Auf dem Rückweg vom See zu den Autos zeigte Dave uns einige Baumarten und erklärte auch einige sehr interessante Dinge. So gibt es eine Eukalyptus-Art die gegen Buschbrände immun ist. Buschbrände gab es vor dem eintreffen der Menschen nur, wenn Blitze einschlugen. Aber bereits die Aborigines begannen Buschbrände gezielt zu legen. Einerseits schlicht um zu Jagen. Nach dem der Brand gelegt war, wurden die vor dem Feuer flüchtenden Tiere erlegt. Andererseits aber wussten sie bereits das Feuer auch dafür sorgen kann, dass der Boden fruchtbarer wird. Eine Baum-Art hat gegen die vor allem nach Ankunft der Europäer stark zunehmenden Buschfeuer eine äusserst interessante Strategie entwickelt. So hat sie sich quasi eine Schutzrinde zugelegt die die eigentliche ebenfalls dicke Rinde vor dem Feuer schützt. Sie hat aber noch eine zweite Strategie entwickelt. Um die Samen rum hat sie ebenfalls eine Schutzhülle entwickelt die sich nach dem sie auf den Boden gefallen sind, langsam öffnen und den eigentlichen Samen freigeben. Bei hohen Temperaturen wie sie ein Feuer entfachen kann, poppt die Hülle aber quasi auf sobald das Feuer vorbei ist und so kommt der Samen schneller in die nach dem Brand besonders fruchtbare Erde. Wirklich sehr interessant.
Auch interessant sind die vielen Bäume welche immer wieder ihre Rinde „verlieren“ weil diese nicht mit dem Baum mit wächst und sie deshalb irgendwann quasi „abgesprengt“ wird weil der Baum zu gross für seine Rinde wurde.
Zurück im Camp war ich doch ziemlich müde, aber das Nachtessen belebte dann die Geister wieder. Es gab Pizza aus dem Holzofen, die sich jeder selbst nach seinem Gusto zusammenstellen konnte. Auf das Dessert habe ich dann brav verzichtet. Dafür gab es danach noch ein paar Bier unter einem beeindruckenden Sternenhimmel. Weil praktisch keine Lichter den Himmel erhellen sieht man doch einige Sterne mehr als anderswo. Wirklich beeindruckend.
Am nächsten Morgen hiess es um 7 Uhr aufstehen, wobei Dave mit einem Didgeridoo in jedes Zelt kam um uns zu wecken ;-)
Die Dropbear-Crew hatte schon ein leckeres Frühstück mit allem was das Herz begehrt (und ich nicht essen sollte ;-) Konnte mich aber zurückhalten und liess den Speck und die weiteren leckeren Sachen links liegen) bereit gestellt. Danach ging es zuerst zum berühmten Maheno-Wrack. Dort erklärte uns Dave zuerst was es mit diesem Schiffswrack auf sich hatte, etwas abseits der Massen die gerade da waren. Er ärgerte sich auf der Tour noch ein paar Mal über eine Gruppe eines anderen Anbieters die mit 4 oder 5 Wagen gerade da war und wir noch mehr antreffen sollten, meistens aber hatten wir ein derart gutes Timeing das die entweder erst kamen wenn wir den Ort bereits verliessen oder umgekehrt. Die Guides dieses Anbieters würden die Leute einfach zu den Spots bringen, aber kaum etwas erklären und meist einfach im Wagen warten bis die vorgenommene Zeit vorbei war und die Leute dann zurück zu den Wagen pfeifen. Und das konnten wir in der Tat ein paar weitere Male gut beobachten. War auf jeden Fall froh, hatte ich die Dropbears gewählt :-)
Aber zurück zum Wrack: Das Schiff wurde Anfang des 20. Jahrhunderts in Schottland (was unsere drei Schottinnen zu einem kollektiven, in Simponsmanier vorgetragenen „Yeah Scotland!“ veranlasste ;-) (Wem es nichts sagt, einfach „the Simpsons - the Film“ gucken.) gebaut und fuhr unter Neuseeländischer Flagge. Es wurde als Luxus-Dampfer konzipiert um Leute mit viel Geld in die neue Heimat zu fahren. Während des ersten Weltkrieges 1914-1918 wurde das Schiff dann aber durch die neuseeländische Marine zu einem riesigen Spitalschiff umfunktioniert. (Was war danach? weiss es nicht mehr genau Nachschauen!!!!!!)
