Dienstag, 1. Juni 2010

Von Merida nach Kolumbien

Seit gestern Nachmittag sind wir nun also in Kolumbien, genauer gesagt in Santa Marta, einer Hafenstadt am karibischen Meer.



Nach dem wir in Merida aufgrund des Wetters drei ruhige Tage mit Stadtbummeln, lesen und dem geniessen einer hervorragenden Whiskey-Glace in der Gelateria mit der weltweit groessten Auswahl an Glace-Sorten die sogar einen Guinness-Buch Eintrag hat. Lueku und Fabio konnten immerhin am Freitag noch ihren Gleitschirmflug machen. Am Samstag mussten wir dann noch unsere Zimmer wechseln weil unsere zusaetzliche Nacht wegen dem Laenderspiel Venezuela - Kanada welches am Samstag in Merida stattgefunden hatte nicht eingeplant war. Unsere alten Zimmer uebernahm eine Tanzgruppe von Jugendlichen die bereits bei der Ankunft unsere vorher genossene Ruhe in der Posada Vene-Suiza erheblich stoerte. Zuerst machten wir uns aber auf um das besagte Laenderspiel zu besuchen.



29.Mai 2010 Venezuela - Kanada

Estadio Metropolitano de Merida

Test-Laenderspiel, 20000 Zuschauer (0 Gaeste)

Rund eine Stunde vor dem Spiel trafen wir nach der Fahrt im wohl modernsten Trolley-Bus von ganz Suedamerika beim Stadion ein. Erwartungsgemaess war nicht viel los, so dass wir uns direkt zur Haupttribuene begaben. Das 40000 Zuschauern platz bietende Stadion, vor rund drei Jahren fuer die Copa America neu errichtet, sah recht nett aus, selbst die Laufbahn stoerte nicht sonderlich. Hinter dem einen Tor hatte sich wohl die Barra von Merida breit gemacht, jedenfalls hingen dort einige rot-weisse Transparente und eine Handvoll Leute supportete auch ziemlich oft. Sonst war die Stimmung wie erwartet sehr mau, Laenderspiel halt, ein unwichtiges noch dazu. Venezuela in der ersten Halbzeit feldueberlegen aber ebenso wenig gefaehrlich vor dem Tor wie die in der offensive praktisch nicht anwesenden Kanadier. Kurz vor dem Seitenwechsel das 1-0 fuer die Venezolaner, was die Zuschauer kurzzeitig etwas lauter werden liess. Nach der Pause aenderte sich wenig am schlechten Spiel, Fehlpaesse und Ballverluste hueben wie drueben. Da wir aber alle einen Resultattipp abgegeben hatten, blieb es wenigstens so etwas spannend. Schliesslich gelang den Kanadiern in letzter Sekunde nach einem Freistoss noch der Ausgleich, was wenigstens mich jubeln liess. Hatte ich doch ein 1-1 vorausgesagt. Das gewonnene Essen werde ich mir schmecken lassen :-)



Zurueck in die Stadt gings dann per Taxi. Wir gingen nach kurzer Staerkung zurueck in die Posada wo uns schon "Tuete", ein Dortmunder Hopper erwartete der auch am Spiel war. Kurz darauf kehrte die Tranztruppe wohl von einem Auftritt heim, jedenfalls waren alle in komischen Kleidern und geschminkt aufgetaucht. Waehrend einige noch mal loszogen in die Gurten Poco Loco-Bar blieben Mark und ich im Hostel und lasen noch ein wenig. Das lesen zog sich dann frappant in die Laenge weil besagte Tanzgruppe draussen im Hof einen unglaublichen Laerm veranstalteten, so dass an Schlafen nicht zu denken war. Danach wurden wir sogar von einem Mitreisenden fuer kurze Zeit aus dem Zimmer verjagt..... Aber auch danach aenderte sich nicht viel, vor allem die Leiterinnen der Gruppe veranstalteten eine Art "TalkTalkTalk" und diskutierten in schreiendem Tonfall miteinander bis spaet in die Nacht...Als dann endlich Ruhe einkehrte, kam unsere restliche Zimmerbesatzung ziemlich angetrunken zurueck und der Tanztruppe wurde nun gleiches mit gleichem vergolten, was sogar Mark und Mir ein lachen auf die mueden lippen zauberte. Hoehepunkt war, dass tatsaechlich eine der Leiterinnen der Gruppe dann einen Jungen zu uns schickte um sich zu beschweren.....herrlich.

