Wir fuhren mit dem Metrobus. einem Schnellbus mit einer eigenen Fahrspur, praktisch direkt zum Stadion von San Lorenzo. Schon da konnten wir erahnen welchen Stellenwert dieser Verein hat.
Auf dem Gelände steht übrigens eine Kapelle die der vor allem aus Herr der Ringe bekannte Schauspieler Vig Mortensen gespendet hatte. Er ist nämlich grosser San Lorenzo-Fan.(Wie der aktuelle Papst ja auch, darauf sind sie auch total stolz da) Er soll übrigens als San Lorenzo letztes Jahr die Copa Libertadores zum ersten Mal überhaupt in der Vereinsgeschichte gewonnen hatte, am Flughafen in New York kurzzeitig verhaftet worden sein, weil er sich das Finalspiel im Stream beim Warten angeschaut hatte und so aus sich raus kam, das die Flughafenpolizei es für nötig hielt, ihn festzusetzen :-) Der Mann ist mir wirklich sympathisch :-)
Selbst wenn das riesige Gelände auf dem das Stadions des Vereins steht, nicht mal ihr eigentliches zu Hause ist. Dazu aber später mehr. Rund vier Stunden vor dem Spiel waren wir also bereits beim Stadion. Der Grund? Vor jedem Heimspiel trifft sich die Fangruppe mit der Lüku mittlerweile immer zu den Spielen geht, zum Asado. Kurz gesagt, zum gemeinsamen grillieren und eintrinken für unsereins. ;-)
Es gab übrigens vor dem Spiel Gerüchte, dass die Polizei das Vereinsgelände absperren würde und man nicht vorher dort hin gehen könne. Der Grund: Beim letzten Heimspiel versuchte die Barra von San Lorenzo das Stadioninnere zu stürmen, nach umstrittenen Entscheiden des Unparteiischen. Zuerst war scheinbar nicht mal sicher dass Fans im Stadion zugelassen wären. Am Ende war es wohl einfach der Barra nicht erlaubt an ihrem eigentlichen Ort ihr Asado abzuhalten. Respektive sie begab sich nicht dahin. Was am Ende wirklich stimmte ist in solchen Momenten wohl schwer abzuschätzen :-)
Wir durften jedenfalls mit den Freunden von Lukas ein Asado geniessen und ich kann sagen bereits die Stunden vor dem Spiel waren für mich ein Erlebnis, wie ich es einfach nur Liebe. Trotz einigen Verständigungsproblemen, da ausser Pascal weder Tony noch ich wirklich spanisch sprechen und umgekehrt selbst englisch ein Problem ist. Aber wirklich ein Problem war das nicht. Wir wurden super aufgenommen und immer wenn etwas auf dem Grill fertig war wurden die "Suizos" sofort aufgefordert sich doch etwas zu holen. Auch mit Getränken wurden wir zur Genüge versorgt. Wobei es in Argentinien usus ist, jede Menge Cola mit Rotwein zu trinken. Dazu werden 2-Liter-Flaschen Cola gekauft, diesen werden, nach dem etwas daraus gebraucht wurden, mit einem Messer der obere Teil abgeschnitten, Eis rein, rotwein rein und fertig ist das Getränk :-) Da säuft man dann aus einem riesigen Pott, Rotwein mit Cola. Wer mich kennt, weiss dass ich das ja eigentlich liebe, einfach wegen dem Cola eigentlich darauf verzichte. Dort konnte ich das nicht. :-)
Die Kapelle die Vig Mortensen gespendet hat
Eine Stunde vor dem Spiel ging es dann langsam Richtung Tribüne. Lüku hatte mir angeboten, mit in die Kurve zu kommen. Und ich war lange nicht sicher was ich tun sollte. Schliesslich entschied ich mich dafür mit Tony und Pascal auf die Gegentribüne zu gehen. Ich weiss immer noch nicht ob es die richtige Entscheidung war, denn eigentlich müsste man eine argentinische Kurve ja auch mal von innen erleben. Wird noch :-)
Das Stadion auch hier für einen Fussballfan alter Schule einfach ein Traum. Alles war in Blau-Rot gehalten, der Farben von San Lorenzo, auf einer der Hintertor-Tribüne prangte riesig sogar das gemalte Logo. Einfach ein Traum. Keine Werbetafeln ausser ums Spielfeld, keine Dauerbeschallung mit Werbung und anderem Müll, keine anderen störenden Elemente, ja nicht mal eine Anzeigetafel. Warum auch? Die Mannschaftsaufstellungen werden durchgesagt und das Resultat sollte einem auch bekannt sein, wenn man dem Spiel folgt :-)
Das Spiel selbst erneut wie schon am Tag zuvor auf ziemlich bescheidenem Niveau. Fehlpässe auf beiden Seiten, wobei San Lorenzo zwar klar überlegen war, aber kaum etwas brauchbares zu Stande brachte. Dies obwohl rein theoretisch sogar noch der Meistertitel drin lag. Allerdings hätten dazu die Boca Juniors im gleichzeigt stattfindenen Spiel verlieren müssen, was nicht eintraf. Dies scheinbar auch weil der Gegner einen klaren Elfmeter nicht zugesprochen bekam und das einzige Tor des damit neuen argentinischen Meisters, ebenfalls nicht über alle Zweifel erhaben war. Aber San Lorenzo hatte seine gute Ausgangslage in den Spielen zuvor, mit Niederlagen gegen klar schwächere Gegner selbst verspielt.
San Lorenzo setzte sich schliesslich verdient aber ohne zu Glänzen mit 2-0 durch, wobei der zweite Treffer das eigentliche Highlight des Spiels war. Die Stimmung war leider nicht so elektrisierend wie am Tag davor bei Racing. Trotzdem fanden Pascal und ich sehr viel gefallen am Spiel. Ich konnte auch klare unterschiede zum Support von Racing erkennen. Die Lieder von San Lorenzo sind durchs Band sehr melodiös und werden von der Barra mit eindrücklichen musikalischen Leistungen mit Trommel und Trompeten unterstützt. Das ist übrigens in Argentinien normal. Auch fiel mir noch einmal speziell auf, wie synchronisiert die ganze Kurve mitsingt. Da gibt es keine Kanons von der einen zur anderen Seite der Kurve, wie es in europäischen Stadien oft üblich ist.
Ich unterbreche den Bericht hier mal, weil er sonst einfach zu lang wird. Den Teil mit der bereits angetönten Geschichte zum Stadion und weiteren Interessanten Sachen, werde ich jetzt dann im Bus schreiben :-)
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