Schliesslich kauften Japaner das für diese Zeit alte Schiff und wollten es nach Japan schleppen. Zuvor hatten die Japaner aber alles was irgendwie zu Geld zu machen war verkauft, so unter anderem auch die Antriebe und Maschinen des Schiffes. Vor K`Gari gerieten sie aber in einen heftigen Sturm und das Schleppseil riss. So trieb die Maheno mit 7 Mann Besatzung aber ohne Möglichkeit zu manövrieren auf dem Meer. Die Crew entschied sich deshalb, dass Schiff am Sandstrand der Insel auflaufen zu lassen um zu verhindern dass es allenfalls irgendwo an Felsen zerschellte. So lag das 6 Deck hohe Schiff also am Strand von K`Gari. Und da es damals noch keine Satelliten oder ähnliche Kommunikationsmittel gab dauerte es Tage bis das Schiff und die Crew gefunden waren. Und um das Schiff zu Bergen war es bereits zu spät: Die Maheno hatte sich bereits derart in den Sand gegraben dass eine Bergung mit den Mitteln die zu der Zeit zur Verfügung gestanden hätten, schon unmöglich war. Da es trotzdem noch viel wertvolles auf dem Schiff gab, wollten die Japaner das Schiff trotzdem nicht einfach aufgeben. So liessen sie es gegen Bezahlung bewachen. Doch der beauftragte Polizist hatte ein kleines Problem mit dem Alkohol und liess die wenigen Bewohner der Insel gegen ein Six-Pack-Bier oder andere Alkoholika aufs Schiff. So wurde das Schiff nach und nach von den Einwohnern von K`Gari geplündert. Der Grossvater von Mark, dem Besitzer von Dropbear-Tours lebte damals bereits auf der Insel und soll seinen gesamten Boden seines Hauses mit Holzböden aus dem Schiff gebaut haben :-)
Auf jeden Fall verloren die Japaner danach natürlich das Interesse am Schiff, weil die letzten wertvollen Sachen nun auch weg waren. So überliess man das Schiff seinem Schicksal. Auf den Bildern sieht man noch das oberste Deck aus dem Sand ragen. Man kann sich kaum vorstellen wie gross dieses Schiff gewesen sein muss und irgendwann wird es ganz im Sand versunken sein.
Nach diesem interessanten Abstecher ging es zum Ellis Creek, einem Frischwasser-Bach der ebenfalls aus dem riesigen Wasserreservoir gespeichert wird das im Sand der Insel versteckt ist. Der Bach ist für viele Fische, Süsswasserkrebse und Vögel wichtige Lebensgrundlage. Für die Buchulla ist er ebenfalls ein heiliger Ort, weshalb wir auch hier bevor wir den Ort betraten das beschriebene Ritual abhielten. Der nicht sehr tiefe Bach hatte eine beachtliche Strömung und das Wasser war wirklich überraschend kalt, ich vermute so um die 18 bis 20 Grad und es schmeckte auch hervorragend. Am Bach entlang war aus Holz ein Weg erstellt worden. Vom Ende des Stegs konnte man sich den Bach runter treiben lassen bis zum Strand runter. Was wir auch zwei mal taten. War eine herrliche Abkühlung.
Dann ging es zurück in die Autos und auf eine Inland-Strasse welche ziemlich ruppig war. Auch dort bestehen die Strassen einzig aus Sand und im Gegensatz zum Strand wo der Sand relativ hart ist und so eine gute Unterlage bildet, ist er im Innern natürlich äusserst weich und man wird teilweise ganz schön durchgerüttelt. Unser Ziel war ein See in dem viele kleine Schildkröten leben und der eine faszinierende Farbe hatte. Das Wasser war nämlich wirklich komplett rot. Auch dort bedankten wir uns zuerst bei K`Gari (ich muss dann endlich mal erklären was es mit dem Namen auf sich hat ;-) aber ich komme noch dazu versprochen ;-) ) mit dem Ritual dass wir hier sein durften und auf die Natur acht geben würden. Schwimmen konnte man in dem See auch und es war ziemlich faszinierend in diesem roten Wasser zu schwimmen, welches übrigens sehr warm war, ja fast Badewannen - Temperatur aufwies.
Nach dem Mittagessen ging es durch den Busch wieder zurück zum Strand und weiter zum „Indian Head“ einem Felsvorsprung der ins Meer hinausragte und eine steil abfallende Klippe ins Meer aufwies.
Indian Heads heisst der Ort, wegen Captain James Cook dem „Entdecker“ Australiens. Als er an K`Gari vorbei segelte war dies für die auf der Insel lebenden Aborigines zum ersten Mal dass sie etwas derartiges wie diese grossen Segelschiffe sahen. Und da dieser markante Punkt der Insel natürlich perfekt war um das Meer zu beobachten, versammelten sich viele der Buchulla auf diesem Felsen um diese komischen Gefährte zu sehen. Und weil Cook die „Indians“ auf dem Felsvorsprung natürlich auch sah, nannte er diesen Punkt „Indian Heads“
Der Felsen der ins Meer hinaus ragt, war aber auch sonst für die Aborigines ein wichtiger Ort. Dort wurden Versammlungen der Ältesten der Stämme abgehalten. Unter anderem war es auch eine Art Gerichtshof. Wer sich nicht an die Regeln gehalten hatte die sich die Buchulla auferlegt hatten, wurde der oder die Fehlbare auf den Felsen zu den Ältesten gerufen und musste sich erklären. War die Erklärung plausibel, konnte der beschuldigte den Felsen wieder in Richtung Land verlassen. War die Erklärung aber nicht ausreichend, musste der oder die Beschuldigte in die andere Richtung den Felsen verlassen….Und fand unweigerlich den Tod.
