauft....Aha...Also wieder zurück zum Gästeblock. Dort waren die restlichen wartenden mittlerweile von einer Bullenkette eingekesselt. Und tatsächlich die Kasse war nun offen, allerdings so aufgestellt dass man es vom Gästeeingang her gar nicht sehen konnte....

Nach diesem Spiessrutenlauf konnte man sich endlich dem Sportlichen zuwenden, weswegen man ja auch eigentlich nach Odense gereist war... Doch auch da überwog schlussendlich der Ärger. Der Ärger über eine verpasste Chance nämlich. Dieses Odense wäre mit ein wenig mehr Mut und Entschlossenheit zu schlagen gewesen, von einem Punktgewinn ganz zu schweigen. Doch YB trat unsicher, mutlos und uninspiriert auf und liess den Dänen vorab im Mittelfeld viel zu viel Platz was vor allem Doppeltorschütze Andreasen immer wieder nutzte um den schnellen und gefährlichen Utaka in Szene zu setzen. Nach 12 Minuten flog ein flach getretener Eckball in Richtung Fünfer. Bürki zögerte, Bienvenu reagierte nicht auf den an ihm vorbeisfliegenden Flankenball und Andreasen hatte dann keine Mühe den Ball über die Linie zu drücken. Die Reaktion von YB: Keine. Doubai lieferte eine katastrophale erste Halbzeit ab und wurde zurecht nach 45 Minuten durch den allerdings nicht weniger schwachen Hochstrasser ersetzt, Lulic und Rega mühten sich auf den Seiten ab, kamen aber kaum einmal durch und Torchancen blieben Mangelware. Die beste hatte noch Doubai der nach einer schönen Ablage von Bienvenu aus rund 14 Metern aber kläglich neben das Tor schoss. Eine absolut verdiente Pausenführung für Odense war das Resultat. Auf den Rängen übrigens war nicht wirklich was los, wir dürften auf jeden Fall ziemlich laut gewesen sein. Einzig ein Odense-Fan gleich auf der Tribüne neben dem Gästeblock sorgte für Wirbel als er uns mit allen möglichen Zeichen nach dem 1:0 für Odense zu provozieren versuchte. Auch da waren die Ordner im Law and Order-Staate Dänemark natürlich schnell zur Stelle und begleiteten den Mann von der Tribüne. Wirklich witzig wurde es als der gleiche Typ etwa 10min vor Schluss plötzlich wieder auf der Tribüne erschien, uns den Finger zeigte und uns anschliessend noch seinen nackten Arsch entgegenstreckte. Natürlich waren die Ordner wieder schnell zur Stelle um den Störenfried aus dem Stadion zu weisen. Immerhin etwas erheitnerndes an dem Abend....Nach dem Seitenwechsel kam YB etwas besser ins Spiel und Bienvenu und vor allem Regazzoni vergaben gute Ausgleichschancen für YB. Rega rutschte nach guter Vorarbeit von Lulic nur Zentimeter an der Hereingabe von Bienvenu vorbei. Mitten in diese Druckphase von YB, leistete sich Hochstrasser an der Mittellinie erst einen dummen Ballverlust und beim (immerhin) löblichen Versuch seinen Fehler gut zu machen, beging er danach gleich noch ein unnötiges Foul. Andreasen zirkelte den Ball über die Mauer und am chancenlosen Bürki vorbei ins linke obere Eck. Danach war die Partie eigentlich gelaufen. Odense beschränkte sich auf die Defensive und setzte doch immer wieder mit schnellen Kontern gefährliche Nadelstiche. YB mühte sich vergeblich ab und blieb harmlos bis zum Schluss. YB hat es damit verpasst den zweiten Platz mit mindestens einem Unentschieden zu festigen. Die europäische Auswärtsbilanz$ist nun doch schon sehr sehr bitter. Ausser dem Sensationssieg in Istanbul stehen drei Spiele, null Punkte und 0-9 Tore zu buche...

Und nun stand uns ja auch noch der erneute Rückmarsch vom Stadion in die Stadt bevor....und es war erneut einfach nur nervig, provokant und arrogant was die Polizei aufführte. Wieder wurden Leute ungewarnt geschlagen oder geschupst nur weil sie nach der Meinung der Polizei zu wenig schnell oder zu weit draussen liefen...Es soll nicht verschwiegen werden dass natürlich ein paar sehr gereizt auf das auftreten der Polizei reagierten, was die natürlich genüsslich auszunutzen wussten. Aber sowas habe ich echt noch nie erlebt und ich war nun schon in einigen Ländern an Fussballspielen. Wie meinte ein Schreiber im Forum 1898.ch so treffend:

"ich dachte bis gestern abend, evtl. habe diese dänische hyggeligkeit doch noch was. jetzt wissen wir, was das fürn blöder bullenstaat ist, in dem man die fassade hochhält, einen auf glückliche heile welt macht und demjenigen mit dem bullenknüppel in die fresse schlägt, der diese geheuchelte glückseligkeit stören könnte."

Bestens dazu passt es auch, dass derselbe Zivi der vor dem Stadion unserem Fanarbeiter noch mit dem Knüppel eins überbraten wollte, nach dem Spiel in der Stadt plötzlich überfreundlich vor einer Hool-Gruppe warnte die angeblich in der Stadt unterwegs sei und uns noch angreifen wolle. Passiert ist aber dann nichts. So liessen wir den Abend im Ryan`s ausklingen und gegen halb sechs hatte mich mein Hotelbett dann doch auch wieder. Dumm nur dass wir 2 Stunden später bereits wieder aufstehen mussten ;-)

Schliesslich wollten Chrisli und ich am Freitag noch St.Pauli siegen sehen, wenn es schon mit dem YB-Auswärtssieg nicht geklappt hatte. Mark begleitete uns bis Flensburg ebenfalls. Nachdem mich die beiden nach einigen Anstrengungen doch noch wach gekriegt hatten, gings noch schnell in den Frühstücksraum, dort noch schnell stehend einen Saft getrunken und ein paar Brötchen mit Käse und Schinken gefüllt zum mitnehmen ;-) Lüku wäre Stolz auf uns gewesen ;-)
Nach ereignislosen 8 Stunden Zugfahrt erreichten wir dann um halb fünf Dortmund wo uns ein Freund von mir bei dem wir übernachten würden schon erwartete. Danach noch schnell ein paar Bier eingekauft, die bereits bestellten Pizzen abgeholt und verschlungen und dann gings auch schon Richtung Gelsenkirchen. Spieltag im Ruhrpott ist schon immer wieder ein Highlight. Was man da an Kutten und Schalrock-Trägern erblicken kann ist einmalig ;-) Leider konnte ich keine Fotos machen, da meine Kamera auf der Hinreise nach Odense im Zug liegen geblieben war....

