Montag, 6. Dezember 2010

Von drei Punkten, Stripshows und einer grossen vergebenen Chance

Seit langem wieder mal brachte mich ein Flieger nach Hamburg. Und ich weiss wieder warum ich mir das nicht öfter antue. (Obwohl ich ja dieses Jahr mit dem Südamerika-Trip so oft geflogen bin wie wohl noch nie in meinem Leben....) Die unglaublich nervigen Sicherheitskontrollen sind ja schon alleine ein Grund dafür den Zug zu nehmen. Aber spätestens wenn du im Flieger so verdammt eng sitzt, deine Beinfreiheit trotz ja nicht wirklich langen Beinen, schlicht nicht das Wort "Freiheit" verdient und man höchstens mal schnell aufstehen kann wenn man zur Toilette will, weiss ich warum ich die Freiheit im Zug so liebe. Kommt noch dazu dass ich meinen Ipod und mein Handy jederzeit benutzen kann und nicht nur dann wenn es mir erlaubt wird. Genug gejammert, nächstes Mal nehme ich wieder den Zug, so einfach ist das. Wegen dem Schneechaos in Europa hatte der Flieger dann auch noch eine halbe Stunde Verspätung weshalb ich erst gegen halb sieben im Viertel war. Schnell die Dinge erledigt die es zu erledigen gab und dabei meiner Fanclubsprecherratskollegin M. über den Weg gelaufen und mich gleich angeschlossen um bei der Aktion gegen Schwarzmarkthändler mitzumachen. Die grossartige Aktion scheint schon erste Erfolge zu zeigen, so sind die Händler offensichtlich nach der ersten grossen Aktion nervös geworden und stehen nicht mehr einfach offensichtlich an der U-Bahn-Station rum sondern bewegen sich rund ums Stadion. Aber auch das half nichts um einige von ihnen aufzuspüren und sie zu vertreiben und auch um wieder ein paar Leute aufzuklären und an die Tauschbörse zu verweisen. Mal schauen wann den Typen endgültig der Geduldsfaden reisst, einige waren doch schon sehr aggressiv und es bleibt zu hoffen dass weiterhin so viele mitmachen, sollte mal was passieren wäre es auf jeden Fall besser in der Überzahl zu sein.

Übrigens wurde vor dem Spiel noch die 101. Ausgabe des Übersteigers verkauft mit einem Titelthema dass die Gemüter seit 2 Wochen zumindest intern doch sehr erhitzt. Der Übersteiger hat mit seinem Artikel nun zum Glück dafür gesorgt dass eine breitere Öffentlichkeit davon erfahren hat. Der Artikel spricht eigentlich für sich.

http://blog.uebersteiger.de/__oneclick_uploads/2010/12/uebersteiger101auszug.pdf

Und der Verein? Hüllt sich seitdem im Schweigen. Getanzt (mit Bikini) wurde anscheinend auch gegen Kaiserslautern wieder und die Mieter der Loge von Susis-Show-Bar haben wegen des Übersteiger-Artikels scheinbar sogar einen Anwalt eingeschaltet. Viel lächerlicher gehts ja nicht mehr. Und wenn die Vereins-Oberen denken dass jetzt einfach in die Winterpause "retten" zu können und dann zu hoffen dass sich der Wirbel legt, täuschen sie sich aber gewaltig....Leitlinien sind dazu da eingehalten zu werden, will man dass nicht, soll man das klar kommunizieren und wir treten den Fankongress in die Tonne. Mit den folgen davon muss man dann aber auch leben können. Und ich denke mal das könnte hässlich werden...

