Sonntag, 13. Dezember 2015

San Antonio de los Cobres - Salinas Grandes - Purmamarca

Am nächsten Tag hiess es also ziemlich früh aufstehen. Ich sollte gegen 7 Uhr am Hostel für die Tagestour abgeholt werden. In argentinischer Zeit hiess dies dann, dass der Kleinbus so gegen 8 Uhr 10 am Hostel hielt. Beim Warten quatschte mich noch ein junger Deutscher an, der wohl wegen meinem St.Pauli-Trikot meinte ich sei ein Landsmann. Eigentlich nur das übliche Hostel-Backpacker-blabla. Als wir auf Buenos Aires zu sprechen kamen und ich meine Begeisterung für die Stadt ausdrückte, meinte dieser erst ich mache einen Scherz. Er meinte dann, Buenos Aires sei ja total gefährlich und hässlich. Klar wenn man am ersten Tag in dieser Stadt nach Boca geht und dort mit Spiegelreflexkamera und neustem Trekking-Rucksack herumrennt und sämtliche Warnungen in so ziemlich jedem Reiseführer ignoriert und auch gleich noch über die Brücke nach Isla Maciel rüberrennt, braucht man sich nicht zu wundern wenn man 10 Minuten später seinen Krempel halt los ist...War ich mit 18 auch so naiv? Ich kann mich zum Glück nicht mehr dran erinnern ;-)

Der Kleinbus kam also dann irgendwann doch noch. Der Guide erkundigte sich ob ich denn spanisch sprechen würde, weil er nämlich nur spanisch können würde. Nun gut, Verstehen tu ich wenn nicht all zu schnell geredet wird, ja schon einiges. Und zum Glück konnten zwei der anderen Tourteilnehmer etwas englisch. So konnte ich bei denen nachfragen wenn ich etwas nicht wirklich verstand.
Die Tour führte uns zuerst entlang der Schienen des "Tren a las Nubes" (Zug zu den Wolken) Die Strecke führte ursprünglich von Salta über 770 Kilometer nach Antofagasta in Chile und schlängelt sich über Viadukte, Kehrschleifen und Tunnels bis auf 4180 Meter über Meer hoch. Sie wurde vor allem benutzt um Arbeiter und Waren für die Minen in den Bergen zu transportieren. Heute wird die argentinische Seite nur noch durch den Touristenzug "Tren a las Nubes" benutzt. Die Betreibergesellschaft hat übrigens 2009 alte Wagen der Zentralbahn aus der Schweiz gekauft um eine zweite Zugskomposition zu bilden. Ferrophile wissen nun auch welche Spurweite diese Strecke aufweist ;-)

Die erste Lokomotive die auf dieser Strecke verkehrte









Die Strasse auf der wir fuhren war schon nach wenigen Kilometern übrigens nur noch eine Schotterpiste. Entlang der Zuglinie kamen wir immer wieder an kleinen Siedlungen vorbei. Auffällig war dabei, dass fast sämtliche Häuser (auch abseits der Siedlungen) jedes einzelne mit einer kleinen Solarzelle ausgestattet war. Weil die Anbindung an ein fixes Stromnetz in diesem unwegsamen Gebiet sehr schwer und kostspielig wäre, hat die Regierung diese Anlagen finanziert. Da die Gegend dort eher trocken ist und die Sonne häufig scheint, eine sehr pragmatische und auch Umweltbewusste Lösung um die Menschen dort mit Energie zu versorgen. Laut unserem Guide ist dies Christina Kirchner zu verdanken.
Nach mehreren kurzen Zwischenstopps (Unter anderem in einem kleinen Dorf in dem wohl alle solche Tourenanbieter anhalten und das gesamte Dorf das aus wenigen Häussern besteht verkauft dann irgendwelche Souvenirs) gelangten wir gegen Mittag schliesslich nach San Antonio de los Cobres. Eine Stadt auf überö 3700 Meter Höhe. Die Siedlung entstand im Zuge des wachsenden Bergbaus in der Region. Heute sind nur noch einige wenige Kupferminen in Betrieb und die Menschen leben vorab von den Touristen welche mit dem Tren a las Nubes nach San Antonio kommen für den der Ort die Endstation bedeutet. Es ist auch der einzige Ort weit und breit in der Region in dem Unterkünfte und Restaurants existieren. Mit dem Verkauf von Produkten aus Lama- und Alpaka-Wolle. Die meisten Bewohner der Stadt sind Indios vom Volk der Coya (Übersetzt etwa: Menschen die zwischen den Hügeln wohnen)