In Gelsenkirchen am Hauptbahnhof wieder einmal die sinnfreien Logik der Polizei miterleben dürfen. Fans mit St.Pauli-Klamotten wurden bei einer Rolltreppe zur Strassenbahn nicht durchgelassen sondern auf die Busse verwiesen. Also zurück, Schals kurz in die Tasche, wieder hin zur Rolltreppe und schwupps war man durch...wenn man bedenkt dass sich jene Klientel die sich Prügeln wollen eben gerade keine Vereinsfarben tragen, echt nur noch zum lachen.
Allerdings hätten wir schlussendlich besser die Busse genommen....Beim Kauf der Fahrzeuge muss einer also ganz starkes Zeugs geraucht haben. Die Fahrzeuge bestanden genau aus zwei Wagen und gefahren sind die nicht etwa wie zu Erwarten wäre bei einem Fussballspiel mit 60`000 Zuschauern dauernd, sondern vielleicht alle 10 Minuten, höchstens...Konsequenz daraus: Eine Stunde und vierzig Minuten gebraucht vom Hbf bis zum Stadion...Also wenn ich mir sowas jedes zweite Wochenende antun müsste...nein Danke. Womit wir bereits beim nächsten Ärgernis wären. Diese Halle, äh dieses "Stadion" geht nun wirklich nicht. Schon nur das geschlossene Dach, dass einem das Gefühl gibt in einer völlig überdimensionierten Turnhalle zu sein, geht einfach gar nicht. Und ich dachte bisher ich sei von YB ja so einiges gewöhnt was Werbung während des Spiels betrifft. Pustekuchen, Schalke schlägt das um längen. Und weil ich schon so schön am Nörgeln bin: Der Gästestehbereich ist auch eine ziemliche Fehlkonstruktion. Ein zwar relativ grosser Block, wenn man mit anderen Stadien vergleicht. Aber die zwei einzigen Eingänge sind jeweils mittig im Block angelegt was nun wirklich völliger Blödsinn ist. Das führte zur Situation das in Teilen des Blocks noch massig Platz vorhanden war, sich die Leute aber an den Eingängen dermassen stauten dass fast kein Durchkommen mehr war. Klar hängt das auch mit dem Verhalten der Leute zusammen die nicht mal noch ein paar Schritte nach unten oder zur Seite machen können wenn man sieht dass es langsam eng wird. Aber Eingänge ganz oben oder ganz unten am Block entschärfen diese Problematik doch um einiges. Womit ich beim nächsten nervigen Thema wäre. Was sich mittlerweile im St.Pauli-Auswärtsblock tummelt ist schlicht peinlich. Nicht genug dass man sich natürlich so eine idiotische Knappen-Karte holen muss um sich dann massig Bier reinzuschütten und im Block ein ständiges kommen und gehen herrscht. Nein es wird auch noch 90 Minuten die Klappe gehalten und höchstens mal gegen USP gewettert. Die Hälfte des Blockes hätte sich das Spiel locker auch am Fernseher anschauen können. Dann wären sie von USP nicht beim Bier trinken gestört worden und umgekehrt wäre die Stimmung wohl um einiges besser gewesen. Und das Platzproblem hätte sich auch von alleine gelöst...1.Liga schön und gut, aber wenn wir immer mehr von solchen Fans anziehen brauch ich die Bundesliga echt nicht....Sportlich war es die erste wirklich schlechte Leistung. Wobei St.Pauli in der ersten Halbzeit wenigstens noch die eine oder andere Chance hatte und insbesondere Deniz Naki kurz vor dem Seitenwechsel das 1:0 für Schalke durch Raul hätte ausgleichen müssen. In der zweiten Halbzeit ging aber gar nichts mehr, keine Laufbereitschaft, kein Kampf und so holst du nicht nur in der ersten Liga keinen Blumentopf...Das 3:0 für Schalke ging absolut in Ordnung. Der relativ gute Start ist mit diesen drei Niederlagen in Folge ziemlich dahin. Zumal ein Block auf die Tabelle verrät dass wir vor allem gegen Teams die hinter uns klassiert sind Punkte haben liegen lassen. Es bleibt zu hoffen dass Stani den Jungs den Larifari ganz schnell austreiben kann. Die nächsten beiden Heimspiele gegen Leverkusen und Wolfsburg werden alles andere als leicht und trotzdem muss gepunktet werden...Alles andere als eine gute Voraussetzung...Ich bin nach wie vor überzeugt dass die Mannschaft die Qualität hat sich in der Liga zu halten, aber dazu braucht es von allen über 90 Minuten vollsten Einsatz und nur mit spielerischen Mitteln können wir definitiv nicht bestehen.

Montag, 27. September 2010

Derbywochenende

Nach dem nicht sonderlich erfreulichen Abend in Stuttgart ging es nach kurzer Nacht am Freitag morgen von Winnenden nach Hamburg. Nach über vier Monaten endlich wieder mal im Viertel. Ein schönes Gefühl. Und dann gleich noch zum ersten Derby am Millerntor in der Bundesliga-Geschichte. Gänsehaut. Zuerst bei Zypern-Andi (:-)) mein Gepäck abgeladen, kurz ein wenig über meinen Südamerika-Trip und anderes geschnackt und dann ging es natürlich zum obligaten Besuch im Raval zum Essen. Nach Nach einem ersten Bier noch kurz den obligaten Besuch im Fanladen vollzogen (und dort gleich mal 30 Euro liegen gelassen, kommt davon wenn man so lange nicht mehr da war ;-) Schliesslich war es dann auch schon bald Zeit zum Spiel der St.Pauli Amateure zu fahren die um 17.30 Uhr (Was für eine bescheuerte Anstosszeit)an der Waidmannstrasse gegen den Wedeler TSV in der Oberliga Hamburg antraten. Mit 6 Siegen und einem Unentschieden sowie 21 Toren aus 7 Spielen war die zweite Mannschaft des FC St.Pauli hervorragend in die Saison gestartet. Gegen den Tabellenletzten aus Wedel war ein Sieg also Pflicht.
Und das Spiel entwickelte sich auch dementsprechend. St.Pauli II im Vorwärtsgang und die Wedeler vor allem mit Abwehrarbeit beschäftigt. Bei den St.Paulianern standen unter anderem mit Hauke Brückner ein alter Bekannter, sowie mit Moritz Volz ein Prominenter Name auf dem Platz. Ich muss es ganz ehrlich zugeben: Das Spiel lief ziemlich an mir vorbei. Da doch einige bekannte Gesichter unter den Zuschauern weilten, verbrachte ich mehr Zeit mit "Wiedersehens-Gesprächen" und Bier trinken als mit dem aufmerksamen Verfolgen des Spiels. Das es am Ende 5-0 Ausging und die jungen St.Paulianer das eine oder andere schöne Tor schossen hab ich aber doch noch mitgekriegt ;-)

Nach dem Spiel im Vereinsheim des SC Union 03 noch das Ende der 2.Bundesliga-Konferenz geschaut und dann gings zurück Richtung Viertel. Nach einem Abstecher ins Jolly noch schnell in der Süd vorbeigeschaut und mit vielen weiteren bekannten Gesichtern noch ein wenig Bier getrunken und das erste Derby am Millerntor herbeigesehnt. Nach einem längeren Abstecher mit unserem Exil-Berliner-Südzeckenmitglied im Nobel-Dönerladen liess man den Abend feuchtfröhlich im Jolly ausklingen. Bemerkenswert das gegen halb sechs Uhr morgens von noch ca. acht Gästen, fünf Südzecken waren und von denen zwei schliefen ;-)

Nach nur sehr wenig Schlaf, gings am Samstag zur Amateur-Hopping-Tour. Drei Spiele hatte unser Oberhopper ausgesucht und da man für was anderes als Amateur-Fussball-Gucken viel zu verkatert war ging man halt mit ;-) Zuerst wartete um 12 Uhr das Oberliga-Spiel zwischen Concordia Hamburg und Victoria Hamburg. Cordi trägt seine Heimspiele im Sportpark Hinschenfelde in Wandsbek aus. Tatsächlich fanden sich noch andere bekannte Gesichter zu der frühen Tageszeit in Wandsbek ein. Unter anderem mein Sprecherratskollege Carsten. Die Geschichte des Spiels ist eigentlich schnell erzählt. Cordi völlig überfordert und die Victoria, die im DFB-Pokal ja RW Oberhausen ausgeschaltet hatte und in der nächsten Runde auf den VfL Wolfsburg trifft, völlig überlegen. Bei ständig wechselndem Wetter (Was uns den ganzen Tag noch begleiten würde) siegte "Vicky" schlussendlich klar und deutlich mit 5-0. Das Derby verfolgte uns im Übrigen auch dahin. Nicht nur dass eine beträchtliche Anzahl als Rauten erkennbare Zuschauer anwesend waren, selbst die Rührstäbchen zum Kaffee musste man sich aus einem Becher mit einer Raute drauf nehmen...Und die Idee eine Flasche Rauten-Likör zu kaufen (der ebenfalls an dem Büdchen angeboten wurde) und im Falle eines Derby-Sieges zu trinken liessen wir gottlob schnell wieder fallen.

