Am späten Montag-Abend gings los. Über alle möglichen Wege machten sich rund 100 YB-Supporter auf den Weg nach Istanbul. Mit mir waren es rund 20 YB-Fans die mit Easy-Jet am späten Montag Abend von Basel nach Istanbul-Sabiha Gökcen, dem Flughafen im asiatischen Teil der Stadt am Bosporus flogen. Ankunft in Istanbul um halb vier Nachts. Mein Südamerika-Mitreisender Lüku hatte für uns dort eine Transportmöglichkeit in den europäischen Teil zu unseren Hostels organisiert, die er ebenfalls für uns gebucht hatte. Unser "Guide" empfing uns mit einem YB-Schal um den Hals und wir machten das erste mal die Erfahrung das Anhänger der beiden anderen Grossklubs in Istanbul, Galatasaray und Besiktas, gar nicht gut auf Fener zu sprechen sind und uns von Herzen einen Sieg gönnen würden. Unsere Hostels lagen im Stadtteil Beyöglu in der Nähe der Galata-Brücke die nach Eminönü in den historischen Altstadt-Teil führt in dem eindrückliche Bauten wie die blaue Moschee stehen. Nach dem wir noch weitere YB-Fans empfangen hatten die über Stuttgart geflogen waren gings zu unseren Hostels.
Dort angekommen erst mal der Schock. Das Zimmer in dem wir zu viert pennen sollten war kleiner als eine Abstellkammer, zugestellt mit drei Doppelstock-Betten, so dass man nur quer gehend durchs Zimmer zum Fenster kam. Die Tür sowie das Fenster liessen sich nur halb öffnen weil jeweils ein Bett im Weg stand...und die Hitze im Zimmer war unerträglich. Weil wir doch sehr müde waren legten wir uns wohl oder übel hin...um plötzlich unten auf der Strasse bekannte Stimmen zu hören. Polo, Simu, Matutu und Mani Porno standen da plötzlich vor unserem Hostel. Kaum hatte ich mich über das Zimmer beschwert, meinte Polo sie hätten in ihrem Hotel noch ein Bett frei. Das liess ich mir nicht zwei mal sagen, packte meine Sachen und verliess das Etablissement fluchtartig. Allerdings hatte ich eins ausser acht gelassen. Ihr Hotel lag in Kadiköy auf der asiatischen Seite der Stadt und war nur per Taxi über die Bosporus-Brücke (was weit und teuer war) oder per Fähre erreichbar, welche allerdings erst rund eineinhalb Stunden später fahren würde. Trotz den 24 Stunden die ich mittlerweile auf den Beinen war, hatte die Aussicht auf ein richtiges Bett und eine funktionierende Dusche doch noch mal revitalisierende Wirkung :-) So liefen wir durch die Gassen es praktisch menschenleeren Istanbul dem Fährhafen entgegen, wobei der Zustand unserer beiden Musiker von Mani Porno doch zu einiger Erheiterung führte.(Wer die Jungs übrigens nicht kennt: http://www.maniporno.ch/)
Leider fuhr die erste Fähre erst um 6 Uhr. So mussten wir weitere 50 Minuten irgendwie rumbringen, wobei dies dank jungen Katzen (ja vierbeinigen) und einer Foto-Poser-Session mit einem Fischer doch recht schnell ging. Langsam erwachte die Stadt wieder zum Leben und langsam erkannte man auch auf der anderen Seite Teile der Altstadt. Istanbul ist wirklich eine wunderschöne Stadt und all die Kuppeln und Minarette geben im Morgenlicht eine ganz spezielle Atmosphäre wieder. Dazu die Gebetsrufe des Muezzin aus den