Sonntag, 29. November 2015

Salta

Nach einer ruhigen Nacht, mit wiederum gutem Schlaf im Bus, erreichte ich dann Salta.
Die Stadt ist die Hauptstadt der gleichnamigen Provinz und hat etwa 550`000 Einwohner, ist also eine der grössten Städte dort in der Region. In der Stadt sind auch drei Fussballvereine angesiedelt. Der eigentlich grösste der drei Vereine Club del Norte, spielt aber momentan nur in der 4.Liga. Der zweitgrösste Verein ist Gimnasia y Tiro, welche momentan um den Aufstieg in die Nacional B, also die zweithöchste Spielklasse kämpfen. Wie es der Zufall wollte, spielte dieser Verein am Abend als ich ankam in den Aufstiegsplayoffs gegen Union de Sanchales aus der Provinz Santa Fé, klar dass ich mir dies nicht entgehen lassen würde.
Nach dem ich mit über einer Stunde Verspätung ankam, suchte ich mir ein Hostel, welches einfach aber gut war und gerade mal 100 Pesos die Nacht kostete. (Also etwa 6.50 CHF, inklusive Frühstück) Rund um die Stadt gibt es viele Lohnenswerte Dinge zu sehen. Eine davon wäre sicher der "Tren de Nubes" also der Zug zu den Wolken gewesen. Diese Bahnlinie diente einst dem Waren- und Personentransport in die Berge um Salta und nach Chile. Nach dem die Linie aber lange Zeit still stand, wurde sie schliesslich zu touristischen Zwecken wiedereröffnet. In den Frühlings- und Sommermonaten kann man mit diesem Zug bis auf über 4500 Meter hoch fahren. Leider war mir nicht bewusst, dass dieser Zug sehr nachgefragt ist und meistens Wochen im Voraus ausgebucht ist. So war es leider dann auch.
Es gibt aber andere Tourenanbieter die quasi der Zugstrecke per Kleinbus folgen und man damit die selben Orte besuchen kann.
Und es gab jede Menge dieser Anbieter. Rund um den zentralen Platz, waren dutzende dieser Reiseagenturen angesiedelt. Ich verbrachte schliesslich fast den ganzen Nachmittag damit, mir die verschiedenen Angebote anzusehen und die Preise und Leistungen zu vergleichen. Interessant war auch, dass sie einem fast überall massig Prozente gaben wenn man nach Barzahlung fragte. Leider waren die Touren für den nächsten Tag auch fast alle schon ausgebucht, respektive jene die noch Verfügbar waren mit fast 1000 Peso doch ziemlich teuer.
Deshalb entschied ich mich dazu, dann halt erst am übernächsten Tag auf eine Tour zu gehen.

Da das Spiel von Gimnasia y Tiro erst um 22.00 Uhr begann (Keine Seltenheit zu der Jahreszeit, da es meistens durch den Tag sehr heiss ist) konnte ich so am nächsten Tag ausschlafen und es gemütlich nehmen.
Das "Estadio Gigante del Norte" von Gimnasia lag nur etwa 1,5 Kilometer von meinem Hostel weg. So ging ich frühzeitig zu Fuss los und war gegen 21.00 Uhr am Stadion. Schon auf dem Weg wieder die bekannten Bilder. Je näher man dem Stadion kam, immer mehr Wandmalereien für den Klub. Auch viele andere Wandmalereien sah ich auf dem Weg, was mich dazu brachte den morgigen Tag auch damit zu verbringen, mir diese Wandmalereien bei Tageslicht anzusehen.
Auch die Strassengrills die ihre Hamburguesa und Choripan anboten durften natürlich auch hier nicht fehlen. Ich mag diese Szenerie vor den Stadien in Südamerika ja ausgesprochen. Fast alle Menschen zumindest in den Farben ihres Vereins, meistens sogar im Trikot oder im Trainingsanzug, oft mit dem bekannten Fischerhut auf dem Kopf. Ein Style den sich viele Ultras aus Europa ja abgeschaut haben. Aber hier wirkt das mit dem Trikot oder einem sonstigen Kleidungsstück des Vereins einfach viel authentischer als dann mit Jeans und schwarzer Einheitsjacke ;-)

Am Eingang dann schaute ich erst etwas blöd, denn selbst als "Pressevertreter" musste man gleich hinter der Eingangskontrolle an einem von drei Tischen die da aufgebaut waren, einem Polizisten einen Fingerabdruck abgeben. Auf jedem dieser Tische stand auch ein Laptop und der war wohl mit irgend einer zentralen Datenbank direkt verbunden. Ziemlich krass.
Das Stadion, weil ich so früh war noch fast leer. Habe ich schon erwähnt das ich solche Stadien einfach liebe? Nicht oder? ;-)