Dort ging es zum Mittagessen in ein einfaches Restaurant. Davor x Kinder und alte Frauen die versuchten etwas Geld zu bekommen und einem ihre Waren fast in die Hände drückten.
In dem Restaurant hätte es übrigens auch Milanesa de Lama gegeben (Ein paniertes Lama-Schnitzel) Da ich aber ein wenig genug hatte vom Fleisch, entschied ich mich für Canoles de Verduras. (So eine Art Canelloni mit Krautstiel-Füllung und einer Tonne weisser Sauce ;-) ) War ganz ok :-)
Nach dem Mittagessen ging es weiter in Richtung der Salinas Grandes. Die Salinas Grandes sind insgesamt drei Salzwüsten die rund um einen grossen Salzsee entstanden sind. Der See selbst, ebenfalls Salinas Grandes genannt, entstand durch tektonische Verschiebungen. Das Salz ist also durch vulkanische Aktivität in den See gelangt. An den Salinas Grandes del Noroeste wo wir hinfuhren, wurde ein Damm errichtet um das Salz abzubauen. Die Salzwüste ist also künstlich herbeigeführt. Die anderen dagegen scheinbar nicht, sondern rein dadurch das der See sich immer weiter zurückzieht.












Und auch hier oben im Nirgendwo der Salzwüste, wo die einzigen Bauten die der Firma sind, die hier das Salz abbaut, trifft man auf die grösste Leidenschaft der Argentinier :-)




Nach ein paar Fotos, ging es wieder in den Kleinbus und weiter in Richtung Purmamarca. Der kleine Ort in der Nähe von Jujuy (Chuchuy ausgesprochen) ist ein Touristenmagnet wegen den Bergen die sich gleich hinter dem Dorf erheben. Diese erstrahlen in allen möglichen Farben. Die Strasse führte dabei bis auf über 4000 Meter über Meer. Das Dorf selbst ist eher klein und rund um den kleinen zentralen Platz verkaufen Einheimische ihre typischen Waren. Es war etwas schade, dass man nicht genügend Zeit hatte, etwas näher zu den schönen Bergen zu gehen. Nach ein paar Souvenireinkäufen ging es auch schon wieder in Richtung Salta.










Gegen 9 Uhr abends war ich schliesslich Müde wieder im Hostel und bald darauf auch schon im Bett.
Am nächsten Tag hatte ich um die Mittagszeit den Bus nach Cafayatte gebucht. Die Fahrt sollte rund 4 Stunden dauern. Cafayatte liegt in mitten des zweitwichtigsten Weinanbau-Gebiets Argentiniens. Die Strasse von Salta aus führt durch die "Quebrada de las Conchas" eine herrliche Canyonlandschaft. Eine wirklich eindrückliche Fahrt. Unterwegs fuhr der Bus übrigens in "Alemania" vorbei. Einem kleinen Kaff im Nirgendwo. Und an der Bushaltestelle an der der Bus hielt. stand ein Polizist mit Indigenem Aussehen, auf dessen Namensschild aber "D.Schmidt" stand :-)
Mehr zu der Fahrt und zu Cafayatte aber später.


