Freitag, 24. Dezember 2010

Der Baum brennt längst!

Das Fussball-Jahr 2010 ist zu Ende und ich bin ziemlich froh darum. Zu viel was in "meinen" Vereinen schief gelaufen wäre als dass es ein gutes Jahr war. Und da ist das sportliche bei beiden ausgenommen....Das man sich bei YB an solche Turbulenzen wie im August mit der stil- und sinnlosen Entlassung von Stefan Niedermaier gewöhnt hat, zeigte die kaum vorhandene Protestwelle. Ausser von ein paar engagierten aktiven Fans aus der Kurve kam da gar nichts. Ist ja irgendwie auch klar. Wie kann sich bei einem Wachstum des Zuschauerschnitts von irgendwie 3000 Nasen auf über 20`000 in gerade mal 8 Jahren auch wirklich so etwas wie eine feste Bindung ergeben? Zumal einem "Mitglied" des BSC Young Boys die Hände komplett gebunden sind. Der Verein wurde spätestens mit der Auslagerung der U-Mannschaften in die Betriebs-AG zu Grabe getragen. Man hat es in der Schweiz verpasst eine 50+1-Regel wie in Deutschland einzuführen die den Vereinen jeweils die Mehrheit des Aktienkapitals der ausgegliederten Profimannschaften garantiert. In so einigen Vereinen hat das sogar dazu geführt dass die Profimannschaften überhaupt nicht ausgegliedert werden weil sich eine Mehrheit der Vereinsmitglieder dagegen wehrt und so die Geschicke des Vereins und auch der Profiabteilungen in Vereinshand halten. Bei uns sind solche Strukturen nur noch Träume aus längst vergangenen Tagen. Man hört den aktiven Fans zwar ab und an mal ein wenig zu, gibt ihnen ein paar Zückerchen wie Stehplätze, aber das war es dann auch. Protest erwächst in unserer Kurve praktisch keiner mehr, viele Junge Fans wollen einfach konsumieren und das höchste an Mitarbeit ist das nachsingen der Vorgaben des Capo. Aber irgendwie auch verständlich wenn man mal gerafft hat, dass Mitsprache in einem Verein in der Schweiz heisst vielleicht mal um seine Meinung zu einem Fan-Artikel gefragt zu werden oder sich in eine dumme Fan-Box stellen zu lassen und dort irgendwelche Sinnfreien Statements über ein meist Sinnfreies Thema zum Besten zu geben dass anschliessend in der Halbzeit den Massen "Unterhaltung" bieten soll....

Beim FC St.Pauli sollte das eigentlich anders sein. Mit der Betonung auf sollte. Was sich insbesondere in diesem Jahr so alles abgespielt hat, ist erschreckend und hat mir einiges von meinen Illusionen genommen der FC St.Pauli sei ein etwas anderer Verein. Natürlich ist er es immer noch. Er ist es aber praktisch nur noch dank seiner politisierten Fanszene die nicht einfach alles schluckt was man ihr zum Frass vorwirft. Und die dank der Mitgliederversammlung direkten Einfluss auf das Geschehen im Verein nehmen kann. Es versteht sich von selbst, dass der Spagat zwischen notwendiger Kommerzialisierung und den Grundwerten und Idealen der Fanszene respektive des Vereins gerade in der ersten Liga immer schwieriger wird. Wenn es aber tatsächlich nur geht wenn man Logen an Striplokale verkauft und die dort ihre Mädels teils mehr teils weniger bekleidet Tanzen lassen, wenn es nur geht wenn irgendwelche Mobilfunkanbieter mit LED-SMS-Anzeigen im Stadion während des Spiels präsent sind, wenn es nur geht dass ein Getränk mit dem Namen "Kalte Muschi" offizieller Partner des FC St.Pauli ist, und wenn es nur geht dass man eine neue Haupttribüne baut auf der die alteingesessenen an die Peripherie vertrieben werden weil es 50% an Business-Seats braucht, ja dann bin ich (und zum Glück sehr viele andere Fans auch) nicht bereit diesen Preis zu bezahlen. Und wenn dann der Grad der Empörung an der Anzahl Mails die eingegangen sind gemessen wird, statt sich mit der zuerst intern durch den FCSR und den ständigen Fanausschuss geäusserten Kritik befasst (auf die kaum geantwortet wurde) ja dann ist das nicht mehr ein kokelnder Ast, dann brennt längst der ganze Baum!