Um 15.00 Uhr stand unser zweites Spiel an dem Tag auf dem Programm. Zum Verbandsliga-Kick Hamm United FC gegen den Rahlstedter SC. Nach einem kurzen Abstecher in einen Supermarkt zwecks Nahrungs und vor allem Flüssigkeitsaufnahme ;-) fanden wir dank dem Navi den versteckt liegenden Sportplatz am Tribünenweg, der den Namen allerdings nicht wegen dem Fussballplatz sondern wegen der Pferderennbahn trägt die ein paar Meter weiter steht. Das Spiel war schlichtweg grottig aber trotzdem mit ein paar erzählenswerten Anekdoten gespickt. Als erstes gilt es sicher den cholerischen Torhüter von Hamm United zu erwähnen. Nach jedem Angriff der auf sein Tor zu kam stauchte er die seine Vordermänner in einer Lautstärke zusammen dass einem Angst und Bange um seinen Gesundheitszustand wurde. Highlight war definitiv als er das Gekicke vor sich lauthals mit den Worten "Das ist doch einfach nur amateurhaft!" beschrieb :-) Amateurhaft sollte sich dann auch zum Running-Gag des Wochenendes entwickeln :-) Zur Pause stand das Spiel 1-0 für Hamm. Trotzdem kamen sich zwei Spieler von Hamm auf dem Weg in die Kabine derart in die Haare dass nur das Eingreifen anderer Spieler eine Schlägerei verhinderte. Nicht minder komisch die Pausenansprache des Gästetrainers die man sich genüsslich zum Pausen-Kaffee anhören konnte. Höhepunkt des Spiels war aber bestimmt die Gelb-Rote Karte die sich ein Hamm-Spieler innert Sekunden für zweimaliges Reklamieren abholte. Grosses Tennis. Zu diesem Zeitpunkt stand es 1-1, was die Heimmannschaft aber nicht daran hinderte in Unterzahl noch den Siegtreffer zu erzielen. Da wir nach dem Spiel nur gerade 10 Minuten Zeit hatten um zu unserem dritten Spiel zu kommen, haben wir die Ansprache des Gästetrainers leider verpasst, wäre aber bestimmt lustig geworden. :-)

Das dritte Spiel des Tages fand um 17.00 Uhr in Barmbek statt. Das Barmbeker-Derby zwischen dem HSV Barmbek-Uhlenhorst und dem Uhlenhorster SC Paloma stand auf dem Programm. Und das war nun definitiv das Highlight des Tages. beide Teams hatten ihre Fangruppen am Start, wobei auf Seiten von BU ein "Kutten-Fanclub" mit Pauken und was sonst noch alles dazu gehört für Stimmung sorgte und auf Seiten Palomas 5 definitiv noch minderjährige auf Ultra machten und mit Megaphon und bekannten Ultra-Liedchen ihre Mannschaft nach vorne trieben :-) Auch das schmucke Stadion mit ungedeckten Sitzplätzen sowie einer Stehrampe gegenüber wusste definitiv zu gefallen. Interessanterweise heisst es Wilhelm Ruprecht-Platz und nicht Stadion, obwohl es dieses Attribut definitiv verdient hätte. Als wir kurz nach Anpfiff eintrafen, fiel auch schon das 1-0 für die Gastgeber was die einzige Ordnerin am Eingang schier in Ekstase versetzte. Das es hier um mehr ging als bloss um einen Amateur-Kick merkte man auch den Mannschaften an. Die Rivalität war wirklich zu spüren. In einem sehr gehässigen Spiel mit vielen gelben und einer direkten Roten Karte setzte sich schliesslich BU mit 3-1 durch. Wobei sie den Sieg zuerst unter sich am Mittelkreis feierten, indem die gesamte Mannschaft einen Kreis bildete und unter "Scheiss Paloma" rufen alle hüpften. Schliesslich wurde mit dem Kutten-Fanclub noch ein Uffta gemacht wobei auch hier natürlich dem SC Paloma nochmal deutlich gemacht wurde was man von ihnen hält.

Nach diesem unterhaltsamen Highlight des Tages waren wir alle ziemlich geschafft. Wir schleppten uns ins Raval um etwas zu essen und wieder etwas Kraft zu tanken. Nach dem Essen hätte ich mich eigentlich ins Bett legen können so müde war ich. Und es wäre definitiv die richtige Entscheidung gewesen. Doch plötzlich nach dem ersten Mexikaner und dem ersten Cider, schmeckte der Alkohol eben doch wieder ;-) Und da sowieso die ganze Zeit irgendwelche Meldungen über durchs Viertiel ziehende Rauten im Jolly ankamen und schliesslich sogar einer auf dem Weg vom Jolly ins Raval angegriffen wurde, blieb man natürlich auch im Laden um einen allfälligen Angriff zu verhindern. Aber sie kamen natürlich nicht....Interessant übrigens auch das Verhalten der Polizei die erst einen schwarzen Geländewagen voller Zivis gegenüber dem Jolly Stellung beziehen liess (vier Männer in einem geparkten Geländewagen fallen halt auch gar nicht auf!) um diese nach rund einer Stunde dan abzuziehen und dafür vier Patroullien-Fahrzeuge über zwei Stunden lang ein Autocorso veranstalten liess, die im 10-Minuten-Takt im Schritttempo am Jolly vorbeifuhren...

Die Nervosität liess mich nach nur gerade 4 Stunden schlaf bereits wieder aufstehen. Nach einem kurzen Frühstück gings zum Fanladen und schliesslich zu einem ersten Kaltgetränk vorm Jolly. An Bier war in dem Moment noch nicht zu denken. Kaum hatte ich übrigens meine Überraschung darüber geäussert dass noch keine Bullen am Jolly standen, fuhren auch schon zwei grüne Wannen heran und spuckten je 10 Grüne aus. Scheinbar haben die jetzt schon telephatische Fähigkeiten wird ja immer schöner ;-)
Erste Meldungen machten die Runde das der Marsch der Rauten vom Altonaer Bahnhof aus bereits am Beginn der Reeperbahn ein erstes Mal gestoppt wurde weil wohl die Polizei und auch St.Pauli-Fans angegriffen worden sind. Hatte ich am Vorabend noch einige Bedenken, durfte man am Spieltag selbst von einem vorbildlichen Verhalten der Szene sprechen. Klar die eigenen Läden wären sicher verteidigt worden, was ja auch absolut legitim ist. Aber die Befürchtung dass es nicht nur beim verteidigen bleiben würde bestätigte sich in keinster Weise. Nach den doch eher peinlichen Plakaten zu Urteilen die im Viertel hingen ("Verpiss dich aus dem Viertel, Rautensau"...erinnert irgendwie eher an ausländerfeindliche Parolen als an Worte einer linksgerichteten und antifaschistischen Fanszene) hätte man auch anderes erwarten können.
Die Rauten wurden auch nach dem ersten Stopp scheinbar weiter Ausfällig und eine Gruppe soll das TippelII mit Steinen angegriffen haben und auch sonst gaben sie der Polizei weiter gute Gründe ihr Dispositiv zu rechtfertigen...Ich kann mir ja schöneres vorstellen als vom Wasserwerfer geduscht dann noch 2 Stunden Fussball zu schauen, aber gut, ihr Problem ;-)

Nach kurzem Treffen der Südzecken am alkoholfreien und deshalb wohl auch spärlich besuchten AFM-Container gings früh ins Stadion. Beim Anstehen am Eingang fuhr dann plötzlich der Rauten-Mannschaftscar zum Stadion. Warum der von einem Wasserwerfer begleitet wurde und durch den Lautsprecher des Wasserwerfers bereits Drohungen ausgesprochen wurden, diesen zu benützen, obwohl ausser ein paar Schmähgesängen rein gar nichts passierte weiss auch wieder mal nur die Polizei. Einen guten Platz gesucht und gefunden und dann begann das warten auf den Anpfiff. Der HSV-Mob war zu diesem Zeitpunkt übrigens noch immer nicht am Stadion angekommen und wir konnten von der Tribüne aus zusehen wie sich der Mob umringt von hunderten von kleinen weissen Punkten die Glacischaussee hoch bewegte. Sah ganz lustig aus. Ungefähr eine halbe Stunde vor Spielbeginn ergoss sich dann auch eine Menge schwarz gekleideter Personen in den Gästeblock, scheinbar wurde durch den HSV-Mob (wie angekündigt ist man versucht zu sagen...) der Eingang gestürmt und es waren wohl ein paar Leute mehr im Gästeblock als wirklich Platz gehabt hätten....

