Aus und vorbei. die Reise in die Kälte von St.Petersburg bedeutet schlussendlich das Ende einer schier unglaublichen Europacup-Saison. Bereits das Weiterkommen gegen Fenerbahce Istanbul in der 2.Quali-Runde der Champions League war eine Sensation. Es folgten weitere historisch anmutende Auftritte gegen Tottenham, die zwar das Ende der Champions League-Träume bedeudete, aber uns dank dem Sieg über Fener bereits in die Gruppenphase der Europa League spülte. Auch dort schaffte es kein Team uns im Wankdorf eine Niederlage zuzufügen und selbst das grosse Zenit Sankt Petersburg, seineszeichens vor zwei Saisons noch Europa-League-Sieger, musste mit einer Niederlage aus Bern abreisen. Das Rückspiel nun bedeutete aber Endstation.
Nach dem ich mich am Mittwoch früh schnell noch mit dem letzten nötigen Utensilien ausgerüstet hatte (Thermos-Unterwäsche ;-) ) gings los Richtung Flughafen Zürich von wo wir via Riga nach Sankt Petersburg flogen. Dort angekommen, waren wir erstmal überrascht über das schnelle Einreiseverfahren. Kurzer Blick aufs Visum, Stempel und gut war. Ausser einer scharfen Zurechtweisung an einen unserer Reisegruppe hinter der roten Linie am Boden zu warten ging das alles auch Wortlos vor sich. Die Kälte durften wir dann ein erstes Mal beim warten auf den Bus der uns zur Metro bringen sollte, erleben. -15 Grad ist schon was anderes als die Temperaturen die im Winter bei uns so herrschen...Der alte klapprige Bus kam dann nach ein paar Minuten doch noch. Bezahlt wird dort übrigens in den Bussen selbst, wobei tatsächlich pro Bus ein Verkäufer und Kontrolleur mitfährt....Der natürlich nur russisch sprechende Mann war sehr Hilfsbereit und das Wort "Metro" kannten zum Glück wir und er. So deutete er uns auch an der richtigen Haltestelle Auszugsteigen. Dort runter in die Metro, das Metro-Ticket an der Kasse gekauft (Automaten gab es keinen) wobei es etwas verwirrlich war weil dort stand dass man für ein Gepäckstück zahlen müsste, einige das auch Taten aber trotzdem nur einen Jeton brauchten um dann die Schranken zu passieren.
Den Weg zum Hotel fanden wir im leichten Schneefall auch ohne Probleme und so waren gegen 23 Uhr im Hotel. Dort hatten zwei noch das Glück dass ihre Reservation nicht auffindbar war und vom Hotel deshalb zum gleichen Preis wie wir eine Suite bekamen...Dafür hatten sie allerdings auch drei Stunden in der Lobby gewartet, weil sie schon früher mit anderen Flügen ankamen aber jemand aus unserer Reisegruppe die Reservation getätigt hatte...
Schnell die Zimmer bezogen und dann gleich noch mal in die Kälte um was essen zu gehen. Weit ging es allerdings nicht, gleich um die Ecke war ein Restaurant welches noch offen hatte. Zwar ging es eine Ewigkeit bis überhaupt die Bestellung aufgenommen war, weil der Typ ein grossartiger Verkäufer war und alle zu etwas teurerem verleiten wollte...Und die Flasche Vodka konnte er uns schliesslich auch noch aufschwatzen, denn man sagt ja schliesslich dass zu jedem guten Essen der Vodka in jedem Fall dazu gehört. Dann war es auch schon gegen 2 Uhr. Noch schnell im 24-Stunden-Shop gleich über die Strasse beim Hotel (der uns noch einige gute Dienste erweisen sollte ;-) ) ein paar Bier geholt und uns im Hotel auf ein paar Sofas niedergelassen und den Abend ausklingen lassen. Die Reise war anscheinend anstrengend, zum Frühstück schafften wir es jedenfalls nicht. Und auch der erste geplante Abstecher in die Stadt endete schliesslich beim Kaffee in der Hotelbar und einem raschen Mittagessen nicht weit vom Hotel. Wir hatten für die Fahrt von den beiden Hotels in denen die meisten YB-Fans logierten, zwei Busse organisiert. Wobei der eine Bus erst uns abholte und dann zum anderen Hotel fuhr um dort auf den zweiten Bus zu warten. Nach ein paar Bier in der Hotelbar gings dann mit Polizeibegleitung Richtung Stadion. Dort wurden wir in einem Polizeicordon zu unserm Block geführt, wobei es Ausserhalb des Blockes keine Trennung gab und man um zur Toilette zu gehen aus dem Block raus musste, ebenfalls um etwas zu trinken oder essen zu holen. Das Stadion selbst eine sehr schöne "Ostblock-Schüssel" mit nur einem Rang und vier riesigen