Es ist erschreckend wie die damals gerade vom Verein so gefeierten Richtlinien aus dem Fankongress 2009 einfach mit Füssen getreten werden in dem man jetzt unterschiedliche Interpretationsmöglichkeiten bemängelt. Dabei sind gerade die Vermarktungsrichtlinien eigentlich unmissverständlich. Und das eben frisch gewählte Präsidium schweigt. Dass ist eigentlich das schlimmste. Da reden praktisch alle Protagonisten in dem Verein über alles, der von mir eigentlich hochgeschätzte Geschäftsführer Sport (sic!) Helmut Schulte zum Beispiel fordert für die VIP`s die nach 80 Minuten gegen Mainz in Scharen das Stadion verlassen weil kein Aussicht auf Erfolg mehr besteht, mehr Toleranz ein (Man stelle sich das mal vor: Da ist es den gutbetuchten VIP`s auf den besten Plätzen zu viel noch 10 Minuten durchzuhalten und der Mannschaft den Respekt entgegenzubringen und dann wird von jenen Toleranz eingefordert die dieses Verhalten kritisieren. Ein in meinen Augen unglaublicher Vorgang für einen Verein wie den FC St.Pauli.) Und das Präsidium schweigt immer noch. Es reicht jetzt. Ich kann alle nur auffordern die Petition der Sozialromantiker zu lesen und zu unterzeichnen. Jetzt wird nicht mehr der brennende Baum gelöscht, wenn es sein muss wird der ganze Wald abgefackelt. no retreat!

http://www.sozialromantiker-stpauli.de/wordpress/?p=12

Montag, 6. Dezember 2010

Von drei Punkten, Stripshows und einer grossen vergebenen Chance

Seit langem wieder mal brachte mich ein Flieger nach Hamburg. Und ich weiss wieder warum ich mir das nicht öfter antue. (Obwohl ich ja dieses Jahr mit dem Südamerika-Trip so oft geflogen bin wie wohl noch nie in meinem Leben....) Die unglaublich nervigen Sicherheitskontrollen sind ja schon alleine ein Grund dafür den Zug zu nehmen. Aber spätestens wenn du im Flieger so verdammt eng sitzt, deine Beinfreiheit trotz ja nicht wirklich langen Beinen, schlicht nicht das Wort "Freiheit" verdient und man höchstens mal schnell aufstehen kann wenn man zur Toilette will, weiss ich warum ich die Freiheit im Zug so liebe. Kommt noch dazu dass ich meinen Ipod und mein Handy jederzeit benutzen kann und nicht nur dann wenn es mir erlaubt wird. Genug gejammert, nächstes Mal nehme ich wieder den Zug, so einfach ist das. Wegen dem Schneechaos in Europa hatte der Flieger dann auch noch eine halbe Stunde Verspätung weshalb ich erst gegen halb sieben im Viertel war. Schnell die Dinge erledigt die es zu erledigen gab und dabei meiner Fanclubsprecherratskollegin M. über den Weg gelaufen und mich gleich angeschlossen um bei der Aktion gegen Schwarzmarkthändler mitzumachen. Die grossartige Aktion scheint schon erste Erfolge zu zeigen, so sind die Händler offensichtlich nach der ersten grossen Aktion nervös geworden und stehen nicht mehr einfach offensichtlich an der U-Bahn-Station rum sondern bewegen sich rund ums Stadion. Aber auch das half nichts um einige von ihnen aufzuspüren und sie zu vertreiben und auch um wieder ein paar Leute aufzuklären und an die Tauschbörse zu verweisen. Mal schauen wann den Typen endgültig der Geduldsfaden reisst, einige waren doch schon sehr aggressiv und es bleibt zu hoffen dass weiterhin so viele mitmachen, sollte mal was passieren wäre es auf jeden Fall besser in der Überzahl zu sein.

