Mittwoch, 17. Dezember 2014

Sydney - Katoomba / Blue Mountains

Am Abend gönnte ich mir wieder mal ein Bier und einen Burger, nach einem Tag auf den Beinen und viel rumgelatsche und nur einem Frühstück lag das durchaus drin. Zurück im Hostel, suchte ich erst mal einen Link zu einem Live-stream um mir St.Pauli gegen die Freunde aus Darmstadt anzusehen. Drei Punkte wären für uns unglaublich wichtig gewesen, da muss dann auch mal die Freundschaft ruhen für 90 Minuten ;-) Leider war das wlan im Hostel schlicht zu schwach um einen Stream zu laden und selbst für das AFM-Radio reichte es leider nicht. Wenigstens funktionierte der Basis St.Pauli-Ticker und so verfolgte ich das Spiel halt via Ticker. Tja was soll ich sagen….Gratulation nach Darmstadt, erneut scheinbar eine bittere Niederlage wobei die Mannschaft scheinbar gegenüber dem Bochum Spiel wieder viel passiver aufgetreten ist. Und leider ist es diese Saison halt so dass wir defensiv halt einfach zu anfällig sind um so mal dreckig einen Punkt zu holen…so war es auch diesmal. 

Und da muss ich jetzt kurz einen Exkurs machen quasi zurück in die Zukunft ;-) Gestern (respektive heute, also in Europa jedenfalls :-) ) wurde bekannt dass St.Pauli Deniz Naki eine Absage erteilt hat. Mal ganz unabhängig davon ob man für oder gegen eine Verpflichtung von Naki war oder ist: Was da teilweise jetzt in dieser Fanszene abgeht ist einfach nur widerlich. Das ist abgrundtiefes Wutbürgertum wie an Pegida oder Hogesa-Demos. Ist leider so. Der Shitstorm der jetzt gegen Azzouzi (für die nicht so Eingeweihten: Sportchef des FC St.Pauli) losgetreten wurde geht auf keine Kuhhaut. So glaubt sich dermassen im Ton zu vergreifen und Leute in so einer Form zu diffamieren, der hat nicht verstanden was den FC St.Pauli ausmacht. So geht man beim FC St.Pauli nicht miteinander um. Punkt. Und ja ich gestehe dass ich auch zu jenen gehöre die eine Verpflichtung positiv gesehen hätten. Aber und da muss man einfach mal alle Emotionen und Sympathien beiseite schieben: Es gibt auch gute Gründe sich dagegen zu entscheiden. Das hat die sportliche Führung unter Leitung von Azzouzi nun halt getan. Und wie sich Naki nun wie ein verschmähter Liebhaber gebärdet ist ebenso falsch und lässt mich nun eher dazu neigen, die Entscheidung richtig zu finden. Exkurs Ende.

Am nächsten Morgen ging ich zum Frühstück noch einmal in den Room 10, den Laden würde ich am liebsten überall hin mitnehmen ;-) Dann gings zum Bahnhof und in gut 2 Stunden in die BlMountains nach Katoomba. Interessant ist die Preispolitik der Bahnen in Sydney. Für eine Strecke innerhalb der City zahlt mal egal wohin 3.60 Dollar. und was weiter weg geht ist wohl auch egal wohin, es kostet einfach 8.60 Dollar. So war das mit dem Ticket von Sydney nach Katoomba, und so war es auch heute Morgen für das Ticket von Katoomba nach Newcastle. Wobei die Fahrt von Katoomba nach Newcastle fast doppelt so lange dauert.


Im Hostel angekommen, sitzen dort bestimmt ein Dutzend Menschen gebannt vor dem TV im Gemeinschaftsraum. Sky News live. Ich realisiere dass scheinbar ein verwirrter Extremist in Sydney in einem Lindt-Cafe in der City Geiseln genommen hat. Schon irgendwie ein mulmiges Gefühl wenn man dann daran denkt dass man wohl kurz bevor diese Geiselnahme begann noch mit dem Zug an jenem Martin Place vorbeigefahren ist, auch wenn ja einem selbst wohl keine Gefahr gedroht hätte, da es mir a) nie in den Sinn kommen würde in Australien in ein Lindt-Cafe zu gehen und b) ich ja bloss mit dem Zug durchgefahren bin. Schön übrigens wie viele Australier scheinbar mit diesem Vorfall umgehen. Es wird als das betrachtet was es ist und nicht auf eine gesamte Religionsgemeinschaft geschossen, wie dies in Europa im Moment schwer angesagt ist. Insbesondere diese Aktion die auf Twitter gestartet wurde und sofort zehntausende von Followern hatte finde ich ungemein wohltuend und einfach nur toll: 
http://mic.com/articles/106442/australians-show-the-world-exactly-how-to-respond-to-terrorism-with-ill-ride-with-you