Aber weiter zum Spiel: Gegenüber dem 0:3 in Bremen hatte Stani einiges verändert. So begannen in der Abwehr statt Oczipka, Zambrano und Thorandt (Rotsperre) Volz, Morena und Gunesch. Und eines sei gleich mal vorweggenommen. Die drei erledigten ihre Arbeit sehr gut. Vorab die Innenverteidigung aus der zweiten Garde musste sich überhaupt nicht verstecken und zeigte eine sichere und engagierte Leistung. Die Doppelsechs besetzten wieder Boll und Lehmann, die offensive Dreier-Reihe bildeten Kruse, Asamoah und Bartels und Ebbers gab einmal mehr die einsame Speerspitze. Zu Beginn eine schöne Pyro-Einlage im Gästeblock mit Blinkern und Fackeln. Das wars dann aber auch was man vom Gästeblock warnehmen konnte. Mann hat den vollen Gästeblock in der Süd schlicht nicht ein einziges Mal gehört.

Ähnlich grottig wie der Auftritt der Gästefans war allerdings das Spiel. Fehlpass reihte sich an Fehlpass und zwar auf beiden Seiten. Aber wenigstens hatte St.Pauli im kämpferischen Bereich Vorteile. Die Entschlossenheit des Teams war wirklich spürbar was sich m.E. doch auch auf die Ränge übertrug. Die Gegengerade kam überdurchschnittlich oft sehr gut rüber und die Süd dürfte einige Male wirklich laute Gesänge der GG übernehmen und weitertragen.

Vor dem Tor zeigte sich St.Pauli aber weiterhin sehr harmlos. Es bedurfte schon eines Standards und eines Eigentores von Christian Tiffert damit das Millerntor kochte. Den knappen Vorsprung brachte man eigentlich relativ sicher über die Zeit und hätte man die Konter etwas effizienter gestaltet wäre wohl eine frühere Siegsicherung dringewesen. So blieb das Zittern bis zum Schluss nicht nur wegen der Kälte. Und ganz ehrlich: Schon nächste Woche fragt niemand mehr danach wie die drei Punkte eingefahren wurde. Hauptsache sie wurden eingefahren und dass es auch noch gegen einen direkten Konkurrenten klappte macht den Sieg umso wertvoller.