Zum Spiel gibt es eigentlich gar nicht so viel zu sagen. Erstens wohl deshalb weil schlicht wenig passierte und es vor allem von der Spannung und dem Kampf lebte und zweitens weil ich wohl schlicht auch zu angespannt war um wirklich viel bewusst warzunehmen und auch behalten zu können. Die St.Pauli-Mannschaft auf dem Platz wusste jedenfalls um was es ging. Kein Ball wurde verschenkt, keinen Meter Platz gegeben. Und auch spielerisch wusste St.Pauli mit dem HSV mitzuhalten, so dass sich sogar ein leichtes Chancenplus ergab. Die Stimmung empfand ich persönlich am Millerntor auch schon besser, aber die Anspannung und die Wichtigkeit des Spiels lassen dass doch ein wenig erklärbar erscheinen. Und als Bulle Boll den Ball in der 77 Minute nach vorarbeit von Asamoah im linken unteren Eck versenkte, explodierte das Stadion förmlich. Die ganze Anspannung, der ganze Frust über lange Jahre des Wartens auf diesen einen magischen Moment entlud sich in der Sekunde. Ein unglaublicher Torjubel den ich garantiert nie mehr vergessen werde. So nah am Derbysieg, so nah dran den HSV zumindest für das nächste halbe Jahr bis zum Rückspiel in der wasweissichwiediejetztheisst-Arena gedemütigt zu haben. Tja ihr wisst es ja bereits. Ausgerechnet mein Landsmann Mladen Petric vermieste uns den historischen Triumph. Mit seinem wohl einzigen Fehler im ganzen Spiel servierte Zambrano dem kroatisch-schweizerischen Doppelbürger Petric den Ball auf dem Silbertablett und der liess Kessler im St.Pauli-Tor mit seinem zugegeben herrlichen Schuss keine Chance.

Noch kurz was zum Auftritt der Rauten: Wie peinlich ist es eigentlich eine Zaunfahne zu präsentieren und anschliessend zu verbrennen von einem "normalen" Fanclub der rein gar nichts mit den üblichen (und deswegen nicht minder blöden ja eigentlich ziemlich kriminellen) Ultra-Klau-Geschichten zu tun hat? Die Antwort kann sich jeder selber denken...
Und dafür dass man St.Pauli ja eigentlich "überhaupt nicht ernst nehmen könne" waren Chosen Few und co. doch ziemlich Mitteilungsbedürftig wie mir schien. Ausser sehr vielen platten Klischeebemühenden Sprüchen kam aber auch da nicht viel. Einzig gelungen fand ich die Choreo vor dem Spiel bei der eine grosse Blockfahne verkehrt herum aufgezogen wurde und erst anschliessend unten mit einem (allerdings schwer leserlichen) Transpi "Ganz Hamburg steht Kopf für den HSV" erklärt wurde.
Und selbstverständlich soll auch das äusserst löbliche Transpi an die NPD Hamburg nicht unerwähnt bleiben. Die NPD hatte sich im Vorfeld des Spiels mit den "deutschen Anhängern des HSV" solidarisiert und den Angriff von HSV`ern nach dem Saisonauftakt-Spiel gegen Freiburg am Altonaer Bahnhof auf St.Pauli-Fans und den Ersatztorhüter Bene Pliquett als Angriff der St.Paulianer dargestellt. Weiter stand in dem Schreiben: "Die linksextreme Gewalt hingegen, so hat es den Anschein, wird in diversen Vereinigungen innerhalb des FC St. Pauli vom Vorstand und einigen Sponsoren finanziell unterstützt. Zu nennen ist unter anderem die Anhängervereinigung Ultra Sankt Pauli (USP), welche in den letzten Jahren stets bemüht war, antifaschistisches und volksfeindliches Gedankengut in den Sport zu tragen. Dieses vermummte Gesindel war in der Vergangenheit in Hamburg stets durch Gewalt gegen deutsche Befreiungsnationalisten in Erscheinung getreten." Die HSV`er antworteten darauf äusserst deutlich: "NPD – Fuck off. Wir scheißen auf euch und eure Solidarität." stand auf dem Transparent dass sie entrollten und dafür vom ganzen Stadion einigen Applaus ernteten.

Nach dem Spiel war ich völlig platt und hatte immer noch weiche Knie. Schlussendlich rafften wir uns auf und gingen auf ein Bier zum AFM-Container der nun reichlich frenquentiert war.... Da erreichte uns dann auch die Meldung über den versuchten Angriff der "Riot Crew" aufs Jolly. Es blieb zum Glück beim Versuch. Leider viel zu früh musste ich dann meine zweite Heimat schon wieder verlassen. Da ich am nächsten Tag arbeiten musste ging es leider nicht anders. Ein tolles Wochenende ging zu Ende das nur ein Derby-Sieg noch hätte toppen können. Am Montag kam ich dann noch 20 Minuten zu spät zur Arbeit, weil die Deutsche Bahn einmal mehr ihrem Ruf gerecht wurde und mein Zug eine geschlagene Stunde Verspätung hatte. Aber das war nach dem Wochenende irgendwie auch egal :-)

Montag, 20. September 2010

16.09.2010 VfB Stuttgart - YB 3:0

Nach einigen Stunden Arbeit für so einige Leute war der Tag nun also gekommen. Erstmals in meiner doch schon langen Karriere als Fussball-Fan ging es mit einem Extrazug ins Ausland. Zu den 800 YB-Fans im Extrazug gesellten sich nochmals rund 500 die mit anderen Verkehrsmitteln angereist waren. Dazu noch etliche unserer Freunde aus Darmstadt sowie "Abordnungen" der unvergleichlichen Südzecken und der Kurpfälzer USP-Sektion. Da ich als Besteller bei den SBB angegeben war und somit auch erst mal ich für weiterreichende Kosten als im Vertrag vereinbart hätte gerade stehen müssen, war ich doch ein wenig angespannt. Aber die Befürchtungen waren völlig unbegründet. Die im Vorfeld sehr intensive Kommunikation der Ostkurve und von gäubschwarzsüchtig, dass die Fanszene selbst für diesen Zug die Verantwortung trägt und jegliche Sachschäden nur der Kurve schaden, hatten offensichtlich gefruchtet. Allgemein haben wir in diesem Punkt in der bisherigen Saison einen grossen Schritt nach vorne gemacht. die Sachschäden blieben auch bei den bisherigen nationalen Extrazügen sehr minim. Ich kann nur hoffen dass es so weiter geht. Dazu noch die ebenfalls höchst erfreuliche Tatsache dass wir niemanden hatten der schwarz fahren wollte. Offensichtlich setzt sich auch bei uns langsam der Kurvengedanke durch.