unzähligen Lautsprechern der Moscheen die das ganze zu einem fast Märchenhaften Bild vereinen. Und eine frühmörgentliche Schiffsfahrt hat definitiv auch was, dazu einen heissen Cai (tschai ausgesprochen, der berühmte türkische Tee)der die Müdigkeit auch noch ein wenig bekämpft. Beim Hotel angekommen galt es sich erstmal ins Zimmer zu schleichen was auch funktionierte. Aber mit schlafen war immer noch nichts. Binggis und Mätthu (eben Mani Porno) liefen nun aber erst recht in Hochform auf und spielten mir morgens um sieben im Hotelzimmer noch ihren neuen Wölfli-Song vor. Ein herrliches Bild :-)
Nach ein paar Stunden schlaf galt es auch schon wieder aus den Federn zu kriechen und den Tag noch etwas zu nützen. Wir wollten mit Mani Porno die Mannschaft an ihrem Hotel begrüssen. Da wir etwas knapp in der Zeit waren, leisteten wir uns zwei Taxis und fuhren zum Mannschafts-Hotel. Das 5-Sterne Hotel stand irgendwo in der Pampa und leider fand es der Manager gar nicht lustig als Mani Porno ihr Material vor dem Hoteleingang aufbauten. So mussten wir halt aufs Trottoir vor dem Hotel ausweichen. Nach einigem Warten in der Hitze von Istanbul kam schliesslich der Mannschaftscar in Begleitung einiger Polizeifahrzeuge angerollt. Sofort als der Bus schliesslich vor dem Hotel anhielt, kam eine "Delegation" mit den Spielern Raimondi und Spycher wieder zur Einfahrt. Sie freuten sich offensichtlich über den speziellen Empfang. Danach wurden wir von Stefan Niedermaier noch in die Hotel-Bar eingeladen und der vorher etwas abweisende Manager war durch den Head-Manager erstetzt worden der uns herzlich willkommen hiess ;-)
Schliesslich begaben wir uns auf die aussichtslose Suche nach einer Bushaltestelle und nahmen schliesslich doch wieder Taxis um zum Hafen von Kadiköy zu gelangen. Dort wollten wir noch ein paar andere Leute treffen unter anderem auch jener Herr der das Hostel gebucht hatte und dem ich ja noch meine Meinung geigen wollte ;-)
Dort angekommen, hiess es die Jungs seien noch etwa 15 Minuten entfernt. So schlug ich Mani Porno vor doch auf dem Platz ein kleines Spontankonzert zu geben. Was sie dann auch taten. Mani Porno live in Istanbul, ein herrliches Erlebnis :-) Die vielen Leute die vorbeigingen schauten schon etwas verwundert drein und einige blieben stehen um dem speziellen Konzert das da im Gange war etwas genauer zuzuschauen. Plötzlich standen auch die VIP-Besatzung des YB-Fluges neben uns, unter anderem Paolo Collaviti, VIP-Oberfan Christopher S. (Soll nicht despektierlich klingen der ist wirklich fast immer dabei auch auswärts)und sogar der Schnurri der Nation, Beni Turnheer machte dem legendären Auftritt von Mani Porno seine Aufwartung. Was Polo natürlich sofort dazu nützte mit seinem Kindheitsidol Beni ein Foto zu schiessen. Es war wirklich ein herrlicher Anblick wie die Leute stehenblieben und teilweise belustigt, teilweise mitwippend und teilweise völlig ratlos dem treiben zusahen :-)
Schliesslich artete das ganze noch in eine Talentshow für Kinder aus als eine Grossfamilie zum Singen antrat. einfach Herrlich.