Nach kurzer Nacht gings Sonntag morgen weiter nach San Cristobal wo das Rueckspiel um die venezolanische Meisterschaft zwischen Deportivo Tachira und Caracas FC stattfinden stattfand. Den ersten Bus der um sieben Uhr losfahren wollte, erreichten wir indes nicht mehr. Er war bereits rund 20 Minuten vor der Abfahrtszeit voll, weshalb er auch kurze Zeit spaeter ohne uns losfuhr. Kurz darauf erschien ein weiterer Bus. Unsere Hoffnung stieg und tatsaechlich konnten wir rasch einsteigen. Aber natuerlich geht es auch in die andere Richtung. Ueber eine Stunde warteten wir im Bus bis dieser endlich voll war und ebenfalls losfuhr. Nach etwa 5 Stunden erreichten wir San Cristobal. Kurz am Busbahnhof die weiterfahrt nach dem Spiel nach Maraccaibo gebucht und ab ging es mit einem alten schlotterigen Bus Richtung Stadion. Auf dem Weg mussten wir dann noch kurz Geld abheben was in Venezuela wegen strikter Sicherheitsvorkehrungen nicht so einfach ist. So konnten wir nur 300 Bolivar aufs Mal beziehen...Das Problem meisterten wir aber doch noch und so gings weiter zum Stadion. Nach rund 20 Minuten im Bus erreichten wir den Stadtrand wo gleich mehrere Stadien standen. Zwei Baseball-Arenen, eine Stierkampfarena, das Fussball-Nationalstadion und ein kleines anderes Fussballstadion.

30.Mai 2010 Deportivo Tachira - Caracas FC

Estadio Nuevo Pueblo, San Cristobal, 38000 Zuschauer (500 Gaeste)