Flutlichtmasten, ein Schmuckstück und auch der Beweis dass auch in einem Stadion ohne Bedachung Stimmung aufkommen kann. Insbesondere wenn wie bei Zenit schlicht alle vier Tribünenteile mitmachen, selbst jene auf der Haupttribüne. Ein Erlebnis war auch die Kommunikation mit der Polizei welche vor und in und um unseren Block ziemlich massiv vertreten war. Einige hatten noch keine Tickets und entgegen der vorher bekommenen Info es werde kein Problem sein noch welche zu kaufen, ging es einige Zeit bis einer der Polizisten dann in rudimentärem Englisch zu verstehen gab dass jene die noch ein Ticket bräuchten zu ihm kommen sollten. Hörte sich dann ungefähr so an: "They need Tickets, come here, and I will go" (Handzeichen auf die andere Seite des Eingangs) Zuerst dachten wir dass er dann für jene Tickets holen geht. Aber schliesslich ging er einfach auf der anderen Seite mit ihnen in den Block rein. Das nenne ich mal unkompliziert. Wobei er sich penibel notierte wie viele er reingelassen hatte. Könnte mir vorstellen dass YB noch eine Rechnung erhält :-) Ganz allgemein war das Auftreten der Polizei sehr entspannt und angenehm auch wenn dann doch noch ein paar Ausreisser nach unten gab...So musste unser Capo nach rund 30 Minuten plötzlich vom Zaun runter. Vorher hatte sich niemand darüber beschwert...Und leider waren in den angrenzenden Heimblöcken einige Idioten zugegen die von der Polizei unbehelligt blieben. Zuerst kamen vereinzelt Schneebälle geflogen, was ja noch egal ist und von den Leuten in unserem Block auch eher belustigend aufgenommen wurde. Doch nach unserem Führungstor kamen plötzlich Eisklumpen geflogen und das nicht zu knapp...drei YB-Fans wurden dabei verletzt einer sogar so schwer dass er sich nähen lassen musste und die zweite Halbzeit gar nicht mehr im Stadion mitbekam. Die Reaktion der Polizei? Achselzucken....Zum guten Glück reagierte unser Block sehr besonnen und es flogen nur sehr vereinzelt wieder Eisbrocken zurück. Eine Eskalation hätte da bloss für die rund 150 YB-Fans folgen gehabt und dass kapierten zum Glück die allermeisten im Block. Und auf die Erfahrung von der russischen Polizei eingebuchtet zu werden war auch niemand scharf...Mit dem weiteren Spielverlauf beruhigte sich die Werferei dann auch ziemlich schnell. Nur zu gerne hätte ich allerdings danach die Reaktionen sehen wollen, wäre uns in der Schlussphase der sehr gut mögliche zweite Treffer noch gelungen. Aber ich habe vorgegriffen. YB begann das Spiel nämlich so wie es Zenit bei uns begonnen hatte. Mit einem Sturmlauf. So scheiterte zum Beispiel Spycher mit einem satten Weitschuss am Zenit-Goalie und Jemal brachte seinen Kopfball nur knapp nicht im Tor unter. Es war dann erneut Jemal der nach einem Eckball von Raimondi völlig freistehend zur verdienten Führung einköpfte. In der Folge hatte Zenit zwar mehr Ballbesitz, aber die Chancen hatte weiterhin YB. So strich ein Weitschuss von Lulic nur Zentimeter am Tor vorbei. Es war dann allerdings auch Lulic der am Anfang des Ausgleichs stand. Nach einem Ballverlust dem m.E. allerdings ein Foul vorausgegangen war ging es blitzschnell und schliesslich stand ein Zenit-Spieler völlig frei vor Wölfli und der liess sich nicht zweimal bitten. Der zu diesem Zeitpunkt eher glückliche Ausgleich für die Russen. Aber eben auch die Erkenntnis dass es gegen solche Spitzenmannschaften nur wenig Fehler erträgt und dass solche Klassespieler halt auch auf einem schlechten Platz sehr schnell und präzise spielen können. YB hielt das 1-1 bis zur Pause eigentlich relativ sicher, hatte nach Wiederanpfiff allerdings gleich erhebliche Mühe den nun stärker werdenden Russen Paroli zu bieten. Und so kam das 2-1 für Zenit schon recht früh, wobei es vor allem dem schlechten Stellungsspiel unserer Mannschaft zu verdanken war das der Torschütze auf der rechten Seite derart alleine war und den Ball in aller Seelenruhe in die entfernte Torecke hämmern konnte. Zenit machte nun die Räume viel enger und übte viel mehr Druck aus. So kamen sie vermehrt zu Chancen, die aber von Wölfli allesamt zunichte gemacht wurden. YB verstand es nur noch vereinzelt Nadelstiche zu setzen, wenn aber dann oft