Gelandet ist Cook auf K`Gari allerdings nicht. Es war ein unbegabter aber reicher Segler Namens James Fraser der dort an Land ging. Allerdings nicht freiwillig. Auf seinem Weg in Richtung Asien und Europa sank sein Schiff weil er es ins Great Barrier Reef gesetzt hatte. Die Überlebenden ua Captain Fraser und seine Frau, die noch eine grosse aber unrühmliche Rolle spielen sollte, entschieden, in den Rettungsbooten zurück nach Brisbane zu rudern. Man kann sich vorstellen was für eine Tortour das gewesen sein muss wenn man sich die Distanz zwischen dem Great Barrier Reef und Brisbane so anschaut. Jedenfalls schafften sie es tatsächlich bis nach Brisbane.
Fraser, da er wie erwähnt ziemlich reich war, kaufte sich ein neues Schiff, heuerte eine neue Crew an, und versuchte es ein zweites Mal. Einmal dürft ihr raten was passierte: Richtig, er setzte auch sein neues Schiff ins Reef. Wieder versuchten die Überlebenden zurück nach Brisbane zu kommen. Doch diesmal ging nicht alles so glatt. Einige der Crew die überlebt hatten, wurden krank in den Rettungsbooten, es gingen ihnen auch die Vorräte wie Trinkwasser aus. So entschieden sie sich auf K`Gari zu landen um nach Wasser und Nahrung zu suchen und die Erkrankten so gut wie möglich zu pflegen. Da es damals üblich war sich vor allem in weiss zu kleiden und die Buchulla auch noch nie solche Boote gesehen hatten, hielten sie die Weissen die da an ihrem Strand angekommen waren, für Götter die auf die Erde gekommen waren.
Sie gaben ihnen Nahrung und Wasser und versuchten die Kranken so gut wie möglich zu versorgen und retteten ihnen so das Leben. Aber sie konnten nicht alle retten da diese einfach zu krank waren. Unter anderem liess Captain Fraser sein Leben auf der Insel. Die Überlebenden, Eliza Fraser und 12 Besatzungsmitglieder brachen danach wieder auf in Richtung Brisbane und schafften es tatsächlich ein zweites Mal.
Zuerst erzählten die Überlebenden die wahre Geschichte wer ihnen geholfen hatte und weshalb sie noch am Leben waren, was damals für ziemlich viel Aufregung gesorgt haben dürfte, angesichts das diese „Wilden“ bei den Europäern kaum ernst genommen wurden.
Eliza Fraser wollte aber unbedingt zurück nach England. Keine 6 Monate nach dem ihr Mann gestorben war, heiratete sie einen anderen reichen Mann und schaffte es mit diesem dann tatsächlich zurück nach England.
Da dieser aber auch verstarb und sie wieder mittellos wurde, begann sie sich Geld zu verdienen in dem sie die Story über ihre Rettung auf K`Gari öffentlich zu erzählen. Und weil Blut und Gewalt auch damals besser zogen als rührende Geschichten, begann sie die Story so umzubiegen, dass sie sich auch vor den Eingeborenen dort in Sicherheit bringen musste und diese ihren Mann und die anderen Besatzungsmitglieder die auf der Insel gestorben waren umgebracht und teilweise verspeist hätten. Sie erlangte dadurch einige Berühmtheit und kam auch wieder zu Geld. Doch diese Umbiegung der Wahrheit hatte schliesslich zur Folge das die Weissen mit Gewalt auf K`Gari landeten und ein Jahrelanger Konflikt zwischen den weissen Siedlern und den Buchulla entflammte der für die Einheimischen natürlich nicht zu gewinnen war. Indian Heads wurde dann nochmals bekannt, weil englische Soldaten dort ein Massaker an den Buchulla verübten indem sie hunderte über die Klippen in den Tod trieben.
Dies ist also der Grund weshalb die Aborigines und auch viele die mittlerweile auf der Insel leben, den Namen Fraser Island weghaben wollen. Beim Uluru dauerte es aber auch Jahrzehnte. Ich hoffe schwer dass sie das schaffen. Hier könnt ihr die Petition unterschreiben. http://www.gopetition.com/petitions/kgari-aka-fraser-island/sign.html#se
Gleich hinter Indian Heads liegen die Champagne Pools. Das sind natürliche Felsbecken in denen man herrlich baden kann, während die brechenden Wellen die Becken quasi zu Sprudelbädern machen, das war auch herrlich da zu baden.
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