Einziger kleiner Aufreger: Obwohl in acht von zehn Wagen geraucht werden durfte, hielten sich in einem der zwei Nichtraucher-Wagen so einige Leute nicht daran und pafften fröhlich drauf los. Das es so schwer ist sich daran zu halten ist für mich völlig unverständlich. Genau diese Intoleranz hat m.E. ein gutes Stück dazu beigetragen dass heute sehr strenge Gesetze herrschen was das Rauchen in öffentlichen Räumen betrifft. Aber ganz klar: Das hier ist jetzt jammern auf hohem Niveau. Denn die Zugfahrt war ansonsten sehr entspannt. Und hätte die Deutsche Bahn wie versprochen in Stuttgart eine Grobreinigung durchgeführt wäre wohl auch die Sauberkeit kein Thema gewesen ;-)

In Stuttgart-Untertürkheim empfing uns dann auch schon eine stattliche Anzahl an Polizisten und sogar eine der berüchtigen Reiterstaffeln (KSC-Fans wissen wovon ich schreibe....)Viele Berner waren doch etwas überrascht ob der massiven Polizeipräsenz, Willkommen in Deutschland kann man denen bloss sagen...Die Polizei war aber eigentlich ziemlich entspannt und ausser ein paar Zivis auf einer Fussgängerbrücke die ein paar Bier abbekamen, blieb es auch sehr ruhig. Einer der Darmstädter Zivis soll Pflatschnass gewesen sein ;-) By the way: Dass die Darmstädter Polizei für vielleicht 30 Leute gleich viele Zivis mitschickt wie die Berner Polizei für 1300, löst doch einiges Kopfschütteln aus...
Für mich hiess es nun auf die Südzecken und Kurpfälzer zu warten für die ich Tickets hatte. Und das dauerte dann doch noch eine Weile. Wohl vor allem deshalb weil die Polizei die Strasse vom Bahnhof Untertürkheim bis zum Gästeeingang scheinbar schon weit vor unserer Ankunft gesperrt und damit ein kleines Verkehrschaos ausgelöst hatte. Schliesslich waren dann aber doch alle da und es ging zum Stadion. Dort wieder mal die Willkür der privaten Sicherheitskräfte eindrücklich vorgeführt bekommen. Obwohl die anderen Gruppen ihre Schwenk- und Zaunfahnen längst im Block hatte, hiess es plötzlich das keine Fahnen mehr zugelassen seien. Höhepunkt war nun das sich die Polizei und der private Sicherheitsdienst, die Verantwortung gegenseitig zuschob. Immer wieder sehr bemühend solche Machtspielchen auf dem Buckel der Fans...

Aber wenden wir uns dem sportlichen zu. Und da gab es bei unserer Europa-League Premiere nicht all zu viel zum feiern....Es war erschreckend wie Chancenlos wir gegen eine keineswegs sattelfeste Stuttgarter-Mannschaft waren. Die konnten einfach auf unsere Fehler warten und schlugen dann zu. Neuzugang Alain Nef war das eine oder andere Mal mit dem Tempo überfordert, Marco Schneuwly hatte im Gegensatz zu Mayuka der ihn ersetzte wenigstens ein paar Bälle, gelingen mochte beiden nichts. Es war Marco Wölfli zu verdanken, dass das Resultat nicht noch höher ausfiel. Gegen vorne war YB an Harmlosigkeit nicht zu überbieten. Der Support in unserem Block war eigentlich ganz gut, teilweise sogar sehr gut. liess aber auch wegen der Leistung und dem Resultat in der zweiten Halbzeit merklich nach. Zur YB-Viertelstunde wurden noch einige Bengalos gezündet was vorab drüben beim Commando Cannstatt für einige in die Höhe gehaltene Handys sorgte, da waren sie wohl beeindruckt die Ultras der Stuttgarter ;-)
Nach dem Spiel ging es für mich nicht mehr mit dem Extrazug zurück sondern ich blieb gleich bei meiner Obersüdzecke und seiner bezaubernden Frau um dann am nächsten Morgen mit dem Zug gleich weiter nach Hamburg zu fahren. DERBYTIME!
Erst galt es aber noch aus dem Parkhaus rauszukommen, was sich einige Zeit dahinzog. So war aber immerhin noch ein Schwatz mit einigen Darmstädtern möglich ehe es nach rund 45 Minuten dann doch endlich vorwärts ging und wir das Parkhaus verlassen konnten.

Sonntag, 29. August 2010

29.08.2010 FC Sion - YB 2:0

Was soll man dazu noch sagen? Es kotzt immer an im Wallis gegen diesen Drecksverein zu verlieren, aber besonders kotzt es einem an, wenn man einer Mannschaft zusehen muss die sich emotionslos dieser Niederlage fügt und null Gegenwehr erkennen lässt...Die ersten 20 Minuten der erneut umgestellten Mannschaft (Rega für Lulic, Raimondi wieder hinten links, dafür Spycher wieder im zentralden defensiven Mittelfeld und Costanzo auf der Bank.) gingen ja noch. YB hatte das Spiel weitestgehend im Griff ohne allerdings auch nur im Ansatz gefährlich zu werden. Sion suchte sein Heil in schnellen Gegenstössen, was vorab über die schwache linke Seite von YB immer wieder gelang. Vorab Regazzoni liess seinen Gegenspieler mal für mal laufen, was Raimondi meist in die Lage brachte sich gleich gegen zwei Gegenspieler wehren zu müssen was ihm auch schon gegen einen oft Mühe bereitete. Genau über diese linke Seite fiel dann auch das 1:0 für Sion. Raimondi konnte die Flanke nach einem schnellen Vorstoss nicht verhindern und in der Mitte löste sich Obradovic von Affolter (aus meiner Sicht allerdings mit einem klaren Foul)und köpfte unbedrängt ein. Danach riss der Faden bei YB komplett. Sion hatte nun auch mehr Ballbesitz, war die agilere, schnellere und schlicht bessere Mannschaft. Trotzdem bot sich YB die Gelegenheit im Spiel zu bleiben. Nach einem der wenigen gelungenen Angriffe wurde Degen im Strafraum von den Beinen geholt und der sonst schwache Circhetta zeigte zurecht auf den Punkt. Doch bereits im Vorfeld des Penaltys beschlich mich das Gefühl dass der nicht rein geht. Degen und Bienvenu stritten sich um die Ausführung, Spycher mischte sich auch noch ein und bestimmte dann quasi Bienvenu zum Schützen...prompt hielt Vanins den schwach geschossenen Elfer von Bienvenu.

Petkovic reagierte in der zweiten Halbzeit und nahm den völlig neben den Schuhen stehenden Regazzoni aus dem Spiel und brachte Lulic. Am Spiel der Young Boys änderte sich jedoch nichts. Im Gegenteil. Sion bestimmte die Gangart und erarbeitete sich weitere gute Chancen und YB konnte sich definitiv bei Wölfli bedanken dass es keine Kanterniederlage wurde. Er war der einzige der auf der Höhe seiner Aufgabe war. Der Rest der Mannschaft ergab sich früh ihrem Schicksal und das war einmal mehr schlicht und ergreifend eine Kopfsache. Man wird den Eindruck nicht los, dass irgendwas in diesem Team nicht stimmt...

Zudem muss man sich auch Fragen warum Petkovic mitte der zweiten Halbzeit mit Costanzo und Marco Schneuwly zwei Offensivkräfte bringt, aber unser zentrales Mittelfeld mit der Herausnahme von Hochstrasser (verständlich) und Spycher (unverständlich) noch weiter destabilisiert. Folge war dass wir im Mittelfeld kaum mehr einen Ball sahen und die beiden Stürmer im nun praktizierten 4-4-2 völlig in der Luft hingen. Zumal wie schon zuvor über die Flügel null Druck erzeugt wurde, Sutter ein Schatten seiner selbst war. (von der anderen Seite war ja schon die Rede...)
Das 2:0 war nur eine Frage der Zeit und es viel schliesslich gleich zu Beginn der YB-Viertelstunde. Damit war der Mist bereits geführt auch wenn noch 15 Minuten Zeit gewesen wäre um immerhin eine Reaktion zu zeigen. Ich habe es vorhin schon vorweggenommen, passiert ist dies nicht, am Ende kann man froh sein das Wölfli uns vor einer noch höheren Niederlage bewahrt hat.