gefährlich. So strich ein Freistoss von Raimondi nur knapp am Lattenkreuz vorbei. Gut 10 Minuten vor Schluss patzte Raimondi bei einer Flanke und verpasste den Ball, Zenit bedankte sich mit dem 3-1. YB warf nun nochmal alles nach vorne und sogar Wölfli stürmte wieder mit nach vorne. Und die Chancen noch das zweite Tor, welches gleichbedeutend mit dem weiterkommen gewesen wäre waren durchaus vorhanden. Zuerst scheiterte Bienvenu mit seinem Versuch am Pfosten und in der Nachspielzeit stand plötzlich Dudar alleine vor dem Zenit-Keeper brachte den Ball aber auch nicht ins Netz. So blieb es schliesslich beim 3-1 für Zenit und dem Ausscheiden von YB. Klar es ist enttäuschend so nahe dran gewesen zu sein diesen Topklub auszuschalten und es trotzdem nicht geschafft zu haben. Aber dann von "veryoungboysen" zu reden und gar die Einstellung der Mannschaft in Frage zu stellen nach so einem Spiel ist wirklich nur noch mit Realitätsverlust zu erklären. Nach einem wirklich erknorzten Unentschieden in Thun bei dem die Einstellung über weite Strecken das Problem war hört man nichts. Nach einem grossen Effort und der Chance bis in die Nachspielzeit des zweiten Spiels gegen einen europäischen Topklub weiterzukommen wird dann geflucht und über Spielsysteme und Aufstellungen diskutiert. Einfach nur lächerlich. Nach etwa einer halben Stunde Wartezeit in der Kälte durften wir dann als letzte auch noch das Stadion verlassen. Draussen direkt vor dem Stadion warteten auch schon unsere zwei Busse die uns wieder zu den Hotels fuhren. Beim Zwischenhalt im ersten Hotel wäre es beinahe noch zu einem spektakulären Unfall gekommen. Der uns vorausfahrende Polizist konnte die Schranke nicht öffnen da er kein Ticket hatte. Er stieg aus und deutete unserem Fahrer an das er das Ticket benötige. Dieser öffnete die Tür und stieg aus, hatte aber offenbar vergessen auf der leicht abfallenden Strasse die Handbremse zu ziehen. Der Bus jedenfalls rollte natürlich an und der Polizist blieb tatsächlich einfach vor dem Bus stehen und winkte wild mit den Armen. Kurz vor dem Polizeiauto und noch etwas kürzer vor dem Polizisten brachte der wieder in den Bus gesprungene Fahrer es gerade noch das Fahrzeug wieder anzuhalten. Die Reaktion des Polizsiten. Ein schelmisches Grinsen und ein kleiner Wink mit erhobenem Zeigefinger...Beim unserem Hotel angekommen hatten alle natürlich entsprechend Hunger und so folgten wir den "CaFo`s plus" in ein Pub welches angeblich nicht weit weg war. Nun ja, es waren dann sicher 20 Minuten, aber immerhin lohnte es sich. Das Bier war gut und das Essen ebenso und das Pub war auch sehr nett. Wenig später erschien dann auch noch unser Spitalhopper mit genähter Platzwunde. Die Russen waren gründlich gewesen, so machten sie auch gleich noch ein CT bei ihm und für die gesamte Behandlung 8500 Rubel, man stelle sich vor was das in der Schweiz gekostet hätte...für umgerechnet rund 300 Franken wäre wohl nicht mal eine Ambulanz bereit gestellt worden...Aber schon bitter das wegen ein paar Idioten neben dem Gästeblock jemand die Hälfte eines Spieles verpasst für dass er soweit gereist ist und einiges an Geld ausgegeben hat. Er nahm es allerdings mit Humor und fragte erstmal ob denn jetzt der Ground zähle :-)
Ziemlich Müde machten wir uns dann auf in Richtung Hotel, kamen dann aber nicht am 24-Stunden-Shop vorbei. Wir holten uns ein paar Bier und als kurze Zeit später auch noch ein paar weitere Trunkenbolde eintrafen war es schon passiert. Der 24-Stunden-Shop dürfte jedenfalls Freude gehabt haben an uns, da wir noch einige Male wieder runter gingen um Bier zu holen. Nett auch die Russen in einem der Zimmer die bei offener Tür laut diskutierten. Irgendwann erschien die Receptionistin Elena und beschwerte sich bei uns, wir zeigten alle ganz unschuldig in Richtung des Zimmers und sie ging tatsächlich dort hin und stauchte jene zusammen. Es entwickelte sich dann ein Running Gag der halt wohl nur in der Situation lustig war, der Schotte der kurze Zeit später völlig besoffen daher kam jedenfalls verstand unser "pssst Elena!" sicher nicht. Allerdings verstand er wohl sowieso nicht mehr all zu viel. Er prahlte jedenfalls alle 10 Minuten damit dass er am WM-Final gewesen sei und Miss Brasil und Miss Espana kennen würde, was er jedesmal mit Fotos auf seinem Iphone untermauerte. Irgendwann verzog ich mich dann auch ins Bett so gegen 5 Uhr oder so da wir ja am nächsten Tag doch noch einges besichtigen wollten. Unsere abgemachte Zeit hielten wir zwar nicht ganz ein, aber immerhin gings dann gegen zwölf Uhr auch los. Ebenfalls mit jener Person welche noch im anderen Hotel gefeiert hatte...und den Bildern nach war dies auch eine ziemlich heftige Feier..."Ultras in Tights" sag ich da nur :-)