Rueckspiel Meisterschaftsfinale Venezuela



Rund ums Stadion schon der Teufel los. Alles war in gelb-schwarz getaucht den Farben von Deportivo Tachira. Auf dem Weg goennten Lueku, Mark und ich uns noch den besten Burger der gesamten Reise (Wer mal in San Cristobal vorbeikommt, gehe zu Popeye-Burger! :-) ) Ploetzlich begann es wie aus Eimern zu regnen, wir sprinteten zum Stadioneingang, schnell unseren Spezialeingang gefunden und durchgewunken worden. Leider waren wir viel zu spaet dran und die besten Plaetze waren natuerlich schon besetzt wir postieren uns schliesslich ganz am Rand der Haupttribuene zum Heimblock hin. Bereits vor dem Spiel liess sich erahnen was hier los sein koennte wenn Tachira den 0-1 Rueckstand aus dem Hinspiel noch wettmachen wuerde. Das gesamte Stadion trotz stroemenden Regen in Gelb-Schwarz gekleidet. Auch die Anzahl der Zaunfahnen beeindruckte. Praktisch der komplette Zaun war mit Fahnen ueberhaengt. Leider waren die Gaestefans auf der anderen Seite der Hauptribuene untergebracht, weshalb wir von denen wenig bis nichts mitbekommen haben. Leider hielt auch der erste Eindruck der Heimfans waehrend des Spiels nicht das was er versprochen hatte. Ausser der Barra "Avalancha Sur" die eigentlich durchs ganze Spiel sang, war im Stadion leider nicht so viel los wie noch in Caracas beim Hinspiel. Wieder ein schoenes Intro mit Wurfrollen, Rauch und Boellern und einer riesigen Blockfahne. Auch die Gegentribuene entrollte eine Grosse Blockfahne in Form des Tachira-Leibchens. Das Spiel begann fulminant. Nach 12 Minuten und zwei herrlichen Toren lag der Gast aus Caracas bereits 0-2 vorne. Und etwas schier unglaubliches passierte. Die ersten Zuschauer verliessen bereits das Stadion! bestimmt ein paar Hundert stroemten nach 12 Minuten bereits wieder aus dem Stadion....Klar es wurde fuer Tachira nun sehr schwer das ganze noch zu drehen, aber trotzdem hinterliess dieses geschehen einen eher komischen Eindruck auf mich.
Tachira danach bemueht um den Anschlusstreffer, aber oft gluecklos. Schliesslich gelang aber doch der 1-2 Anschlusstreffer und Hoffnung keimte auf. Bis zur Pause erhoehte Tachira nochmals den Druck, kam auch zu Torchancen, vergab aber alle klaeglich. In der Halbzeit wieder das Bild wie kurz nach dem 0-2. Jede Menge Zuschauer verliessen das Stadion und gingen....
Tachira drueckte auch nach der Pause auf den Ausgleich, kassierte aber nach einem Konter das 1-3. Die endgueltige Entscheidung rund 30 Minuten vor Spielende. Das Stadion leerte sich nun immer mehr und als kurz darauf das 1-4 fiel, sah es aus als sei das Spiel zu Ende. Kaum ein Drittel der Zuschauer war beim Schlusspfiff noch im Stadion. Wir nutzten den freigewordenen Platz und begaben uns in Richtung Gaesteblock. Dort wurde zwar gefeiert, aber wirklich euphorisiert war der Gaesteanhang irgendwie auch nicht. Sie waren mehr damit beschaeftigt die noch anwesenden Tachira-Fans zu demuetigen. Auf der anderen Seite des Gaestblocks begannen Jugendliche jede Menge Materalien in Richtung des Gaesteblock zu schmeissen. Wir blieben nach Schlusspfiff noch etwas im Stadion. Da sich aber die Pokaluebergabe extrem in die Laenge zog, entschieden wir uns zu gehen. Kaum waren wir bei den Abgaengen angekommen, begann es unter uns auf dem Vorplatz zu knallen. Mit ihren Shirts vermummte Jugendliche stuermten die Eingaenge zur Haupttribuene und pluenderten die Getraenkestaende um die Buechsen anschliessend auf die Polizei zu schmeissen oder ganze Paletten mit Getraenken davon zu schleppen. Da wir nicht genau wussten, ob die Jugendlichen nur zum Gaesteanhang gelangen wollte oder doch darauf aus war, die "Reichen" auf der Hauptribuene auszunehmen, blieben wir vorsterst im oberen Bereich der Tribuene. Schliesslich gelang es der Polizei die Jugendlichen von der Tribuene weg zu Draengen (auch in dem sie die von den Jugendlichen geworfenen Gegenstaende postwendend wieder zurueckwarfen....) Wir entschieden uns, uns aufzuteilen um weniger aufzufallen. Wir wurden draussen von Polizisten ziemlich harsch in eine Richtung gewiesen und Mark bekam sogar noch einen Schlag mit dem Stock mit. Wir entfernten uns etwas vom traenengasverhangenen Parkplatz und gingen Richtung Hauptstrasse um uns ein Taxi zu besorgen welches wir nach gut 45 Minuten dann auch fanden und begaben uns zum Bus Terminal wo unser Nachtbus nach Maraccaibo gegen 10 Uhr losfuhr.