Sonntag, 29. November 2015

Salta

Nach einer ruhigen Nacht, mit wiederum gutem Schlaf im Bus, erreichte ich dann Salta.
Die Stadt ist die Hauptstadt der gleichnamigen Provinz und hat etwa 550`000 Einwohner, ist also eine der grössten Städte dort in der Region. In der Stadt sind auch drei Fussballvereine angesiedelt. Der eigentlich grösste der drei Vereine Club del Norte, spielt aber momentan nur in der 4.Liga. Der zweitgrösste Verein ist Gimnasia y Tiro, welche momentan um den Aufstieg in die Nacional B, also die zweithöchste Spielklasse kämpfen. Wie es der Zufall wollte, spielte dieser Verein am Abend als ich ankam in den Aufstiegsplayoffs gegen Union de Sanchales aus der Provinz Santa Fé, klar dass ich mir dies nicht entgehen lassen würde.
Nach dem ich mit über einer Stunde Verspätung ankam, suchte ich mir ein Hostel, welches einfach aber gut war und gerade mal 100 Pesos die Nacht kostete. (Also etwa 6.50 CHF, inklusive Frühstück) Rund um die Stadt gibt es viele Lohnenswerte Dinge zu sehen. Eine davon wäre sicher der "Tren de Nubes" also der Zug zu den Wolken gewesen. Diese Bahnlinie diente einst dem Waren- und Personentransport in die Berge um Salta und nach Chile. Nach dem die Linie aber lange Zeit still stand, wurde sie schliesslich zu touristischen Zwecken wiedereröffnet. In den Frühlings- und Sommermonaten kann man mit diesem Zug bis auf über 4500 Meter hoch fahren. Leider war mir nicht bewusst, dass dieser Zug sehr nachgefragt ist und meistens Wochen im Voraus ausgebucht ist. So war es leider dann auch.
Es gibt aber andere Tourenanbieter die quasi der Zugstrecke per Kleinbus folgen und man damit die selben Orte besuchen kann.
Und es gab jede Menge dieser Anbieter. Rund um den zentralen Platz, waren dutzende dieser Reiseagenturen angesiedelt. Ich verbrachte schliesslich fast den ganzen Nachmittag damit, mir die verschiedenen Angebote anzusehen und die Preise und Leistungen zu vergleichen. Interessant war auch, dass sie einem fast überall massig Prozente gaben wenn man nach Barzahlung fragte. Leider waren die Touren für den nächsten Tag auch fast alle schon ausgebucht, respektive jene die noch Verfügbar waren mit fast 1000 Peso doch ziemlich teuer.
Deshalb entschied ich mich dazu, dann halt erst am übernächsten Tag auf eine Tour zu gehen.

Da das Spiel von Gimnasia y Tiro erst um 22.00 Uhr begann (Keine Seltenheit zu der Jahreszeit, da es meistens durch den Tag sehr heiss ist) konnte ich so am nächsten Tag ausschlafen und es gemütlich nehmen.
Das "Estadio Gigante del Norte" von Gimnasia lag nur etwa 1,5 Kilometer von meinem Hostel weg. So ging ich frühzeitig zu Fuss los und war gegen 21.00 Uhr am Stadion. Schon auf dem Weg wieder die bekannten Bilder. Je näher man dem Stadion kam, immer mehr Wandmalereien für den Klub. Auch viele andere Wandmalereien sah ich auf dem Weg, was mich dazu brachte den morgigen Tag auch damit zu verbringen, mir diese Wandmalereien bei Tageslicht anzusehen.
Auch die Strassengrills die ihre Hamburguesa und Choripan anboten durften natürlich auch hier nicht fehlen. Ich mag diese Szenerie vor den Stadien in Südamerika ja ausgesprochen. Fast alle Menschen zumindest in den Farben ihres Vereins, meistens sogar im Trikot oder im Trainingsanzug, oft mit dem bekannten Fischerhut auf dem Kopf. Ein Style den sich viele Ultras aus Europa ja abgeschaut haben. Aber hier wirkt das mit dem Trikot oder einem sonstigen Kleidungsstück des Vereins einfach viel authentischer als dann mit Jeans und schwarzer Einheitsjacke ;-)

Am Eingang dann schaute ich erst etwas blöd, denn selbst als "Pressevertreter" musste man gleich hinter der Eingangskontrolle an einem von drei Tischen die da aufgebaut waren, einem Polizisten einen Fingerabdruck abgeben. Auf jedem dieser Tische stand auch ein Laptop und der war wohl mit irgend einer zentralen Datenbank direkt verbunden. Ziemlich krass.
Das Stadion, weil ich so früh war noch fast leer. Habe ich schon erwähnt das ich solche Stadien einfach liebe? Nicht oder? ;-)









Bis zum Anpfiff füllte sich die Haupttribüne und auch der Sektor hinter dem einen Tor ziemlich gut, so gegen 3000 Zuschauer dürften es am Ende gewesen sein. Den Heimfans waren leider sämtliche Fanutensilien durch die Polizei untersagt, weshalb weder Zaunfahnen noch andere Banner im Stadion zu sehen waren, noch wurden die Gesänge durch die klassischen Trommeln und Trompeten unterstützt. Dafür machte es die Barra hinter dem Tor aber gar nicht so schlecht.
Auch unfassbar wie viele Journalisten so ein Aufstiegsspiel in der 3. argentinischen Liga so anzieht. Da warn x-Journis mit Mikrofonen bewaffnet die vor dem Spiel und in der Pause ständig auf Stimmenfang bei den Leuten auf der Tribüne waren. Daneben natürlich die Radioreporter in den Boxen gleich über mir. Schon 45 Minuten vor dem Spiel redete sich da einer in Rage als würde das Spiel schon laufen und dramatische Züge annehmen. Dabei war er nur daran die Mannschaftsaufstellung zu analysieren.
Scheinbar war auch ein junger Star des Teams verletzt oder sonst irgendwie nicht Einsatzbereit. Der arme Kerl konnte sich jedenfalls vor Umarmungen und Schulterklopfen kaum retten. Und in der Pause und nach dem Spiel wollten jedes mal bestimmt 5-6 Reporter was von ihm wissen.