Und so bekamen wir dann doch ein Bild von dieser wirklich wunderbaren Stadt mit den vielen historischen Gebäuden und Kathedralen. Leider konnten wir den Winterpalast nur von weitem bestaunen, da irgend ein VIP mit einer unglaublichen Begleitkolonne kurz vor uns dort angekommen war und der gesamte Platz davor sowie alle Wege zum Palast von der Polizei abgesperrt worden waren. Und für den Katharinenpalast fehlte uns dann leider doch die Zeit. Schliesslich begaben wir uns dann am Abend wieder in dasselbe Restaurant wie schon am ersten Abend. Und es sollte noch eine lange Nacht werden....Schluss endlich hatten wir zu siebt eine Rechnung von 23`000 Rubel....Irgendwie lernten wir dann im Restaurant noch Marina und Alexey kennen und luden sie noch zu einem Schlummertrunk ins Hotel ein wobei wir uns sogar noch über Politik unterhielten wobei ein gewisser C.F. auch genannt P. immer wieder durch ausfallende anzügliche Sprüche auffiel ;-)Dann hatten wir noch kurz Zeit zu duschen und dann ging es bereits wieder zum Flughafen. Eine insgesamt sehr angeschlagene Reisetruppe fand sich schliesslich in den organisierten Kleinbussen wieder. Nun kam noch das nervigste der sonst eigentlich entspannten Reise. Bereits zum Betreten des Flughafengebäudes musste eine Sicherheitskontrolle passiert werden. Danach gleich noch eine um in den Check-In Bereich zu kommen. Die angestellten der AirBaltic schauten dann auch noch penibel darauf dass das Handgepäck 8 Kilogramm Gewicht nicht überschritt was einigen nochmals den Gang durch die Sicherheitskontrolle bescherte weil die Schalter zum Bezahlen natürlich draussen in der Halle vor dem Check-In eingerichtet waren...Und nach dem Check-In kam natürlich nochmals eine Sicherheitskontrolle. Es spricht dann schon für sich, dass an keiner der drei Kontrollen meine 7up-Dose die in meiner Tasche war beanstandet wurde obohl die ja mehr als 100 ml Inhalt hatte....Beim Warten zum Boarding ein erstes Mal eingepennt und auch auf den Flügen von St.Petersburg nach Riga und von dort nach Zürich eigentlich durchgepennt. Mit einem schönen Kater den letzten Teil der Heimreise im Zug angetreten und dann noch die ärgerliche Niederlage von St.Pauli live geschaut. Danach wollte ich eigentlich noch die Sportschau schauen, schlief aber gleich ein und pennte durch bis der Wecker mich zum Frühdienst rief....
YB hatte mit Fenerbahce, Tottenham, Stuttgart, Getafe, Odense und Zenit St.Petersburg alles Gegner die mit einer Ausnahme (Odense) höher einzustufen sind als wir. Mit Vereinen aus England, Deutschland, Spanien und Russland waren die aktuell stärksten Ligen wohl ausnahmslos vertreten. Und gegen jeden dieser Gegner wurde einmal gewonnen. Das ist eine sehr starke Bilanz. Ich jedenfalls bin dankbar für eine tolle Europacup-Saison mit unvergesslichen Highlights wie den Sieg in Istanbul und die ganze Reise nach Istanbul insgesamt. Mit der unglaublichsten halben Stunde gegen Tottenham in der ich wohl das beste YB meines Lebens gesehen habe. Mit der Wende auf dem Schneegeläuf des Wankdorfs gegen Stuttgart. Mit dem tollen Auftritt in London als 1100 Berner trotz einer klaren Niederlage die Tottenham-Fans in Grund und Boden sangen. Mit der Sonderzugreise nach Stuttgart oder eben der Reise nach Russland. Danke YB für diese schönen Erlebnisse.
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mis übergrosse, 9.5kg schwäre handgepäck hani zwar uf d waag müesse schteue, abr es ischere när trotzdäm egau gsi:)
AntwortenLöschenbisch sicher o wider usfällig worde, Prick ;)
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