Übrigens wurde vor dem Spiel noch die 101. Ausgabe des Übersteigers verkauft mit einem Titelthema dass die Gemüter seit 2 Wochen zumindest intern doch sehr erhitzt. Der Übersteiger hat mit seinem Artikel nun zum Glück dafür gesorgt dass eine breitere Öffentlichkeit davon erfahren hat. Der Artikel spricht eigentlich für sich.

http://blog.uebersteiger.de/__oneclick_uploads/2010/12/uebersteiger101auszug.pdf

Und der Verein? Hüllt sich seitdem im Schweigen. Getanzt (mit Bikini) wurde anscheinend auch gegen Kaiserslautern wieder und die Mieter der Loge von Susis-Show-Bar haben wegen des Übersteiger-Artikels scheinbar sogar einen Anwalt eingeschaltet. Viel lächerlicher gehts ja nicht mehr. Und wenn die Vereins-Oberen denken dass jetzt einfach in die Winterpause "retten" zu können und dann zu hoffen dass sich der Wirbel legt, täuschen sie sich aber gewaltig....Leitlinien sind dazu da eingehalten zu werden, will man dass nicht, soll man das klar kommunizieren und wir treten den Fankongress in die Tonne. Mit den folgen davon muss man dann aber auch leben können. Und ich denke mal das könnte hässlich werden...

Aber weiter zum Spiel: Gegenüber dem 0:3 in Bremen hatte Stani einiges verändert. So begannen in der Abwehr statt Oczipka, Zambrano und Thorandt (Rotsperre) Volz, Morena und Gunesch. Und eines sei gleich mal vorweggenommen. Die drei erledigten ihre Arbeit sehr gut. Vorab die Innenverteidigung aus der zweiten Garde musste sich überhaupt nicht verstecken und zeigte eine sichere und engagierte Leistung. Die Doppelsechs besetzten wieder Boll und Lehmann, die offensive Dreier-Reihe bildeten Kruse, Asamoah und Bartels und Ebbers gab einmal mehr die einsame Speerspitze. Zu Beginn eine schöne Pyro-Einlage im Gästeblock mit Blinkern und Fackeln. Das wars dann aber auch was man vom Gästeblock warnehmen konnte. Mann hat den vollen Gästeblock in der Süd schlicht nicht ein einziges Mal gehört.

Ähnlich grottig wie der Auftritt der Gästefans war allerdings das Spiel. Fehlpass reihte sich an Fehlpass und zwar auf beiden Seiten. Aber wenigstens hatte St.Pauli im kämpferischen Bereich Vorteile. Die Entschlossenheit des Teams war wirklich spürbar was sich m.E. doch auch auf die Ränge übertrug. Die Gegengerade kam überdurchschnittlich oft sehr gut rüber und die Süd dürfte einige Male wirklich laute Gesänge der GG übernehmen und weitertragen.

Vor dem Tor zeigte sich St.Pauli aber weiterhin sehr harmlos. Es bedurfte schon eines Standards und eines Eigentores von Christian Tiffert damit das Millerntor kochte. Den knappen Vorsprung brachte man eigentlich relativ sicher über die Zeit und hätte man die Konter etwas effizienter gestaltet wäre wohl eine frühere Siegsicherung dringewesen. So blieb das Zittern bis zum Schluss nicht nur wegen der Kälte. Und ganz ehrlich: Schon nächste Woche fragt niemand mehr danach wie die drei Punkte eingefahren wurde. Hauptsache sie wurden eingefahren und dass es auch noch gegen einen direkten Konkurrenten klappte macht den Sieg umso wertvoller.