Gimnasia von Anfang an klar spielbestimmend und mit einigen guten Torchancen. Das Tor wollte aber vorerst nicht fallen. In der zweiten Halbzeit war es aber dann soweit. Mit einem herrlichen Kopfball traf Gimasia zum vielumjubelten Führungstreffer. Was nun aber geschah ist wohl auch irgendwie typisch Südamerika. Statt dass das Heimteam seine Überlegenheit in weitere Tore umzumünzen versucht hätte, standen sie plötzlich hinten rein. Der Trainer wechselte einen Offensivspieler nach dem anderen für einen Defensivspieler aus. Und plötzlich kam der Gegner besser ins Spiel und hätte mit etwas Glück und einem torgefährlichen Stürmer wohl noch den Ausgleich geschafft. So blieb es aber dann beim erzitterten 1-0 für das Heimteam.

Ich begab mich dann zurück in die Nähe meines Hostels. Und da ich an diesem Tag wieder auf Fleisch verzichten wollte, (Ich hatte es sogar einige Male geschafft 2 Tage hintereinander ohne Fleisch zu essen :-) )  und es ausser Erdnüssen oder Chips im Stadion sonst nichts ausser Fleischspeisen gab, versuchte ich mein Glück halt in einer Pizzeria. Und siehe da, ich hatte echt Glück. Die Pizza aus dem Holzhofen schmeckte vorzüglich, auch wenn der Teig für meinen Geschmack immer noch etwas zu dick war.


Mittlerweile war es dann doch schon halb zwei Uhr und ich viel satt und müde ins Bett.
Am nächsten Tag stärkte mich das überraschend gute Frühstück mit selbstgemachter Marmelade und sogar so etwas wie Vollkornbrötchen und sehr leckerem Kaffee.
Danach begab ich mich erneut in die Stadt.  Salta wird nicht zu unrecht wegen ihrer Lage aber auch wegen der vielen Bauten aus der Kolonialzeit "La Linda" (Die Schöne) genannt. Es gibt da in der Tat einige schöne Bauten zu bestaunen. Aber eben auch die Strassenkunst an vielen Ecken der Stadt etwas Abseits der Touristenströme, hatten es mir echt angetan.





























Auch typisch für eine Touristenstadt waren die Preisunterschiede in den Restaurants oder den Läden. In den Gassen rund um den Hauptplatz war alles oft viel teuerer als wenn man sich etwas in die Nebenstrassen verzog.

Am Nachmittag fuhr ich dann mit einer Seilbahn zum "Cerro San Bernardo" einem Berg gleich am Rande der Stadt wo man eine fantastische Aussicht auf die Berge im Hintergrund, aber auch auf die Stadt Salta hatte. Leider hatte ich nicht bemerkt, dass die Steckdose in die ich mein Handy am Vorabend eingesteckt hatte, wohl nicht funktionierte. So war nach dem morgendlichen Rundgang mein Akku plötzlich alle und ich konnte oben auf dem Berg keine Fotos mehr machen, dumm gelaufen. Zurück ging ich dann über eine Steintreppe rund 45 Minuten zu Fuss.

Am Abend suchte ich mir dann ebenfalls etwas abseits ein gute Parrilla-Restaurant, bestellte mir einen gemischten Salat und "Provolone" Das ist so etwas wie Raclette, einfach in einem Pfännchen auf dem Grill geschmolzener Käse. Schmeckt ganz lecker, auch wenn es natürlich nicht an ein richtiges Raclette herankommt, was halt einfach am Käse liegt. Ich bin immer noch erstaunt weshalb es in einem Land wie Argentinien das eine so grosse Viehwirtschaft hat, fast keinen wirklich guten Käse gibt.
Danach ging ich ziemlich früher als am Vortag ins Bett. Meine gebuchte Tour startete nämlich bereits um 7 Uhr früh, wobei ich direkt im Hostel abgeholt werden sollte.