Den Rest des Abends erspar ich euch jetzt, denn ihr wisst ja bestimmt wie und wo der endete ;-)
Jedenfalls hiess nach kurzer Bettruhe bereits wieder aufstehen und zum Flughafen zu fahren. Nach zwei Kaffee auf dem Weg dorthin und einem im Flugzeug, gings mir auch schon wieder recht gut, zwar müde aber was solls. In Basel angekommen, via Hauptbahnhof Richtung St.Jakob gefahren. Es ist schon interessant dass man überall sonst alleine mit YB-Schal durch eine Stadt gehen kann ohne blöd angemacht zu werden. Ausser in Basel. Diesmal gleich zwei Mal passiert. Zuerst am Bahnhof und dann beim Umsteigen am Aescheplatz und dort erst noch von fünf berndeutsch-sprechenden Jungs. Sagt eigentlich alles über die oder nicht?`
Am Stadion war noch nicht all zu viel los. Ausser die Polizei die einmal mehr ihr martialisches Aufgebot präsentierte mit hunderten von Bullen, mehreren Räumfahrzeugen mit Gittern usw...jedes Mal wieder ein Spektaktel. Dem ich weil ich so früh war doch eine ganze Weile zuschauen durfte. Dann noch Einzelne aus der Ostschweiz begrüsst und natürlich durfte auch eine Darmstädter-Delegation nicht fehlen. Immer wieder nett die Leute zu sehen und echt beeindruckend wie oft die dabei sind. Respekt dafür.
Immer wieder ein Ärgernis der Einlass in Basel. Nur gerade zwei Schleusen für über 1000 Fans ist einfach eine Frechheit. Und natürlich wird dann trotz versprechen den seitlichen Eingang beim Marathon-Tor auch noch zu öffnen nicht gehalten, so dass es tatsächlich von 15.20 Uhr als der Extrazug aus Bern ankam bis kurz vor Spielbeginn um 16.45 ging, bis dann alle drin waren. Mühsam beschreibt das wohl nur unzulänglich.
Zum Spiel. YB gegenüber dem Stuttgart-Spiel mit einigen Änderungen. Spycher rutschte für den verletzten Jemal links in die Viererkette, dafür bildeten Hochstrasser und Doubai die Doppel-sechs. Und statt dem ebenfalls angeschlagenen Lulic durfte Raimondi links in der offensiven Dreier-Reihe ran, die durch Christian Schneuwly anstelle von Costanzo und Degen ergänzt wurde. Als einzige Spitze fungierte erneut Mayuka.
Und trotz den etlichen Umstellungen war es YB welches sofort die Initative übernahm und angetrieben vom starken Christian Schneuwly die Basler bereits früh in Bedrängnis brachten. Die allergrösste Möglichkeit hatte Hochstrasser der seinen satten Schuss vom Lattendreieck zurückprallen sah und auch Sutter brachte den Nachschuss nicht im Gehäuse unter. Der FC Basel konnte sich einzig mit Kontern etwas Luft verschaffen. Bis auf eine gute Chance von Frei, die Wölfli jedoch zunichte machte schaute aber wenig heraus beim Leader. YB weiterhin am Drücker und schliesslich mit der hochverdienten Führung durch Doubai, der sich in den Strafraum spielte und aus wenigen Metern und spitzem Winkel den Ball herrlich in den Netzhimmel drosch. Hochverdiente Pausenführung für YB also. Leider kam der FCB aggressiver und agiler aus der Kabine zurück und stellte YB in der Folge vermehrt vor Probleme. Insbesondere Stocker und Saquiri sorgten immer wieder für Wirbel über die Flügel. YB kam aber immer noch mit gefälligen Speilzügen zu Gegenstössen und blieb Gefährlich. Ein völlig unberechtigter Penalty-Pfiff vom Basler (sic!) Schiedsrichter Claudio Chirchetta der ohne Scheiss dieses Spiel als Abschiedsgeschenk gewünscht hatte und es auch bekam, gab dem FCB die Chance zum Ausgleich.(Man denke mal darüber nach. Einer der aus Muttenz stammt und nur ein paar hundert Meter zum Stadion des FCB braucht und daneben im Nordwestschweizerischen Fussballverband arbeitet welcher seinen Sitz gleich neben dem Stadion St.Jakob hat, darf eine solche Partie leiten...) Doch Fortuna war immer noch auf Seiten der Young Boys und Frei setzte den Elfer an den Pfosten. Kurze Zeit später spielte Degen im Strafraum der Basler, Mayuka frei der alleine auf Costanzo zulaufen konnte. Doch statt den Ball im Tor zu versenken oder ihn dem völlig frei stehenden Hochstrasser pfannenfertig aufzulegen, schoss er lediglich Costanzo an. Im Gegenzug liess zuerst Sutter seinen Gegenspieler laufen und Hochstrasser liess sich von Shaquiri austanzen, der Ball fan den Weg über Streller zu Frei der nur noch einzunicken brauchte. Wobei Frei aus meiner Sicht im Abseits stand, auch wenns sicher ein knapper Entscheid war. Dass Schiri-Obmann Meier dann anschliessend von einem "Weltklasse-Entscheid" sprach passt in die Momentane Verfassung des Schweizer Schiedsrichterwesens...Da werden mittelmässige Schiedsrichter zu Stars hochgepusht und jeder noch so abstruse Fehlentscheid wird anschliessend von Meier in der Presse schöngeredet. Dass man so und mit einem Wunschkonzert für abtrende Schiedsrichter sowieso, die Glaubwürdigkeit aufs Spiel setzt sollte eigentlich klar sein. Wie wurde Meier doch heute im 1898-Forum zitiert: (Hat er scheinbar bei seinem Auftritt als "Experte" im ZDF tatsächlich mal gesagt: "Das schläckt halt keine Geiss weg" In der Tat nicht...