Den Rest des Abends erspar ich euch jetzt, denn ihr wisst ja bestimmt wie und wo der endete ;-)
Jedenfalls hiess nach kurzer Bettruhe bereits wieder aufstehen und zum Flughafen zu fahren. Nach zwei Kaffee auf dem Weg dorthin und einem im Flugzeug, gings mir auch schon wieder recht gut, zwar müde aber was solls. In Basel angekommen, via Hauptbahnhof Richtung St.Jakob gefahren. Es ist schon interessant dass man überall sonst alleine mit YB-Schal durch eine Stadt gehen kann ohne blöd angemacht zu werden. Ausser in Basel. Diesmal gleich zwei Mal passiert. Zuerst am Bahnhof und dann beim Umsteigen am Aescheplatz und dort erst noch von fünf berndeutsch-sprechenden Jungs. Sagt eigentlich alles über die oder nicht?`
Am Stadion war noch nicht all zu viel los. Ausser die Polizei die einmal mehr ihr martialisches Aufgebot präsentierte mit hunderten von Bullen, mehreren Räumfahrzeugen mit Gittern usw...jedes Mal wieder ein Spektaktel. Dem ich weil ich so früh war doch eine ganze Weile zuschauen durfte. Dann noch Einzelne aus der Ostschweiz begrüsst und natürlich durfte auch eine Darmstädter-Delegation nicht fehlen. Immer wieder nett die Leute zu sehen und echt beeindruckend wie oft die dabei sind. Respekt dafür.
Immer wieder ein Ärgernis der Einlass in Basel. Nur gerade zwei Schleusen für über 1000 Fans ist einfach eine Frechheit. Und natürlich wird dann trotz versprechen den seitlichen Eingang beim Marathon-Tor auch noch zu öffnen nicht gehalten, so dass es tatsächlich von 15.20 Uhr als der Extrazug aus Bern ankam bis kurz vor Spielbeginn um 16.45 ging, bis dann alle drin waren. Mühsam beschreibt das wohl nur unzulänglich.
Zum Spiel. YB gegenüber dem Stuttgart-Spiel mit einigen Änderungen. Spycher rutschte für den verletzten Jemal links in die Viererkette, dafür bildeten Hochstrasser und Doubai die Doppel-sechs. Und statt dem ebenfalls angeschlagenen Lulic durfte Raimondi links in der offensiven Dreier-Reihe ran, die durch Christian Schneuwly anstelle von Costanzo und Degen ergänzt wurde. Als einzige Spitze fungierte erneut Mayuka.
Und trotz den etlichen Umstellungen war es YB welches sofort die Initative übernahm und angetrieben vom starken Christian Schneuwly die Basler bereits früh in Bedrängnis brachten. Die allergrösste Möglichkeit hatte Hochstrasser der seinen satten Schuss vom Lattendreieck zurückprallen sah und auch Sutter brachte den Nachschuss nicht im Gehäuse unter. Der FC Basel konnte sich einzig mit Kontern etwas Luft verschaffen. Bis auf eine gute Chance von Frei, die Wölfli jedoch zunichte machte schaute aber wenig heraus beim Leader. YB weiterhin am Drücker und schliesslich mit der hochverdienten Führung durch Doubai, der sich in den Strafraum spielte und aus wenigen Metern und spitzem Winkel den Ball herrlich in den Netzhimmel drosch. Hochverdiente Pausenführung für YB also. Leider kam der FCB aggressiver und agiler aus der Kabine zurück und stellte YB in der Folge vermehrt vor Probleme. Insbesondere Stocker und Saquiri sorgten immer wieder für Wirbel über die Flügel. YB kam aber immer noch mit gefälligen Speilzügen zu Gegenstössen und blieb Gefährlich. Ein völlig unberechtigter Penalty-Pfiff vom Basler (sic!) Schiedsrichter Claudio Chirchetta der ohne Scheiss dieses Spiel als Abschiedsgeschenk gewünscht hatte und es auch bekam, gab dem FCB die Chance zum Ausgleich.(Man denke mal darüber nach. Einer der aus Muttenz stammt und nur ein paar hundert Meter zum Stadion des FCB braucht und daneben im Nordwestschweizerischen Fussballverband arbeitet welcher seinen Sitz gleich neben dem Stadion St.Jakob hat, darf eine solche Partie leiten...) Doch Fortuna war immer noch auf Seiten der Young Boys und Frei setzte den Elfer an den Pfosten. Kurze Zeit später spielte Degen im Strafraum der Basler, Mayuka frei der alleine auf Costanzo zulaufen konnte. Doch statt den Ball im Tor zu versenken oder ihn dem völlig frei stehenden Hochstrasser pfannenfertig aufzulegen, schoss er lediglich Costanzo an. Im Gegenzug liess zuerst Sutter seinen Gegenspieler laufen und Hochstrasser liess sich von Shaquiri austanzen, der Ball fan den Weg über Streller zu Frei der nur noch einzunicken brauchte. Wobei Frei aus meiner Sicht im Abseits stand, auch wenns sicher ein knapper Entscheid war. Dass Schiri-Obmann Meier dann anschliessend von einem "Weltklasse-Entscheid" sprach passt in die Momentane Verfassung des Schweizer Schiedsrichterwesens...Da werden mittelmässige Schiedsrichter zu Stars hochgepusht und jeder noch so abstruse Fehlentscheid wird anschliessend von Meier in der Presse schöngeredet. Dass man so und mit einem Wunschkonzert für abtrende Schiedsrichter sowieso, die Glaubwürdigkeit aufs Spiel setzt sollte eigentlich klar sein. Wie wurde Meier doch heute im 1898-Forum zitiert: (Hat er scheinbar bei seinem Auftritt als "Experte" im ZDF tatsächlich mal gesagt: "Das schläckt halt keine Geiss weg" In der Tat nicht...