Selbstverständlich veranlasste der Sieg natürlich wieder diese elenden Tribünenfurzer auf der Gegentribüne in unsere Richtung zu halsen was das Zeugs hielt, wie auch schon in der Pause übrigens. Das sind irgendwelche Väter und Grossväter die ihren Kindern die natürlich auch dabei sind immer wieder herrliche Vorbilder sind. Wäre der 5 Meter hohe Zaun nicht da würde wohl keiner die Fresse so weit aufreissen und manchmal würde man sich echt wünschen das plötzlich irgendwo ein Tor offen steht...

Einmal mehr blieb einem also nur dieses Tal auf dem möglichst schnellsten Weg wieder zu verlassen...

Noch eine kleine Anmerkung: Wie kann es sein das über 1000 YB-Fans unter der Woche nach London reisen, dann aber bei einem "Derby" gegen Sion bloss knapp 500 mitreisen?....

Mittwoch, 18. August 2010

17.08.2010 YB - Tottenham Hotspur

Gegenüber dem Xamax-Spiel nahm Petkovic mehrere Änderungen vor. Im 4-2-3-1 agierte vor Wölfli eine Vierer-Kette mit Spycher links, Jemal und Affolter zentral sowie Sutter auf rechts. Davor Hochstrasser und Doubai im zentralen defensiven Mittelfeld. Lulic, Costanzo und Degen bildeten eine offensive Dreierreihe während Bienvenu als einzige nominelle Spitze auflief. Und entgegen den Erwartungen war es nicht Tottenham das kam wie die Feuerwehr sondern der Aussenseiter. Nach gut zwei Minuten sah Lulic seinen Schuss vom Pfosten zurückprallen. Doch YB powerte weiter. Nach einem missglückten Weitschuss von Doubai prallte der Ball erneut Lulic vor die Füsse der den Ball überlegt in die weite Ecke schob. Was für ein Traumstart und die Ernüchterung im Gästeblock war deutlich zu spüren :-) Doch es kam noch besser. YB stand hinten sehr solide und liess trotz mehrheitlichem Ballbesitz der Engländer kaum etwas zu ausser einer dicken Chance von Dos Santos die aber Wölfli souverän zu Nichte machte. Doubai, der eine sehr starke Leistung zeigte, fing in der 19.Minute einen Ball in die Tiefe ab, lancierte Bienvenu, der unwiderstehlich an Dawson vorbei zog und zum 2:0 einschob. Unglaublich. Das Wankdorf stand Kopf. Sowieso muss man dem Publikum im C für einmal ein Kompliment machen. Ich habe selten so viele mitsingen gesehen wie gestern. Schade das dies nicht öfter der Fall ist. Tottenham gelang es weiterhin nicht die YB-Abwehr zu knacken und schien äusserst ratlos. YB dagegen weiterhin mit sehr diszipliniertem Auftreten. Jeder ging für den anderen noch einen Schritt mehr und kein einziger Ball wurde kampflos abgegeben. Mit einem Geniestreich lanicerte Costanzo schliesslich Hochstrasser der in der 28.Minute mit einem Hammer das 3-0 erzielte. Das ganze Stadion und natürlich auch das C16 stand Kopf, Leute die kurz vorher noch zwei Reihen über mir standen, hingen nun plötzlich um meinen Hals :-) Herrliche Szenen. Das waren die wohl besten 30 Minuten einer YB-Mannschaft die ich jemals gesehen habe. Hinten wie eine Wand und vorne mit unglaublicher Effizienz. Zwangsläufig stellte sich bei mir die Frage ein, was wohl ein Xamax letzten Samstag entgegenzusetzen gehabt hätte.....wohl nicht all zu viel. Das bringt mich unweigerlich zum Punkt wie sowas möglich ist. Es ist und bleibt reine Kopfsache und das ärgert mich in solchen Momenten dann halt doch ein wenig. Mit bloss 80 Prozent der Leistung gegen Tottenham, hätten wir in Bellinzona und gegen Xamax wohl fast sicher gewonnen....Das 3:0 war dann auch für Harry Redknapp zu viel und er wechselte bereits nach 32.Minuten ein erstes Mal und sollte einer seiner grossen Stars nach der Pause gleich in der Kabine lassen. Modric erschien für die zweiten 45.Minuten nicht mehr. Zuvor war den Londonern allerdings noch das 3:1 gelungen. Nach einem Eckball stieg Bessong in unglaubliche Höhen und traf genau in die obere Torecke. Weder Wölfli noch Sutter auf der Linie konnten dagegen was tun. Nach dem Seitenwechsel kamen die Londoner um einiges entschlossener aus der Kabine und setzten YB gleich unter Druck. YB liess sich dadurch wohl etwas zu stark nach hinten drängen. Allerdings muss man auch wieder sagen, dass die Spurs nicht wirklich zu guten Torchancen kamen. Ein, zwei gefährliche Flanken die aber meist unbehelligt durch den Strafraum segelten bildeten dabei die Ausnahme. YB kam nun nicht mehr so einfach hinten raus, aber wirklich gefährlich wurde es eigentlich höchst selten. Und je länger die zweite Halbzeit dauerte je mehr verstand es YB wieder vermehrt Nadelstiche zu setzen und hätte Christian Schneuwly einer seiner Grosschancen nach herrlichen Kontern genützt würde die Lage jetzt wohl noch besser aussehen. Ein Sonntagsschuss in die Nahe Ecke von Wölfli liess die englischen Supporter doch noch ein einziges Mal laut werden und sorgte bei Tottenham dafür dass man plötzlich mit dem Resultat zufrieden war, was das Ballgeschiebe in den letzten Minuten eindrücklich zeigte. Allerdings war genau dieses Ballgeschiebe wohl auch das grösste Kompliment an YB. Die Spurs waren mit der knappen Niederlage zufrieden, was sie vor dem Spiel wohl kaum unterschrieben hätten. Und genau deshalb glaube ich auch daran, dass YB durchaus gute Chancen hat, in einer Woche tatsächlich in die Champions League-Gruppenphase einzuziehen. Mit Leistungen wie in den drei bisherigen Spielen gegen Fener und Tottenham kann man auch an der Withe Hart Lane bestehen. Auch wenn es sicher ein hartes Stück Arbeit werden wird. Aber wenn wieder keiner abfällt, Lulic wieder so powert wie in der ersten Halbzeit, Jemal so sicher Auftritt wie im gesamten Spiel und jeder für den anderen geht ist die Sensation durchaus zu schaffen.

Darob jetzt einfach die wichtige Aufgabe in der Meisterschaft am Sonntag nicht vergessen. Gegen den FCZ erwartet uns ein harte Bewährungsprobe und ich hoffe das nicht wie gegen Xamax das Team bereits beim Rückspiel gegen Tottenham ist.....

Krass übrigens wie viele Leute am GSS-Fanshop für Tickets fragten die man sonst nie Auswärts sieht und einige waren beinahe nicht zu beruhigen selbst wenn man ihnen sagte das wir über tausend Tickets zur Verfügung haben... Dürfte eine stattliche Anzahl YB-Fans in London geben, bin gespannt ob die dann auch so mitgehen wie gestern. Zu hoffen wäre es denn dann werden sich die Tottenham-Fans welche heute in ihren Foren von der besonderen Stimmung an der Withe Hart Lane als Pluspunkt für sie redeten aber noch schwer wundern ;-)

Samstag, 14. August 2010

02.08.-05.08 Istanbul

Am späten Montag-Abend gings los. Über alle möglichen Wege machten sich rund 100 YB-Supporter auf den Weg nach Istanbul. Mit mir waren es rund 20 YB-Fans die mit Easy-Jet am späten Montag Abend von Basel nach Istanbul-Sabiha Gökcen, dem Flughafen im asiatischen Teil der Stadt am Bosporus flogen. Ankunft in Istanbul um halb vier Nachts. Mein Südamerika-Mitreisender Lüku hatte für uns dort eine Transportmöglichkeit in den europäischen Teil zu unseren Hostels organisiert, die er ebenfalls für uns gebucht hatte. Unser "Guide" empfing uns mit einem YB-Schal um den Hals und wir machten das erste mal die Erfahrung das Anhänger der beiden anderen Grossklubs in Istanbul, Galatasaray und Besiktas, gar nicht gut auf Fener zu sprechen sind und uns von Herzen einen Sieg gönnen würden. Unsere Hostels lagen im Stadtteil Beyöglu in der Nähe der Galata-Brücke die nach Eminönü in den historischen Altstadt-Teil führt in dem eindrückliche Bauten wie die blaue Moschee stehen. Nach dem wir noch weitere YB-Fans empfangen hatten die über Stuttgart geflogen waren gings zu unseren Hostels.

