Freitag, 30. Dezember 2011

28.12.11 Celtic - Rangers 1-0

Was gibt es besseres als das Fussball-Jahr mit so einem Klassiker abzuschliessen? Ein sehr angenehmer Nebeneffekt meiner Reisen zu den St.Pauli-Spielen ist, dass man Leute aus der ganzen Welt kennenlernt. Dadurch lernte ich auch so einige Fans von Celtic kennen. Sind die meisten Kontakte zu anderen Fanszenen meist ein Ding von Einzelpersonen oder Gruppen, ist die Fanfreundschaft zwischen Celtic und St.Pauli wohl noch die einzige die weite Teile beider Fanszenen tragen. (Wobei es auch da sicher Ausnahmen gibt und einige sicher gar nichts mit Celtic anfangen können, aber das soll ja auch erlaubt sein. Mit Köln können viele auch nichts anfangen, trotzdem gibt es noch viele die da Kontakte zu haben.)

Der Rede kurzer Sinn, dank dieser Kontakte zwischen Celtic und St.Pauli lernt man auch Leute kennen, die einem für solche Spiele auch mal ein Ticket besorgen können und einem auch herzlich zu Hause aufnehmen. Direktflüge aus der Schweiz nach Glasgow sind leider kaum zu kriegen und wenn nur sehr teuer. Selbst easyjet die ab Genf nach Glasgow fliegen waren rund einen Monat zuvor alles andere als billig. So ging es bereits einen Tag früher mit KLM von Genf via Amsterdam nach Edinburgh. Wenigstens war die Anreise an den Flughafen in Genf sehr entspannt und auch dort ging alles ziemlich rasch. Um 8.24 Uhr kam mein Zug in Genf am Flughafen an, um 8.33 Uhr sass ich dann dank vorherigem Online-Check-in bereits am Gate. Das nenn ich mal schnell :-) Leider wartete noch der fast 4-stünidge Aufenthalt am Flughafen in Amsterdam auf mich. Bei teurem Bier und einem ebenfalls teuren aber guten Burger wurde die Zeit aber gut überbrückt. Obwohl Edinburgh und Glasgow nicht sehr weit auseinander liegen und der Flughafen auch noch ausserhalb der Stadt in Richtung Glasgow liegt, gibt es keinen direkten Bus vom Flughafen Edinburgh nach Glasgow. So braucht man erst 20 Minuten ins Zentrum von Edinburgh um von dort in rund 50 Minuten mit dem Zug nach Glasgow Queen Street Station zu fahren. Der Zug war für britische Verhältnisse schon fast pünktlich mit rund 10 Minuten Verspätung. In Glasgow angekommen warteten auch schon Michael und Stacey, meine Gastgeber für die nächsten beiden Tage auf mich. Für all jene die noch nie in Schottland waren: Die Gastfreundlichkeit der Schotten ist zurecht legendär und ich kann nur jedem empfehlen mal dahin zu Reisen, zumal das Land auch kulturell einiges zu bieten hat.
Ersteinmal musste ich mich wieder an den schottischen Akzent gewöhnen, was besonders in Glasgow nicht gerade einfach ist. Wenn mein Gastgeber mit seiner Frau sprach verstand ich meistens nur ein paar Wörter und konnte mir den Sinn dann zusammenreimen ;-) Mit mir gaben sich beide zum Glück etwas mehr Mühe :-) Bevor wir nach Hause fuhren musste Michael erst mal noch ein paar Sachen erledigen was auch gleich den ersten Besuch im Brazen Head-Pub nach sich zog in dem sich auch schon einige Sankt Paulianer eingefunden hatten. Da lernte ich auch jenen 17-Jährigen Celtic-Fan kennen der eine Woche vor Weihnachten zu Hause verhaftet worden war weil er bei einem Heimspiel zuvor die "Celtic Symphony" mit abgeändertem Text und IRA-Bezug gesungen hatte...Man kann darüber diskutieren ob es angebracht ist eine ehemalige Terrororganisation hochleben zu lassen, aber deshalb einen Jugendlichen eine Woche in den Knast zu verfrachten und ihm ein lebenslanges Stadionverbot aufzuerlegen ist nun wirklich unglaublich...Mal ganz davon abgesehen dass ich bei einem solchen Massstab wohl schon einige Male im Knast gelandet wäre....

Nach ein paar Bier ging es aber schliesslich doch nach Hause weil ich doch schon einige Stunden auf den Beinen und entsprechend Müde war. Die beiden bestanden drauf noch etwas zu Essen zu kochen und Bier zu kaufen, die bösen Blicke als ich zumindest das Bier bezahlen wollte belehrten mich eines besseren :-) Da die beiden am nächsten Tag arbeiten mussten, ging ich so gegen elf Uhr alleine mit dem Bus in die Stadt und machte noch etwas Sightseeing. Bei äusserst wechselhaftem und stürmischen Wetter dass mich im Celtic-Shop in der Innenstadt noch eine Mütze kaufen liess machte ich mich zu Fuss auf die Stadt zu erkunden. Es ist schon augenfällig wie heruntergekommen teile der Stadt wirken. Aber entgegen vielen Meinungen gibt es auch in Glasgow ein paar schöne Ecken.