Danach assen wir endlich etwas und machten uns daran die asiatische Seite der Stadt etwas genauer unter die Lupe zu nehmen. Was sofort auffiel. Es war alles irgendwie ein wenig ruhiger und gemächlicher als im europäischen Teil. Und verdammt viel günstiger. Der Ruf das Kadyköy der ein Alternativer-Stadtteil sein soll, stimmte vollkommen. Überall kleine Bars und Cafes wo man es sich draussen auf der Strasse bequem machen konnte. So liessen wir uns schliesslich in einer Bar nieder und die ersten Bier gingen in die Runde. Und weil es dort so schön war blieben wir gleich sitzen und das Efes schmeckte auch immer besser. Den Abend liessen wir schliesslich nach einem sehr feinen essen in einem Pub ausklingen. Das Bier floss schon wieder als gäbe es kein Morgen ;-) Und dies machte den Kontakt zu den Einheimischen auch viel einfacher. Viele die Englisch reden trifft man nicht, aber mit einem Fener-Fan unterhielten wir uns über eine Stunde prächtig, Er türkisch wir Berndeutsch :-)
Am nächsten Morgen war als erstes mein Kater wach. Da ich mit Polo und Simu abgemacht hatte noch ewtas mehr von der Stadt zu sehen war das aber ganz praktisch. Die beiden waren schon auf und warteten schliesslich am Fährhafen auf mich. Binggis und Mätthu zogen es vor ihren Rausch noch weiter auszuschlafen und blieben im Bett. Wir fuhren mit der Fähre rüber in den europäischen Teil und liefen dann bei unglaublicher Hitze über die Galata-Brücke auf der unzählige Fischer stehen, rüber nach Eminönü. Dort liefen wir über einen Basar. Sensationelle Eindrücke waren das. Die frischen Schafskäselaibe, die Gewürze, Backwaren, Fleisch und auch sonst alles was man brauchte war zu haben. Sehr interessant übrigens die vielen französischen Lehnwörter die im türkischen verwendet werden. Die Seilbahn ist der "Teleferik", die Standseilbahn ist das "Funicular" oder die Charcuterie ist die "Şarkütery" Nach einem feinen Lamm-Kepab wollten wir der Hitze enfliehen und uns irgendwo in den Schatten hocken. Wir gingen erneut über die Galata-Brücke nahmen das "Funicular" auf der anderen Seite zur grossen Einkaufstrasse die am Takshim-Platz endete. Oben angekommen, trafe wir Teile von USBE in einem schönen Restaurant das in einer kleinen Gasse lag und gesellten uns zu ihnen. Das Bier schmeckte auch schon wieder sehr gut, obwohl 13 türkische Lira doch völlig übertrieben waren. Im asiatischen Teil hatten wir dafür noch 4 Lira bezahlt....So liessen wir die Zeit bis zur Abfahrt der Busse die uns zum Stadion bringen würden in ein paar Bars am Schatten verstreichen. Es war immer noch abartig heiss als wir schliesslich zu den Bussen gingen. Die Fahrt zum Stadion dauerte rund 45 Minuten wobei wir über die grosse Bosporus-Brücke in den asiatischen Teil fuhren wo das Şükrü-Saracoğlu-Stadion von Fener liegt. Die Ostkurve hatte für alle gelbe Shirts machen lassen mit einem schönen Motiv drauf die wir im Bus bekamen. Immer wieder tolle Ideen, danke dafür.
Schliesslich kamen wir rund zwei Stunden vor Spielbeginn beim Stadion an. Die Sicherheitskontrollen waren ziemlich rigoros, so durfte man kein Kleingeld mit reinehmen, dass man dann drinnen wenn man Getränke kaufte, doch wieder kleingeld als Rückgeld bekam, ist ein anderes Thema....Die meisten waren schon drin, als plötzlich Aufregung entstand. Plötzlich hatte wohl der Sektor-Chef gerade Lust auf einen grossen Auftritt und untersagte einer Gruppe die Fahnen und Stangen die man sich am Nachmittag noch extra besorgt hatte und laut der Fener-Delegation die in der Vorwoche in Bern war auch erlaubt sein sollten, reinzunehmen. Die Intervention der Fanarbeit brachte ebenso wenig wie jene der YB-Verantwortlichen. Schliesslich wurde eine adrette Dame gerufen die sogar sehr gut Englisch sprach und erst als "Dolmetscherin" angekündigt wurde, aber plötzlich doch für die "Organisation" zuständig war. Ein langes hin und her begann und schliesslich brachten wir immerhin die Fahnen der Gruppe schon mal in den Block. Die Stangen durften aber weiterhin nicht rein, weil