Katoomba ist eine Kleinstadt wirklich mitten in den Blue Mountains. Zu den Berühmten „drei Schwestern“ kommt man in gut 30 Minuten Fussmarsch aus dem Zentrum. Die kleine Stadt wirkt ziemlich verschlafen, obwohl jetzt scheinbar Hauptsaison sein sollte. Leider ist es wohl so, dass die meisten Touris einfach eine Tour von Sydney aus buchen und dann gleich wieder verschwinden. Zwar gibt es viele Hostel und Pensionen, aber wirklich viele Leute sieht man in den Strassen nicht wirklich. Am „Echo Point“ direkt bei den three Sisters, sah es dann schon etwas anders aus. Viele Reisebusse standen da rum und Horden von asiatischen Touristen rannten dort rum. Fühlte mich fast ein wenig zu Hause ;-) 

Ich suchte erst mal ein paar Informationen zusammen, wobei eine Karte mit einer Broschüre und Wandertipps doch tatsächlich satte 6 Dollar kostete. Klar irgendwie muss man den Unterhalt der Wanderwege die Teilweise in sehr unwegsamen Gebiet angelegt wurden auch finanzieren. Die Blue Mountains gehören übrigens eben so wie die Aletschgletscher-Jungfrau-Region zum Weltnaturerbe der Unesco. Ihren Namen verdanken die Blue Mountains einer Eukalyptus-Art die hier oben sehr häufig ist und deren Blätter in der Tat leicht bläulich schimmern. Die Aussicht von diesen Klippen um Katoomba und Leura den beiden Hauptorten in der Region ist wirklich atemberaubend schön. 





Als Bergler traut man sich zum Glück auch die Wanderwege zu die als „hard“ bezeichnet sind. Und da habe ich genau die richtige Entscheidung getroffen. Teilweise war es zwar schon sehr anstrengend weil viele Treppen zu bewältigen waren, aber dafür war man praktisch alleine unterwegs und traf nur wenig andere Wanderer und konnte so den Massen um die three Sisters gut aus dem Weg gehen.

Es ist schwer in Worten zu beschreiben wie schön das alles hier ist. Die vielen verschiedenen Vögel, die vielen verschiedenen Farne, Büsche, Gräser und Bäume die hier wachsen. Teilweise ändert sich die Landschaft im Minutentakt. Mal geht man durch Regenwaldähnliche Abschnitte, und kurze Zeit später dominieren Palmenarten und Buschgräser die Szenerie. Faszinierend auch wie sich die Natur, nach offensichtlichen Waldbränden die scheinbar im Sommer immer wieder ausbrechen, sofort wieder ihren Weg sucht. Da ragen dann verkohlte Baumreste in den Himmel und darunter am Boden ist bereits wieder jeder Zentimeter mit Gräsern, Büschen jungen Bäumen und Farnen bedeckt. Eindrücklich.




Auffallend, vor allem auf den Wegen die für die meisten Touristen zugänglich sind rund um die „drei Schwestern“ ist, wie viel Abfall da rund um die Wege rumliegt. Völlig verstörend für mich. Da will man ein einzigartiges Naturerlebnis, wirft aber dann einfach seinen Abfall achtlos in eben diese Natur. Und klar in solchen Momenten frage ich mich dann auch, ob es wirklich nötig ist um den halben Erdball zu fliegen um etwas mehr als 6 Wochen Urlaub zu machen. Auch das irgendwie widersprüchlich wenn mich dann solche Bilder aufregen….

In Katoomba selbst ging es wie gesagt ähnlich ruhig zu und her wie in den Wäldern :) An der Hauptstrasse stehen auch überraschend viele Ladenlokale leer. In einem kleinen Cafe gleich beim Bahnhof, das mit dem Room 10 in Sydney durchaus mithalten kann was den Espresso anbelangt, erfahre ich dann auch wieso. Scheinbar ist es wirklich so dass der Tagestourismus und die grosse Mobilität der Leute der kleinen Stadt nicht gut tut. Es ist wohl eine ähnliche Entwicklung wie sie in Interlaken zu beobachten ist. (übrigens fahre ich jetzt grad mit dem Zug in „Werrington“ vorbei :-) ) Viele kleine Läden verschwinden und stattdessen kommen jene die sich nur auf die Tagesgäste konzentrieren. In dem Cafe jedenfalls das übrigens ausschliesslich vegetarische oder vegane Toasties und Wraps im Angebot hatte, hing jedenfalls eine Petition aus die verlangte dass die Hauptstrasse an zwei Tagen pro Woche vom Verkehr befreit werde um die Strassen mit Leben füllen zu können. Hoffen wir dass es gelingt. Es würde dieser hübschen Kleinstadt definitiv gut tun.



Am Abend folgte ich dann einem Tipp in meinem Hostel und ging in ein koreanisches Restaurant essen. Und es war wirklich der Hammer. Und scheinbar ist dieses Restaurant ziemlich bekannt, ich hatte Glück draussen noch einen kleinen Tisch zu bekommen und ständig kamen wieder Leute die aufliefen weil kein Platz mehr war. Und dies nicht nur Touristen sondern auch auffallend fiele Einheimische.

Heute morgen hiess es dann früh aufstehen, wobei dies nach den anstrengenden Tagen nicht schwierig war, da ich immer früh im Bett war und deshalb auch genügend Schlaf gefunden habe.

Nun bin ich unterwegs nach Newcastle um dort einen kurzen Zwischenstopp zu machen bevor ich dann weiter zu meiner Tante Margrit und ihrem Mann Dennis reise worauf ich mich sehr freue.

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