Statt 2:0 für YB, stand es also plötzlich 1:1. Und YB konnte darauf nur noch sporadisch reagieren. Der FCB war nun leider die bessere Mannschaft, gewann viel mehr Zweikämpfe und war auch vor dem Tor entschlossener als YB. Zwar liess der FCB nun unseren Jungs sehr viel Raum und Degen hatte einige Male sehr viel Platz vor sich auf der rechten Seite. Indes zu nutzen wusste er es nicht. Warum er statt mal konsequent in den Strafraum zu ziehen und das eins zu eins zu suchen, immer am Strafraum in die Mitte zog und sich dort dann halt verhedderte, wird wohl sein Geheimnis bleiben. Warum Abraham nach genau einer solchen Szene nicht vom Platz flog, als er Degen von hinten noch einen Faustschlag in den Magen versetzte, wird wohl Circhettas Geheimnis bleiben...Man merkte das bei YB nach dem harten Spiel gegen Stuttgart etwas die Kräfte ausgingen, aber dass zum Beispiel ein Sutter derart einbrechen kann ist schon etwas wunderlich. Und wenn man nach einem katastrophalen Fehlpass über drei Meter einfach stehen bleibt und zusieht wie ein Basler auf deiner Abwehrseite Richtung Strafraum rennt, ja dann wäre der Zeitpunkt der Auswechslung eigentlich gekommen. Das 2:1 für den FCB war dann fast schon keine Überraschung mehr. Und wenn auch noch Wölfli zu patzen beginnt der einen zwar harten aber wenig platzierten Weitschuss abprallen lässt, stehts halt schnell mal 3:1 und die Partie ist entschieden. Da störte es dann auch nicht mehr gross dass Abraham gleich noch einmal vom Platz gestellt gehört hätte, als er Mayuka der durchgebrochen war von hinten umriss. Chirchetta beliess es bei Gelb....Eine sehr ärgerliche Niederlage. Wenn man in Basel das Spiel über 50-60 Minuten im Griff hat, sich einige gute Torchancen erarbeitet und Frei sogar noch einen Elfer verschiesst, dann hat man schlicht eine Chance verpasst, wenn man das Spiel noch verliert und da tritt der Ärger über eine mehr als fragwürdige Schiri-Leistung auch in den Hintergrund. Acht Punkte Rückstand auf Luzern und Basel sind sicher kein Pappenstiel, aber auch nicht ein uneinholbarer Rückstand. Allerdings glaube ich ehrlich gesagt nur bedingt daran dass wir noch was mit den vordersten Plätzen zu tun haben werden. Zu unbeständig waren schlussendlich die Leistungen in der ersten Hälfte der Meisterschaft. Jetzt gilt es gegen den FC St.Gallen den Rückstand auf Luzern Basel und den FCZ mit drei Punkten nicht noch weiter anwachsen zu lassen, dann sehen wir im Frühling weiter. Ein Schritt in die richtige Richtung ist sicher die gestern bekannt gewordene Verpflichtung von Hansruedi Hasler, der als Technischer Leiter geholt wurde und einiges an Erfolgen vorweisen kann. So gilt er als Baumeister des Schweizer Nachwuchs-Erfolges in den letzten 15 Jahren. Es zeichnet sich langsam ab, dass es für Leute wie Alain Baumann wohl eng werden wird im Winter wenn ich sehe was sonst ncoh für Leute auf der YB-Lohnliste stehen, bleibt wohl kaum mehr Platz für einen Sportchef mit einer Wasserverdrängung wie Baumann sie hat (oder eben nicht hat....)