Bis zum Anpfiff füllte sich die Haupttribüne und auch der Sektor hinter dem einen Tor ziemlich gut, so gegen 3000 Zuschauer dürften es am Ende gewesen sein. Den Heimfans waren leider sämtliche Fanutensilien durch die Polizei untersagt, weshalb weder Zaunfahnen noch andere Banner im Stadion zu sehen waren, noch wurden die Gesänge durch die klassischen Trommeln und Trompeten unterstützt. Dafür machte es die Barra hinter dem Tor aber gar nicht so schlecht.
Auch unfassbar wie viele Journalisten so ein Aufstiegsspiel in der 3. argentinischen Liga so anzieht. Da warn x-Journis mit Mikrofonen bewaffnet die vor dem Spiel und in der Pause ständig auf Stimmenfang bei den Leuten auf der Tribüne waren. Daneben natürlich die Radioreporter in den Boxen gleich über mir. Schon 45 Minuten vor dem Spiel redete sich da einer in Rage als würde das Spiel schon laufen und dramatische Züge annehmen. Dabei war er nur daran die Mannschaftsaufstellung zu analysieren.
Scheinbar war auch ein junger Star des Teams verletzt oder sonst irgendwie nicht Einsatzbereit. Der arme Kerl konnte sich jedenfalls vor Umarmungen und Schulterklopfen kaum retten. Und in der Pause und nach dem Spiel wollten jedes mal bestimmt 5-6 Reporter was von ihm wissen.



Gimnasia von Anfang an klar spielbestimmend und mit einigen guten Torchancen. Das Tor wollte aber vorerst nicht fallen. In der zweiten Halbzeit war es aber dann soweit. Mit einem herrlichen Kopfball traf Gimasia zum vielumjubelten Führungstreffer. Was nun aber geschah ist wohl auch irgendwie typisch Südamerika. Statt dass das Heimteam seine Überlegenheit in weitere Tore umzumünzen versucht hätte, standen sie plötzlich hinten rein. Der Trainer wechselte einen Offensivspieler nach dem anderen für einen Defensivspieler aus. Und plötzlich kam der Gegner besser ins Spiel und hätte mit etwas Glück und einem torgefährlichen Stürmer wohl noch den Ausgleich geschafft. So blieb es aber dann beim erzitterten 1-0 für das Heimteam.

Ich begab mich dann zurück in die Nähe meines Hostels. Und da ich an diesem Tag wieder auf Fleisch verzichten wollte, (Ich hatte es sogar einige Male geschafft 2 Tage hintereinander ohne Fleisch zu essen :-) )  und es ausser Erdnüssen oder Chips im Stadion sonst nichts ausser Fleischspeisen gab, versuchte ich mein Glück halt in einer Pizzeria. Und siehe da, ich hatte echt Glück. Die Pizza aus dem Holzhofen schmeckte vorzüglich, auch wenn der Teig für meinen Geschmack immer noch etwas zu dick war.


Mittlerweile war es dann doch schon halb zwei Uhr und ich viel satt und müde ins Bett.
Am nächsten Tag stärkte mich das überraschend gute Frühstück mit selbstgemachter Marmelade und sogar so etwas wie Vollkornbrötchen und sehr leckerem Kaffee.
Danach begab ich mich erneut in die Stadt.  Salta wird nicht zu unrecht wegen ihrer Lage aber auch wegen der vielen Bauten aus der Kolonialzeit "La Linda" (Die Schöne) genannt. Es gibt da in der Tat einige schöne Bauten zu bestaunen. Aber eben auch die Strassenkunst an vielen Ecken der Stadt etwas Abseits der Touristenströme, hatten es mir echt angetan.





























Auch typisch für eine Touristenstadt waren die Preisunterschiede in den Restaurants oder den Läden. In den Gassen rund um den Hauptplatz war alles oft viel teuerer als wenn man sich etwas in die Nebenstrassen verzog.

Am Nachmittag fuhr ich dann mit einer Seilbahn zum "Cerro San Bernardo" einem Berg gleich am Rande der Stadt wo man eine fantastische Aussicht auf die Berge im Hintergrund, aber auch auf die Stadt Salta hatte. Leider hatte ich nicht bemerkt, dass die Steckdose in die ich mein Handy am Vorabend eingesteckt hatte, wohl nicht funktionierte. So war nach dem morgendlichen Rundgang mein Akku plötzlich alle und ich konnte oben auf dem Berg keine Fotos mehr machen, dumm gelaufen. Zurück ging ich dann über eine Steintreppe rund 45 Minuten zu Fuss.

Am Abend suchte ich mir dann ebenfalls etwas abseits ein gute Parrilla-Restaurant, bestellte mir einen gemischten Salat und "Provolone" Das ist so etwas wie Raclette, einfach in einem Pfännchen auf dem Grill geschmolzener Käse. Schmeckt ganz lecker, auch wenn es natürlich nicht an ein richtiges Raclette herankommt, was halt einfach am Käse liegt. Ich bin immer noch erstaunt weshalb es in einem Land wie Argentinien das eine so grosse Viehwirtschaft hat, fast keinen wirklich guten Käse gibt.
Danach ging ich ziemlich früher als am Vortag ins Bett. Meine gebuchte Tour startete nämlich bereits um 7 Uhr früh, wobei ich direkt im Hostel abgeholt werden sollte.















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