Das Fussball-Jahr 2010 ist zu Ende und ich bin ziemlich froh darum. Zu viel was in "meinen" Vereinen schief gelaufen wäre als dass es ein gutes Jahr war. Und da ist das sportliche bei beiden ausgenommen....Das man sich bei YB an solche Turbulenzen wie im August mit der stil- und sinnlosen Entlassung von Stefan Niedermaier gewöhnt hat, zeigte die kaum vorhandene Protestwelle. Ausser von ein paar engagierten aktiven Fans aus der Kurve kam da gar nichts. Ist ja irgendwie auch klar. Wie kann sich bei einem Wachstum des Zuschauerschnitts von irgendwie 3000 Nasen auf über 20`000 in gerade mal 8 Jahren auch wirklich so etwas wie eine feste Bindung ergeben? Zumal einem "Mitglied" des BSC Young Boys die Hände komplett gebunden sind. Der Verein wurde spätestens mit der Auslagerung der U-Mannschaften in die Betriebs-AG zu Grabe getragen. Man hat es in der Schweiz verpasst eine 50+1-Regel wie in Deutschland einzuführen die den Vereinen jeweils die Mehrheit des Aktienkapitals der ausgegliederten Profimannschaften garantiert. In so einigen Vereinen hat das sogar dazu geführt dass die Profimannschaften überhaupt nicht ausgegliedert werden weil sich eine Mehrheit der Vereinsmitglieder dagegen wehrt und so die Geschicke des Vereins und auch der Profiabteilungen in Vereinshand halten. Bei uns sind solche Strukturen nur noch Träume aus längst vergangenen Tagen. Man hört den aktiven Fans zwar ab und an mal ein wenig zu, gibt ihnen ein paar Zückerchen wie Stehplätze, aber das war es dann auch. Protest erwächst in unserer Kurve praktisch keiner mehr, viele Junge Fans wollen einfach konsumieren und das höchste an Mitarbeit ist das nachsingen der Vorgaben des Capo. Aber irgendwie auch verständlich wenn man mal gerafft hat, dass Mitsprache in einem Verein in der Schweiz heisst vielleicht mal um seine Meinung zu einem Fan-Artikel gefragt zu werden oder sich in eine dumme Fan-Box stellen zu lassen und dort irgendwelche Sinnfreien Statements über ein meist Sinnfreies Thema zum Besten zu geben dass anschliessend in der Halbzeit den Massen "Unterhaltung" bieten soll....
Beim FC St.Pauli sollte das eigentlich anders sein. Mit der Betonung auf sollte. Was sich insbesondere in diesem Jahr so alles abgespielt hat, ist erschreckend und hat mir einiges von meinen Illusionen genommen der FC St.Pauli sei ein etwas anderer Verein. Natürlich ist er es immer noch. Er ist es aber praktisch nur noch dank seiner politisierten Fanszene die nicht einfach alles schluckt was man ihr zum Frass vorwirft. Und die dank der Mitgliederversammlung direkten Einfluss auf das Geschehen im Verein nehmen kann. Es versteht sich von selbst, dass der Spagat zwischen notwendiger Kommerzialisierung und den Grundwerten und Idealen der Fanszene respektive des Vereins gerade in der ersten Liga immer schwieriger wird. Wenn es aber tatsächlich nur geht wenn man Logen an Striplokale verkauft und die dort ihre Mädels teils mehr teils weniger bekleidet Tanzen lassen, wenn es nur geht wenn irgendwelche Mobilfunkanbieter mit LED-SMS-Anzeigen im Stadion während des Spiels präsent sind, wenn es nur geht dass ein Getränk mit dem Namen "Kalte Muschi" offizieller Partner des FC St.Pauli ist, und wenn es nur geht dass man eine neue Haupttribüne baut auf der die alteingesessenen an die Peripherie vertrieben werden weil es 50% an Business-Seats braucht, ja dann bin ich (und zum Glück sehr viele andere Fans auch) nicht bereit diesen Preis zu bezahlen. Und wenn dann der Grad der Empörung an der Anzahl Mails die eingegangen sind gemessen wird, statt sich mit der zuerst intern durch den FCSR und den ständigen Fanausschuss geäusserten Kritik befasst (auf die kaum geantwortet wurde) ja dann ist das nicht mehr ein kokelnder Ast, dann brennt längst der ganze Baum!
Es ist erschreckend wie die damals gerade vom Verein so gefeierten Richtlinien aus dem Fankongress 2009 einfach mit Füssen getreten werden in dem man jetzt unterschiedliche Interpretationsmöglichkeiten bemängelt. Dabei sind gerade die Vermarktungsrichtlinien eigentlich unmissverständlich. Und das eben frisch gewählte Präsidium schweigt. Dass ist eigentlich das schlimmste. Da reden praktisch alle Protagonisten in dem Verein über alles, der von mir eigentlich hochgeschätzte Geschäftsführer Sport (sic!) Helmut Schulte zum Beispiel fordert für die VIP`s die nach 80 Minuten gegen Mainz in Scharen das Stadion verlassen weil kein Aussicht auf Erfolg mehr besteht, mehr Toleranz ein (Man stelle sich das mal vor: Da ist es den gutbetuchten VIP`s auf den besten Plätzen zu viel noch 10 Minuten durchzuhalten und der Mannschaft den Respekt entgegenzubringen und dann wird von jenen Toleranz eingefordert die dieses Verhalten kritisieren. Ein in meinen Augen unglaublicher Vorgang für einen Verein wie den FC St.Pauli.) Und das Präsidium schweigt immer noch. Es reicht jetzt. Ich kann alle nur auffordern die Petition der Sozialromantiker zu lesen und zu unterzeichnen. Jetzt wird nicht mehr der brennende Baum gelöscht, wenn es sein muss wird der ganze Wald abgefackelt. no retreat!
http://www.sozialromantiker-stpauli.de/wordpress/?p=12
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