Schliesslich machte ich mich am späten Nachmittag auf in Richtung Brazen Head wo ich Käru und Säne treffen wollte die auf ihrer Junior-Hopping-Tour in Edinburgh Station gemacht hatten und mit dem Mietauto (ich sag es ja: Junior-Hopper ;-) ) kommen wollten. Dort angekommen merkte ich sofort dass es ein Fehler war nicht schon nach dem ersten SMS von Sankt Paulianern ob ich auch ins Pub kommen würde, gegangen bin. Obwohl noch mitten am Nachmittag war das Pub voll und die Türsteher liessen tatsächlich niemanden mehr rein. Nach einer halben Stunde im Regen und Wind warten hatte der Kerl an der Tür dann doch erbarmen und liess mich rein. Drinnen bereits die Hölle los, eine Liveband spielte irische Freiheitslieder und eine Menge bekannte Gesichter aus Hamburg waren auch da. Nach ein paar Bier kamen dann auch die beiden Hopper-Kücken beim Pub an, dummerweise aber nicht rein :-) So verliess ich dann halt das Brazen Head, fuhr mit den beiden in Richtung Stadion, parkten dort unweit des Stadions und begaben uns dort noch ein ein typsches schäbiges schottisches Pub um ein weiteres Bierchen zu trinken. Danach ging es früh zum Stadion, schnell noch im Fanshop umgeschaut und über den Preisunterschied in der Schweiz den Kopf geschüttelt. Bei Celtic gibts ein Original-Trikot für 35 Pfund, also etwas mehr als 50 Franken. Bei YB kostet das gleiche 120 Franken...so viel dazu...

Schliesslich gingen wir früh ins Stadion. Ein imposantes, Inseltypisches Stadion. Wie üblich auf der Insel keine Eingangskontrollen, ein Flachmann hätte man also ohne Probleme reingebracht. In Anbetracht dessen dass es in Schottland überhaupt kein Bier im Stadion gibt (Nicht so wie in England wo man meistens wenigstens in den Umläufen Bier trinken kann.) wäre das gar keine schlechte Option gewesen :-)
Das Stadion füllte sich nach und nach und die Green Brigade (Ultras von Celtic)die diagonal gegenüber unseren Plätzen zu Hause ist hatte eine grosse Choreo vorbereitet mit 5000 grünen und einigen weissen Fähnchen und zwei grossen Bannern die wegen dem stürmischen Wind wohl nicht so einfach zu handhaben war.






Schon zu Beginn merkte man dass es trotz mittlerweile vielen Derbies pro Saison immer noch ein spezielles Spiel ist. Zum Einlauf sang bereits das ganze Stadion dasselbe Lied was ein erstes mal nicht nur bei mir Gänsehautfeeling verursachte.

Celtic hatte mit einem Sieg die Möglichkeit die Leaderposition von den Rangers zu übernehmen und dies nachdem Celtic noch Ende November 15 Punkte Rückstand auf die Rangers aufwies. Celtic machte in den Startminuten den entschlosseneren Eindruck die Huns vor allem darauf bedacht hinten gut zu stehen und dem schnellen Flügelspiel von Celtic keinen Raum zu geben. Insbesondere Samaras brachte aber das eine oder andere Mal Gefahr in den Strafraum der Rangers. Ein Tor wollte trotz der grossartigen Unterstützung der Celtic-Fans allerdings bis zur Pause nicht gelingen. Es war schon sehr beeindruckend wie oft grosse Teile des Stadions in die Lieder der Green Brigade einstimmte. Auch angenehm überrascht waren wir dass wir das ganze Spiel über stehen konnten und das in einem Block weit weg von der Green Brigade. Schön dass sich da auf der Insel auch langsam wieder Leute gegen die Sitzpflicht auflehnen.

Celtic gelang schliesslich kurz nach der Halbzeit das verdiente und vielumjubelte Führungstor. Und was nun im Celtic-Park los war, ist kaum mit Worten zu beschreiben. Minutenlang sangen sämtliche Celtic-Supporter dasselbe Lied und dies in wirklich unglaublicher Lautstärke. War wirklich ein Erlebnis. Schlussendlich fiel der Sieg für Celtic zu knapp aus und das Zittern zum Schluss war eigentlich eher selbstverschuldet als einer Reaktion der Huns geschuldet. Nach dem Spiel traf ich mich wieder mit Michael um mit ihm nach Hause zu fahren. Wir fuhren zuerst im Bus seines Fanclubs in die Stadt wo er sein Auto geparkt hatte. Bei Celtic ist es üblich dass viele Fanclubs eigens Busse organisieren und dann ihre Mitglieder zum Celtic-Park fahren. Zu Hause liessen wir den Abend noch bei ein paar Bier ausklingen und schauten uns nochmal die Teile des Spiels an. Schliesslich ging es ins Bett da ich halt früh wieder los musste. Michael bestand darauf mich am Morgen zum Bahnhof zu fahren und so wehrte ich mich dann auch nicht mehr gross dagegen, ist halt einfach so in Schottland :-)

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