Noch etwas grundsätzliches: Es ist schon erstaunlich wie viele Jungspacken ein Spiel in Basel jeweils anzieht. Und die im Zaum zu halten ist leider oft ein Ding der Unmöglichkeit. Ich kann nur weiter an die Eigenverantwortung der Leute appellieren. Wenn ihr im Extrazug Leute seht die Sachen zerstören wollen oder Gegenstände aus dem Zug werfen: Sprecht sie auf ihr Verhalten an, zeigt ihnen auf was für Konsequenzen ihr Verhalten auf die ganze Kurve hat. Das gilt im Übrigen eben so für diese unsäglichen Böller. Erneut wurde in Basel ein Böller vom Oberrang in den Unterrang geschmissen und explodierte verdammt nah an dort stehenden YB-Fans. Hört auf mit dem Scheiss. Will man jemals eine einvernehmliche Lösung für Pyro finden, darf es solche Böller einfach nicht mehr im Stadion geben.

Mittwoch, 1. Dezember 2010

Immer positiv bleiben

Ganz ehrlich: Das letzte Wochenende liegt mir immer noch schwer auf dem Magen. Klar das Abstimmungsresultat war irgendwie zu erwarten gewesen. Trotzdem muss ich zugeben dass ich doch irgendwie darauf gehofft habe dass die Mehrheit der abstimmenden Bevölkerung der Vernunft folgt und die Initiative der SVP bachab schickt. Man muss sich schon fragen was aus dem Land geworden ist, dass sich immer noch seiner humanitären Tradition rühmt, seiner pragmatischen Suche nach Lösungen und Konsens. Menschenrechte, Völkerrecht und nach meiner Meinung nicht zuletzt die Verfassung unseres Landes wurden mit Füssen getreten. Wie weit teilweise totalitäre Gedanken mittlerweile fortgeschritten sind, zeigen die Reaktionen auf Kritik am Abstimmungsergebnis. Die SVP und andere rechte Kreise kommen dann gleich mit dem Totschlag-Argument die Gegner würden das Resultat nicht akzeptieren. Quasi nach dem Motto es wurde so abgestimmt, das ist jetzt sakrosankt und Kritik ist bloss "töipele" Da kann man wirklich Angst kriegen um das Demokratieverständnis dieser Kreise. Natürlich ist es in einer Demokratie erlaubt sein Unbehagen über ein Abstimmungsresultat kundzutun. Die Aufforderungen von Rechts jetzt einfach die Klappe zu halten "denn das Volk habe entschieden" hat für mich definitiv totalitären Charakter.

Endgültig wütend werde ich, wenn ich mir dann von sogenannt Linken und Liberalen anhören muss, ich hätte mit meinem doppelten Nein der Initiative zum Durchbruch verholfen. Erstens stimmt die Argumentation von Markwalder und co. nicht (www.nationofswine.ch liefert den Gegenbeweis) und zweitens glaube ich wenn die Linke (und damit insbesondere die Sozialdemokraten) von Anfang an geschlossen gegen die Initative und den nicht wirklich besseren Gegenvorschlag zu Felde gezogen wäre, hätte es anders rauskommen können. Denn es war mit nur 2,9 Prozent Unterschied doch knapp. Mal ganz davon abgesehen dass die Bürgerlichen und Teile der Linken von Anfang an bereits in blinder Angst vor einem weiteren SVP-Sieg den Gegenvorschlag ausgepackt haben, statt mit sachlichen und nüchternen Argumenten die Initiative für Ungültig zu erklären oder wenigstens geschlossen zu bekämpfen. Etwas mehr Mut würde gerade der SP im Moment gut anstehen und in diesem Zusammenhang finde ich das neue Parteiprogramm schon mal ein Schritt in die richtige Richtung auch wenn einige konservative Linke gerade auch hier im Oberland wegen des Armeeabschaffungszieles plötzlich in bürgerliche Hysterie verfallen. Aber das ist wieder ein anderes Thema zu dem man einen Blogeintrag alleine schreiben könnte.