Dort angekommen erst mal der Schock. Das Zimmer in dem wir zu viert pennen sollten war kleiner als eine Abstellkammer, zugestellt mit drei Doppelstock-Betten, so dass man nur quer gehend durchs Zimmer zum Fenster kam. Die Tür sowie das Fenster liessen sich nur halb öffnen weil jeweils ein Bett im Weg stand...und die Hitze im Zimmer war unerträglich. Weil wir doch sehr müde waren legten wir uns wohl oder übel hin...um plötzlich unten auf der Strasse bekannte Stimmen zu hören. Polo, Simu, Matutu und Mani Porno standen da plötzlich vor unserem Hostel. Kaum hatte ich mich über das Zimmer beschwert, meinte Polo sie hätten in ihrem Hotel noch ein Bett frei. Das liess ich mir nicht zwei mal sagen, packte meine Sachen und verliess das Etablissement fluchtartig. Allerdings hatte ich eins ausser acht gelassen. Ihr Hotel lag in Kadiköy auf der asiatischen Seite der Stadt und war nur per Taxi über die Bosporus-Brücke (was weit und teuer war) oder per Fähre erreichbar, welche allerdings erst rund eineinhalb Stunden später fahren würde. Trotz den 24 Stunden die ich mittlerweile auf den Beinen war, hatte die Aussicht auf ein richtiges Bett und eine funktionierende Dusche doch noch mal revitalisierende Wirkung :-) So liefen wir durch die Gassen es praktisch menschenleeren Istanbul dem Fährhafen entgegen, wobei der Zustand unserer beiden Musiker von Mani Porno doch zu einiger Erheiterung führte.(Wer die Jungs übrigens nicht kennt: http://www.maniporno.ch/)

Leider fuhr die erste Fähre erst um 6 Uhr. So mussten wir weitere 50 Minuten irgendwie rumbringen, wobei dies dank jungen Katzen (ja vierbeinigen) und einer Foto-Poser-Session mit einem Fischer doch recht schnell ging. Langsam erwachte die Stadt wieder zum Leben und langsam erkannte man auch auf der anderen Seite Teile der Altstadt. Istanbul ist wirklich eine wunderschöne Stadt und all die Kuppeln und Minarette geben im Morgenlicht eine ganz spezielle Atmosphäre wieder. Dazu die Gebetsrufe des Muezzin aus den unzähligen Lautsprechern der Moscheen die das ganze zu einem fast Märchenhaften Bild vereinen. Und eine frühmörgentliche Schiffsfahrt hat definitiv auch was, dazu einen heissen Cai (tschai ausgesprochen, der berühmte türkische Tee)der die Müdigkeit auch noch ein wenig bekämpft. Beim Hotel angekommen galt es sich erstmal ins Zimmer zu schleichen was auch funktionierte. Aber mit schlafen war immer noch nichts. Binggis und Mätthu (eben Mani Porno) liefen nun aber erst recht in Hochform auf und spielten mir morgens um sieben im Hotelzimmer noch ihren neuen Wölfli-Song vor. Ein herrliches Bild :-)

Nach ein paar Stunden schlaf galt es auch schon wieder aus den Federn zu kriechen und den Tag noch etwas zu nützen. Wir wollten mit Mani Porno die Mannschaft an ihrem Hotel begrüssen. Da wir etwas knapp in der Zeit waren, leisteten wir uns zwei Taxis und fuhren zum Mannschafts-Hotel. Das 5-Sterne Hotel stand irgendwo in der Pampa und leider fand es der Manager gar nicht lustig als Mani Porno ihr Material vor dem Hoteleingang aufbauten. So mussten wir halt aufs Trottoir vor dem Hotel ausweichen. Nach einigem Warten in der Hitze von Istanbul kam schliesslich der Mannschaftscar in Begleitung einiger Polizeifahrzeuge angerollt. Sofort als der Bus schliesslich vor dem Hotel anhielt, kam eine "Delegation" mit den Spielern Raimondi und Spycher wieder zur Einfahrt. Sie freuten sich offensichtlich über den speziellen Empfang. Danach wurden wir von Stefan Niedermaier noch in die Hotel-Bar eingeladen und der vorher etwas abweisende Manager war durch den Head-Manager erstetzt worden der uns herzlich willkommen hiess ;-)

Schliesslich begaben wir uns auf die aussichtslose Suche nach einer Bushaltestelle und nahmen schliesslich doch wieder Taxis um zum Hafen von Kadiköy zu gelangen. Dort wollten wir noch ein paar andere Leute treffen unter anderem auch jener Herr der das Hostel gebucht hatte und dem ich ja noch meine Meinung geigen wollte ;-)
Dort angekommen, hiess es die Jungs seien noch etwa 15 Minuten entfernt. So schlug ich Mani Porno vor doch auf dem Platz ein kleines Spontankonzert zu geben. Was sie dann auch taten. Mani Porno live in Istanbul, ein herrliches Erlebnis :-) Die vielen Leute die vorbeigingen schauten schon etwas verwundert drein und einige blieben stehen um dem speziellen Konzert das da im Gange war etwas genauer zuzuschauen. Plötzlich standen auch die VIP-Besatzung des YB-Fluges neben uns, unter anderem Paolo Collaviti, VIP-Oberfan Christopher S. (Soll nicht despektierlich klingen der ist wirklich fast immer dabei auch auswärts)und sogar der Schnurri der Nation, Beni Turnheer machte dem legendären Auftritt von Mani Porno seine Aufwartung. Was Polo natürlich sofort dazu nützte mit seinem Kindheitsidol Beni ein Foto zu schiessen. Es war wirklich ein herrlicher Anblick wie die Leute stehenblieben und teilweise belustigt, teilweise mitwippend und teilweise völlig ratlos dem treiben zusahen :-)
Schliesslich artete das ganze noch in eine Talentshow für Kinder aus als eine Grossfamilie zum Singen antrat. einfach Herrlich.

Danach assen wir endlich etwas und machten uns daran die asiatische Seite der Stadt etwas genauer unter die Lupe zu nehmen. Was sofort auffiel. Es war alles irgendwie ein wenig ruhiger und gemächlicher als im europäischen Teil. Und verdammt viel günstiger. Der Ruf das Kadyköy der ein Alternativer-Stadtteil sein soll, stimmte vollkommen. Überall kleine Bars und Cafes wo man es sich draussen auf der Strasse bequem machen konnte. So liessen wir uns schliesslich in einer Bar nieder und die ersten Bier gingen in die Runde. Und weil es dort so schön war blieben wir gleich sitzen und das Efes schmeckte auch immer besser. Den Abend liessen wir schliesslich nach einem sehr feinen essen in einem Pub ausklingen. Das Bier floss schon wieder als gäbe es kein Morgen ;-) Und dies machte den Kontakt zu den Einheimischen auch viel einfacher. Viele die Englisch reden trifft man nicht, aber mit einem Fener-Fan unterhielten wir uns über eine Stunde prächtig, Er türkisch wir Berndeutsch :-)