dies ein "nationales Gesetz" sei, wobei die Dame die Begründung brachte nach dem sie behauptete von der Fener-Delegation hätte niemand das OK für Fahnen gegeben, vielleicht sei dies die Polizei gewesen die ebenfalls mit Leuten in Bern war beim Hinspiel. Auf meinen Einwand dass dann die Polizei die eigenen Gesetze nicht kenne, ging sie gar nicht erst ein. Ich rang ihr schliesslich das Zugeständnis ab, dass wenn wir auch nur eine Fahne mit einer Stange im Stadion sehen würden, wir unsere ebenfalls kriegen würden. Natürlich tauchten kurz vor Spielbeginn in einem Sektor grosse Schwenkfahnen auf. Ich ging mit dem YB-Fanverantwortlichen und dem YB-Sicherheitschef sofort runter um die Fahnenstangen zu holen. Leider war die Dame von vorhin unauffindbar und der Sektorenchef wollte die Stangen natürlich unter keinen Umständen rausrücken...Tja so läuft das halt wohl dort :-)
Zum Spiel muss ich eigentlich nichts sagen. Ein grandioser Auftritt unserer Jungs mit dem Höhepunkt durch Bienvenu der kurz vor der Pause den Siegtreffer erzielte. Es ist allerdings schon ärgerlich wenn man die Jungs auf dem Platz so fighten sieht und dann an das Spiel in Bellinzona zurückdenkt....Im Block war die Anspannung zu spüren um so frenetischer fiel dann der Torjubel aus, unglaubliche Szenen die sich da abspielten die man teilweise ja auch im TV sehen konnte :-) Mehr brauche ich eigentlich nicht zu schreiben :-) Und als Wölfli mit einer grandiosen Parade in der Nachspielzeit den Sieg rettete gab es kein Halten mehr. Ein unglaubliches Erlebnis. Zumal die türkischen Fans uns und YB das Wohl grösste Kompliment machten als sie lautstark klatschten als sich die Mannschaft nach dem Spiel bei uns bedankte. Grosser Sport. Ich war völlig platt nach dem Spiel und konnte kaum mehr stehen, was offensichtlich vielen anderen auch so ging. Mein neues Shirt war triefend nass und die Schweiss-am-Rücken-ist-cool-Fraktion war klar in der Mehrheit. Nach einiger Wartezeit konnten wir den Block schliesslich verlassen und die rund 120 Leute verteilten sich in die beiden Busse. Der eine fuhr zurück in den europäischen Teil wo einige noch mächtig über die Stränge schlugen was ein MMS um kurz nach fünf Uhr morgens bewies :-) Und dies trotz vorheriger Ankündigung dieser Person, den Abend "ganz seröis" zu beenden, ieu, ieu :-) Im Bus zum Flughafen wurden die Schleusen auch nochmals geöffnet, die halbe Flasche warmer Vodka ging durch die Sitzreihen und weckte vor allem bei mir noch mal ein paar Lebensgeister. Am Flughafen wurde noch kurz ein Mob-Foto geschossen und schliesslich galt es die rund drei Stunden Wartezeit bis unser Flieger abhob zu überbrücken. Da die Schleusen halt schon mal offen waren, wurde dies vor allem mit Bier trinken getan, und die letzten Lira galt es ja auch noch zu verscherbeln und dabei half das auch sehr gut :-)
Der Flieger war wie schon beim Hinflug überraschenderweise voll und so einige Passagiere schauten mit leicht verdrehtem Sack auf den Haufen in Gelb gekleidet der sich noch schnell eine Flasche Schnaps einverleibte. Im Flieger dann war dann allerdings schnell mal Ruhe. Ausser bei Däru und mir :-) Wir hatten gleich vor uns eine türkische Familie aus Burgdorf und überraschendwerweise war die äusserst hübsche Tochter überhaupt nicht angepisst das eine Reihe hinter ihr noch der Bär steppte und ein Kalimotxo nach dem anderen gemixt wurde. Auch die Mutter der Familie war sehr angenehm und so verging die Reise bei geöffneten Schleusen und netten Gesprächen wie im Fluge. höhö :-) Kurz nach halb sieben Uhr morgens landeten wir in Basel und nach dem ich um Neun schliesslich zu Hause war gings für zwei Stunden ins Bett und danach gleich wieder zur Arbeit :-)
Ein von A bis Z gelungener Auflug, in eine wunderbare Stadt, mit unglaublich Gastfreundlichen und Hilfsbereiten Menschen, einem unglaublichen Spiel und vielen Eindrücken. Ewtas vom geilsten was ich bisher mit YB erleben durfte. Allen Mitreisenden ein grosses Merci.
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