Wenn ich in meinem "Fussball-Blog" schon bei der Politik bin: Ähnlich unverständlich wie das Verdikt zur SVP-Initiative ist für mich auch das klare Nein zur Steuergerechtigkeits-Initiative der SP. Hatte diese noch zwei Wochen vor dem Abstimmungstermin eine klare Mehrheit von über 58% hinter sich, änderte sich dies nach dem Eingreifen der Wirtschaftslobby schlagartig. Ein paar völlig überdrehte Drohungen von Wirtschaftsbossen sie würden das Land bei einem Ja verlassen und Plakate mit schlicht falschem Inhalt reichten offensichtlich um selbst im linken Lager Nein-Stimmen abzuholen. Diese Wirtschaftsgläubigkeit geht mir je länger je mehr tierisch auf den Keks.
Wenigstens gewann YB mit etwas Glück aber keineswegs unverdient gegen die Tretertruppe aus Mordor äh aus dem Wallis. Zumal Ex-YB-Trainer Challendes seine Mannen extrem defensiv eingestellt hatte, war der Erfolg keineswegs selbstverständlich. A propos Challendes: Der muss ja dort einen unglaublichen Zapfen abholen wenn er sich vom König Constantin dermassen zur Marionette degradieren lässt...Naja es hat halt doch fast jeder einen Preis.... Nun, wirklich aufheitern konnte mich auch dieser Sieg nicht. Sehr gefreut habe ich mich aber für Marco Schneuwly der mit seinem Siegtor wichtigen Anteil an den drei Punkten hatte. Er hat sich dieses Tor definitiv verdient und es ist zu hoffen dass er damit wieder mehr Selbstvertrauen findet und sich wieder an seine Form von vor der Verletzung annähern kann. Wirklich interessant ist ja dass wir trotz teilweise mässigen Leistungen immer noch voll dabei sind. 5 Punkte auf die drei vor uns liegenden Mannschaften sind keine Welt und mit einem Sieg am nächsten Samstag in Basel wäre endgültig wieder alles offen.

Vorher wurde aber gestern dass "Supplement" serviert. Und was für eines. Bei Bedingungen nahe an der Irregularität überzeugte YB gegen den Bundesligsten aus Stuttgart. Petkovic vertraute den gleichen elf Spielern die drei Tage zuvor gegen den FC Mordor. Und auch wenn sich unser Liverpool-Aficionado ob den Platzverhältnissen einen Marco Dittgen wünschte war das definitiv die richtige Entscheidung. Das schwelgen in Erinnerungen liess mich übrigens noch eine Wette verlieren, Sämi Drakopulos war wohl doch schlechter als ich ihn in Erinnerung habe ;-)
Wie dem auch sei. Zwar musste man sich immer noch über Doubais Fehlpässe ärgern, aber angesichts der Alternativen muss man sich wohl einfach daran gewöhnen. Zumindest wenn da nicht am Kader nachgebessert wird. Leider bezweifle ich mittlerweile dass er jemals wieder an seine Form von vor seiner Verletzung herankommen wird. Es ist zu hoffen dass ich mich irre. Auf den Flügeln sorgten David Degen und Lulic für Wirbel, wobei Lulic im Moment irgendwo zwischen Genie und Wahnsinn wandelt. Einerseits tolle Einzelaktionen, andererseits teilweise wirklich ärgerliches stehenbleiben nach Ballverlusten. Der Junge wäre sehr talentiert, wenn er jetzt noch an seiner mentalen Einstellung arbeitet wird der mal richtig gut. Einen grossen Abend hatte für mich (und hätte er auch ohne seine zwei Tore gehabt) Emanuel Mayuka. Dafür dass er angeblich letzte Woche zum ersten Mal Schnee gesehen hatte, war seine Leistung auf dem ungewohnten Grund mehr als bemerkenswert. Er rannte und wirbelte als hätte er in seinem Leben vorher nichts anderes gemacht als auf Schnee Fussball zu spielen. Die erste Halbzeit gehört so klar unseren Jungs in Gelb-Schwarz. Bereits nach drei Minuten wäre Ziegler im Tor des VfB geschlagen gewesen, Lulic` Schlenzer klatschte aber nur an die Latte. Degen und Mayuka vergaben weitere Chancen, ehe in der 34.Minute Degen mit einem wunderbaren Schuss den zu weit vor seinem Tor postierten Ziegler erwischte und den verdienten Führungstreffer erzielte. Bereits vor dem Spiel gab es teilweise surreale Bilder zu bestaunen, so fuhren immer noch Schneeräumungsfahrzeuge auf dem Kunstrasen umher als sich die Spieler bereits am warmlaufen waren. Und nach rund 30 Minuten ordnete der Schiedsrichter die erneute Räumung des Schnees von den Linien an was zu einem rund 5-Minütigen Unterbruch führte. Die Pausenführung für Gelb-Schwarz war auf jeden Fall hochverdient.