Statt 2:0 für YB, stand es also plötzlich 1:1. Und YB konnte darauf nur noch sporadisch reagieren. Der FCB war nun leider die bessere Mannschaft, gewann viel mehr Zweikämpfe und war auch vor dem Tor entschlossener als YB. Zwar liess der FCB nun unseren Jungs sehr viel Raum und Degen hatte einige Male sehr viel Platz vor sich auf der rechten Seite. Indes zu nutzen wusste er es nicht. Warum er statt mal konsequent in den Strafraum zu ziehen und das eins zu eins zu suchen, immer am Strafraum in die Mitte zog und sich dort dann halt verhedderte, wird wohl sein Geheimnis bleiben. Warum Abraham nach genau einer solchen Szene nicht vom Platz flog, als er Degen von hinten noch einen Faustschlag in den Magen versetzte, wird wohl Circhettas Geheimnis bleiben...Man merkte das bei YB nach dem harten Spiel gegen Stuttgart etwas die Kräfte ausgingen, aber dass zum Beispiel ein Sutter derart einbrechen kann ist schon etwas wunderlich. Und wenn man nach einem katastrophalen Fehlpass über drei Meter einfach stehen bleibt und zusieht wie ein Basler auf deiner Abwehrseite Richtung Strafraum rennt, ja dann wäre der Zeitpunkt der Auswechslung eigentlich gekommen. Das 2:1 für den FCB war dann fast schon keine Überraschung mehr. Und wenn auch noch Wölfli zu patzen beginnt der einen zwar harten aber wenig platzierten Weitschuss abprallen lässt, stehts halt schnell mal 3:1 und die Partie ist entschieden. Da störte es dann auch nicht mehr gross dass Abraham gleich noch einmal vom Platz gestellt gehört hätte, als er Mayuka der durchgebrochen war von hinten umriss. Chirchetta beliess es bei Gelb....Eine sehr ärgerliche Niederlage. Wenn man in Basel das Spiel über 50-60 Minuten im Griff hat, sich einige gute Torchancen erarbeitet und Frei sogar noch einen Elfer verschiesst, dann hat man schlicht eine Chance verpasst, wenn man das Spiel noch verliert und da tritt der Ärger über eine mehr als fragwürdige Schiri-Leistung auch in den Hintergrund. Acht Punkte Rückstand auf Luzern und Basel sind sicher kein Pappenstiel, aber auch nicht ein uneinholbarer Rückstand. Allerdings glaube ich ehrlich gesagt nur bedingt daran dass wir noch was mit den vordersten Plätzen zu tun haben werden. Zu unbeständig waren schlussendlich die Leistungen in der ersten Hälfte der Meisterschaft. Jetzt gilt es gegen den FC St.Gallen den Rückstand auf Luzern Basel und den FCZ mit drei Punkten nicht noch weiter anwachsen zu lassen, dann sehen wir im Frühling weiter. Ein Schritt in die richtige Richtung ist sicher die gestern bekannt gewordene Verpflichtung von Hansruedi Hasler, der als Technischer Leiter geholt wurde und einiges an Erfolgen vorweisen kann. So gilt er als Baumeister des Schweizer Nachwuchs-Erfolges in den letzten 15 Jahren. Es zeichnet sich langsam ab, dass es für Leute wie Alain Baumann wohl eng werden wird im Winter wenn ich sehe was sonst ncoh für Leute auf der YB-Lohnliste stehen, bleibt wohl kaum mehr Platz für einen Sportchef mit einer Wasserverdrängung wie Baumann sie hat (oder eben nicht hat....)

Noch etwas grundsätzliches: Es ist schon erstaunlich wie viele Jungspacken ein Spiel in Basel jeweils anzieht. Und die im Zaum zu halten ist leider oft ein Ding der Unmöglichkeit. Ich kann nur weiter an die Eigenverantwortung der Leute appellieren. Wenn ihr im Extrazug Leute seht die Sachen zerstören wollen oder Gegenstände aus dem Zug werfen: Sprecht sie auf ihr Verhalten an, zeigt ihnen auf was für Konsequenzen ihr Verhalten auf die ganze Kurve hat. Das gilt im Übrigen eben so für diese unsäglichen Böller. Erneut wurde in Basel ein Böller vom Oberrang in den Unterrang geschmissen und explodierte verdammt nah an dort stehenden YB-Fans. Hört auf mit dem Scheiss. Will man jemals eine einvernehmliche Lösung für Pyro finden, darf es solche Böller einfach nicht mehr im Stadion geben.

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