Nach einer unruhigen Nacht kamen wir um 6 Uhr morgens in Maraccaibo an und suchten uns ein Taxi welches uns in rund 2-einhalb Stunden ueber die Grenze bringen sollte. In einem uralten Chevi eierten wir nun auf der von Schlagloechern durchsetzten Strasse Richtung kolumbianischer Grenze. Kurz vor der Grenze haeuften sich die Polizeikontrollen. Bereits vor der Grenze mussten wir zweimal unsere Paesse vorzeigen. Danach hielt unser Taxi vor einem unscheinbaren Haeuschen. Der Fahrer erklaerte uns dass wir dort die Ausreisegebuehr von 65 Bolivar bezahlen muessten. Danach ging es ein paar hundert Meter weiter, wo wir den Ausreisestempel abholen mussten. Danach gings weiter zur kolumbianischen Seite. Wieder ein paar hundert Meter weiter holten wir uns den Einreisestempel und fuhren die letzten Kilometer zum Bus Terminal im Grenzort Maicao. Bereits kurz nach der Grenze ein weiterer Kontrollpunkt der kolumbianischen Polizei, welche aber sehr freundlich und angenehm war. In Maicao mussten wir uns erstmal um Geld kuemmern. Einen Geldautomaten gab es im Terminal nicht. Nach einem gescheiterten Versuch mit der Kreditkarte unsere Weiterfahrt nach Santa Marta zu bezahlen, bot uns der Mitarbeiter des Busunternehmens an, jemanden mit seinem Motorrad ins Zentrum zu fahren um dort Geld abzuheben. Kurze Zeit spaeter sassen wir im Bus und verbrachten die gut 3 Stunden meistens schlafend und ausser weiteren Polizeikontrollen geschah nicht viel aufregendes. In Santa Marta angekommen, holten wir uns alle erst mal 300000 Pesos (rund 150 CHF) und liessen uns in einem kleinen Taxi zu fuenft zum Hotel fahren. Wieder einmal regnete es in Stroemen bei einer Ankunft....Santa Marta war und ist eine wichtige Hafenstadt fuer diese Region. Direkt vor dem Strand liegen grosse Frachter vor Anker. Alles in allem macht die Stadt einen netten Eindruck, einige schoene Haeuser im Kolonialstil gibt es zu sehen und natuerlich wieder der wohl in keiner Stadt fehlende Plaza Bolivar. Simon Bolivar verstarb uebrigens 1830 hier in dieser Stadt. An der Strandpromenande die ueblichen Haendler und auch die Restaurants mit ihren fuer Ferienorte ebenfalls ueblichen aufdringlichen Kellnern fehlen natuerlich auch nicht. Es ist hier wieder sehr heiss das Termometer fiel letzte Nacht nicht unter 28 Grad, ein Hoch auf die Klimaanlage....auch wenn es schon krass ist wie viel Strom man da wohl verbraucht wenn das Ding die ganze Nacht durch laeuft....
Wir bezogen das Hotel Nueva Granada. Netter Innenhof und das Zimmer wie erwaehnt zum Gleuck mit Klimaanlage. Fuer hiesige Verhaeltnisse nicht ganz billig aber 20 Franken inklusive Fruehstueck geht immer noch. Lueku, Hug und Fabio begaben sich danach Richtung Stadtstrand, waehrend Mark und ich uns um die Weiterreise kuemmern wollten. Lueku, Hug und Fabio werden naemlich auf dem Landweg Richtung Ecuador fahren, waehrend Mark und ich in Aussicht auf 40 Stuendige Bussfahrten uns fuers Fliegen und fruehere Ankunft in Ecuador entschieden. Leider unterlief mir danach beim Buchen noch ein Missgeschick, ohne gross auf die Zeit zu achten buchte ich einen Flug um neun Uhr Abends ab Bogota nach Quito, statt um neun Uhr morgens....So wie es scheint koennen wir den aber zum Glueck kostenfrei annullieren.
Heute werden wir uns an den Strand begeben und danach wartet am Abend das 2.Liga-Spiel Union Magdalena aus Santa Marta gegen Petrolera. Danach gehts weiter nach Baranquilla wo morgen Abend das Rueckspiel um die kolumbianische Meisterschaft stattfindet. Danach gehts weiter nach Cartagena von wo Mark und ich am Freitag nach Bogota fliegen.
Ach ja uebrigens hatten wir gestern Nacht die erste Kakerlake in einem Zimmer gesichtet, sie lief ueber Marks Bett als er sich gerade hinlegen wollte. Meine Sandalen verhinderten dann aber das sie weiter in unserem Zimmer rumkrabbeln konnte....
Hasta Luego

2 Kommentare:

  1. Salü Adi
    Komplimänt - that's experience. Hoffe dass nid id vulkanäsche vom Tungurahua ineflügsch 130km süd vo Quito - weiss nid ob so sache vernimmsch gruess o vor Babs - Michel

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  2. Hallo zaeme
    Ja heimer mitbercho, dank em Internet. Und der Luftruum ueber Ecuador sig im Momaent offe. Hoffemer das blibt bis morn no so.

    Liebe Gruess allne

    Adi

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