Nach dem Seitenwechsel kam Stuttgart besser ins Spiel und es gelang den Deutschen nun vermehrt den Ball in den eigenen Reihen zu halten und YB unter Druck zu setzen. Nach einem üblen Aussetzer von Nef der Wölfli behinderte traf der russische Nationalstürmer Pogrebnjak zum Ausgleich. Stuttgart in dieser Phase kurz nach der Pause weiter dominant aber mit wenig durchschlagskraft. YB kam nur noch vereinzelt vors Stuttgarter Tor. Nach einem Stellungsfehler von Affolter und dem aufheben des Offsides von Jemal, stand der vorher erst eingewechselte Schipplock alleine vor Wölfli und liess sich nicht zweimal bitten 1:2. Und hier entstand dann auch die Überschrift für diesen Blog-Eintrag. Ein gewisser N.S. hatte schon beim Sion-Spiel vorausgesagt das Marco Schneuwly noch ein Tor schiessen werde. Und auch diesmal lag er mit seinem Statement, "einfach positiv bleiben" genau richtig. Anders als nach dem 1-1 konnte YB auf dieses Gegentor reagieren. Und wie. Innerhalb von 5 Minuten drehte YB das Spiel wieder. Zuerst traf Sutter mit gütiger Mithilfe von Niedermeier zum 2:2. Zu diesem Zeitpunkt machte bereits das Endresultat aus Odense die Runde und ein weiterer Treffer von YB würde also die definitive Qualifikation für den 1/16-Final bedeuten. Und dann kam die grosse Mayuka-Show. Zuerst spekulierte er gekonnt auf einen Fehler in der Stuttgarter-Abwehr und lief alleine auf Ziegler zu und bezwang diesen von halbrechter Position in "Doumbia-Manier" zum stürmisch bejubelten 3:2. Und keine zwei Minuten später verpasste Marco Schneuwly eine Hereingabe von Sutter denkbar knapp, Ziegler fälschte den Ball noch etwas ab genau auf den Fuss von Mayuka der den Ball in Bedrängnis über die Linie stocherte. Was für eine Schlussphase, die YB-Viertelstunde lebt!
Wahrlich ein grosser Tag, seit der Saison 87/88 in der YB im Europapokal der Cupsieger bis in den Viertelfinal vorstiess (mit damals allerdings bloss zwei vorangehenden Runden) und dort an Ajax Amsterdam scheiterte, ist es das erste Mal dass YB wieder im Europapokal überwintert. Von den Punkten für unseren UEFA-Koeffizienten mal abgesehen. Die beiden letzten Runden in der Meisterschaft jetzt mal noch ausgenommen, ist YB also wohl im Frühling noch in allen drei Wettbewerben im Geschäft, was doch eigentlich keine schlechte Bilanz ist wenn man an das Gejammer von vielen "Experten" nach dem durchzogenen Saisonstart so betrachtet. Klar: YB strahlt nicht mehr dieses Selbstverständnis aus mit dem noch letztes Jahr im Herbst die Spiele gewonnen wurden. Aber auch auf die Gefahr hin dass ich mich wiederhole: Eine Mannschaft die solch schwerwiegende Abgänge zu verkraften hat wie es YB letzten Winter oder nach Ende der Saison hatte, braucht Zeit um zu wachsen. Und Fortschritte sind einige erkennbar auch wenn es sicher noch einige Baustellen gibt. Gerade das zentrale Mittelfeld bräuchte dringend noch einen Ballverteiler der die Angriffe einleiten und das Tempo bestimmen kann. Weder Spycher, Costanzo, Hochstrasser noch Doubai werden diesem Anspruch im Moment gerecht.
Aber wer weiss vielleicht tönt das am 12.Dezember schon wieder ganz anders. Es ist noch viel möglich und ich freue mich jetzt einfach riesig dass wir im Frühling weiter durch Europa ziehen dürfen.