Am nächsten Morgen war als erstes mein Kater wach. Da ich mit Polo und Simu abgemacht hatte noch ewtas mehr von der Stadt zu sehen war das aber ganz praktisch. Die beiden waren schon auf und warteten schliesslich am Fährhafen auf mich. Binggis und Mätthu zogen es vor ihren Rausch noch weiter auszuschlafen und blieben im Bett. Wir fuhren mit der Fähre rüber in den europäischen Teil und liefen dann bei unglaublicher Hitze über die Galata-Brücke auf der unzählige Fischer stehen, rüber nach Eminönü. Dort liefen wir über einen Basar. Sensationelle Eindrücke waren das. Die frischen Schafskäselaibe, die Gewürze, Backwaren, Fleisch und auch sonst alles was man brauchte war zu haben. Sehr interessant übrigens die vielen französischen Lehnwörter die im türkischen verwendet werden. Die Seilbahn ist der "Teleferik", die Standseilbahn ist das "Funicular" oder die Charcuterie ist die "Şarkütery" Nach einem feinen Lamm-Kepab wollten wir der Hitze enfliehen und uns irgendwo in den Schatten hocken. Wir gingen erneut über die Galata-Brücke nahmen das "Funicular" auf der anderen Seite zur grossen Einkaufstrasse die am Takshim-Platz endete. Oben angekommen, trafe wir Teile von USBE in einem schönen Restaurant das in einer kleinen Gasse lag und gesellten uns zu ihnen. Das Bier schmeckte auch schon wieder sehr gut, obwohl 13 türkische Lira doch völlig übertrieben waren. Im asiatischen Teil hatten wir dafür noch 4 Lira bezahlt....So liessen wir die Zeit bis zur Abfahrt der Busse die uns zum Stadion bringen würden in ein paar Bars am Schatten verstreichen. Es war immer noch abartig heiss als wir schliesslich zu den Bussen gingen. Die Fahrt zum Stadion dauerte rund 45 Minuten wobei wir über die grosse Bosporus-Brücke in den asiatischen Teil fuhren wo das Şükrü-Saracoğlu-Stadion von Fener liegt. Die Ostkurve hatte für alle gelbe Shirts machen lassen mit einem schönen Motiv drauf die wir im Bus bekamen. Immer wieder tolle Ideen, danke dafür.

Schliesslich kamen wir rund zwei Stunden vor Spielbeginn beim Stadion an. Die Sicherheitskontrollen waren ziemlich rigoros, so durfte man kein Kleingeld mit reinehmen, dass man dann drinnen wenn man Getränke kaufte, doch wieder kleingeld als Rückgeld bekam, ist ein anderes Thema....Die meisten waren schon drin, als plötzlich Aufregung entstand. Plötzlich hatte wohl der Sektor-Chef gerade Lust auf einen grossen Auftritt und untersagte einer Gruppe die Fahnen und Stangen die man sich am Nachmittag noch extra besorgt hatte und laut der Fener-Delegation die in der Vorwoche in Bern war auch erlaubt sein sollten, reinzunehmen. Die Intervention der Fanarbeit brachte ebenso wenig wie jene der YB-Verantwortlichen. Schliesslich wurde eine adrette Dame gerufen die sogar sehr gut Englisch sprach und erst als "Dolmetscherin" angekündigt wurde, aber plötzlich doch für die "Organisation" zuständig war. Ein langes hin und her begann und schliesslich brachten wir immerhin die Fahnen der Gruppe schon mal in den Block. Die Stangen durften aber weiterhin nicht rein, weil dies ein "nationales Gesetz" sei, wobei die Dame die Begründung brachte nach dem sie behauptete von der Fener-Delegation hätte niemand das OK für Fahnen gegeben, vielleicht sei dies die Polizei gewesen die ebenfalls mit Leuten in Bern war beim Hinspiel. Auf meinen Einwand dass dann die Polizei die eigenen Gesetze nicht kenne, ging sie gar nicht erst ein. Ich rang ihr schliesslich das Zugeständnis ab, dass wenn wir auch nur eine Fahne mit einer Stange im Stadion sehen würden, wir unsere ebenfalls kriegen würden. Natürlich tauchten kurz vor Spielbeginn in einem Sektor grosse Schwenkfahnen auf. Ich ging mit dem YB-Fanverantwortlichen und dem YB-Sicherheitschef sofort runter um die Fahnenstangen zu holen. Leider war die Dame von vorhin unauffindbar und der Sektorenchef wollte die Stangen natürlich unter keinen Umständen rausrücken...Tja so läuft das halt wohl dort :-)

Zum Spiel muss ich eigentlich nichts sagen. Ein grandioser Auftritt unserer Jungs mit dem Höhepunkt durch Bienvenu der kurz vor der Pause den Siegtreffer erzielte. Es ist allerdings schon ärgerlich wenn man die Jungs auf dem Platz so fighten sieht und dann an das Spiel in Bellinzona zurückdenkt....Im Block war die Anspannung zu spüren um so frenetischer fiel dann der Torjubel aus, unglaubliche Szenen die sich da abspielten die man teilweise ja auch im TV sehen konnte :-) Mehr brauche ich eigentlich nicht zu schreiben :-) Und als Wölfli mit einer grandiosen Parade in der Nachspielzeit den Sieg rettete gab es kein Halten mehr. Ein unglaubliches Erlebnis. Zumal die türkischen Fans uns und YB das Wohl grösste Kompliment machten als sie lautstark klatschten als sich die Mannschaft nach dem Spiel bei uns bedankte. Grosser Sport. Ich war völlig platt nach dem Spiel und konnte kaum mehr stehen, was offensichtlich vielen anderen auch so ging. Mein neues Shirt war triefend nass und die Schweiss-am-Rücken-ist-cool-Fraktion war klar in der Mehrheit. Nach einiger Wartezeit konnten wir den Block schliesslich verlassen und die rund 120 Leute verteilten sich in die beiden Busse. Der eine fuhr zurück in den europäischen Teil wo einige noch mächtig über die Stränge schlugen was ein MMS um kurz nach fünf Uhr morgens bewies :-) Und dies trotz vorheriger Ankündigung dieser Person, den Abend "ganz seröis" zu beenden, ieu, ieu :-) Im Bus zum Flughafen wurden die Schleusen auch nochmals geöffnet, die halbe Flasche warmer Vodka ging durch die Sitzreihen und weckte vor allem bei mir noch mal ein paar Lebensgeister. Am Flughafen wurde noch kurz ein Mob-Foto geschossen und schliesslich galt es die rund drei Stunden Wartezeit bis unser Flieger abhob zu überbrücken. Da die Schleusen halt schon mal offen waren, wurde dies vor allem mit Bier trinken getan, und die letzten Lira galt es ja auch noch zu verscherbeln und dabei half das auch sehr gut :-)

Der Flieger war wie schon beim Hinflug überraschenderweise voll und so einige Passagiere schauten mit leicht verdrehtem Sack auf den Haufen in Gelb gekleidet der sich noch schnell eine Flasche Schnaps einverleibte. Im Flieger dann war dann allerdings schnell mal Ruhe. Ausser bei Däru und mir :-) Wir hatten gleich vor uns eine türkische Familie aus Burgdorf und überraschendwerweise war die äusserst hübsche Tochter überhaupt nicht angepisst das eine Reihe hinter ihr noch der Bär steppte und ein Kalimotxo nach dem anderen gemixt wurde. Auch die Mutter der Familie war sehr angenehm und so verging die Reise bei geöffneten Schleusen und netten Gesprächen wie im Fluge. höhö :-) Kurz nach halb sieben Uhr morgens landeten wir in Basel und nach dem ich um Neun schliesslich zu Hause war gings für zwei Stunden ins Bett und danach gleich wieder zur Arbeit :-)
Ein von A bis Z gelungener Auflug, in eine wunderbare Stadt, mit unglaublich Gastfreundlichen und Hilfsbereiten Menschen, einem unglaublichen Spiel und vielen Eindrücken. Ewtas vom geilsten was ich bisher mit YB erleben durfte. Allen Mitreisenden ein grosses Merci.