Nueva Chicago ist ein relativ berüchtigter Verein. Bei internen Kämpfen innerhalb der Barra, starben vor ein paar Jahren zwei Menschen. Darauf hin mussten sie einige Zeit komplett ohne Zuschauer spielen. Auch jetzt wo wieder Fans zugelassen sind, ist das Polizeiaufgebot rund um das Stadion enorm. Sämtliche Zugangsstrassen waren von der Polizei hermetisch abgeriegelt und es stand neben Reiterstaffeln sogar ein Wasserwerfer bereit. Ohne Ticket kam man fast nicht zum Stadion. Mit dem bereits bekannten Pressetrick schafften wir es erst bei der einen Absperrung nicht an der Polizei vorbei zu kommen. Mit einem kleinen Umweg und bei einer anderen Absperrung, klappte es dann aber. Und ins Stadion zu kommen, war wie so oft dann überhaupt kein Problem. Auch Nueva Chicago verkaufte an diesem Tag eigentlich nur an Socios, so mussten wir halt wieder zu diesem Trick greifen ;-)
Das Stadion mitten im Viertel genau so eines wie ich es Liebe. Sämtliche Tribünen ausser der Haupttribüne nur Stehplätze und selbst die Haupttribüne ohne Dach. (Was wir später noch etwas verfluchen sollten ;-) )
Drinnen schon mächtig Alarm, das Stadion sehr gut gefüllt.
Nueva Chicago übernahm sofort das Spieldiktat und bewies eindrücklich, dass sie alles unternehmen wollten, um zumindest ihren Teil der Aufgabe zu erledigen. Und der Gegner Quilmes seinerseits war nicht unbedingt gewillt dem gross etwas entgegen zu setzen. Das Heimteam ging dann auch schnell in Führung und drückte weiter. Und nach gut 30 Minuten schien die Partie gelaufen zu sein. Einer der Innenverteidiger von Quilmes sah nämlich zurecht die Ampelkarte und musste unter die Dusche.
Doch bis zur Pause war das Spiel plötzlich auf den Kopf gestellt. Statt das Nueva Chicago nun seine Überlegenheit noch krasser ausspielen konnte, war es plötzlich der Gast der dem Spiel den Stempel aufdrückte und nicht unverdient in Unterzahl zum Ausgleich kam. In der gesamten ersten Halbzeit blitzte es übrigens rund ums Stadion die ganze Zeit und dunkelste Regenwolken wurden vom ständig drehenden Wind hin und her gefegt. Als es bereits danach aussah, als ob sich die Regenwolken die nur einen kurzen Schauer zur Folge hatten, verzogen hätten, begann aus wie aus Kübeln zu giessen. Dies störte aber praktisch niemanden im ganzen Stadion. Im Gegenteil. Die schon vorher sehr gute Stimmung, überschlug sich nun richtig, und teilweise war wirklich das gesamte Stadion inklusive Haupttribüne am singen und Hüpfen. Die Barra von Nueva Chicago, welche übrigens nicht hinter dem Tor sondern auf der Gegentribüne stand, machte sowieso die ganze Zeit richtig viel Spass. Herrlich anzusehen wie sich nicht nur die Spieler auf dem Rasen sondern auch die Fans auf den Rängen mit aller Kraft gegen das drohende Schicksal stemmten. Kurzzeitig flammte übrigens im Stadion Hoffnung auf, als Huracan mit 0-1 in Rückstand geriet. Krass wie auf einmal fast das gesamte Stadion jubelte als wäre ein Tor gefallen und das wirklich gleichzeitig. Da war keine Wellenbewegung zu beobachten, weil wohl schlicht genung Leute über Kopfhörer oder kleinen Radios das Geschehen auf den anderen Plätzen verfolgten.
Zu Beginn der zweiten Halbzeit provozierte die Barra auf der Gegengerade dann einen minutenlangen Unterbruch, weil Minutenlang Feuerwerk gezündet wurde. Irgendwann sah der Schiedsrichter dann ein, dass es keinen Sinn macht darauf zu warten dass es aufhört und Pfiff die Partie wieder an. Das Feuerwerk ging dann bei laufendem Spiel einfach weiter :-)
Nueva Chicago drückte nun wieder auf den Führungstreffer. Einige male scheiterten sie sehr knapp, aber bis auf einen Pfostenschuss schaute lange Zeit nichts zählbares heraus. Doch etwa 10 Minuten vor Schluss gelang nach einem herrlichen Spielzug der überfällige Siegtreffer. Zu diesem Zeitpunkt war aber wohl bereits allen klar, dass die Aufholjagd umsonst gewesen war. Beide anderen Partien standen nämlich, ihr erratet es sicher....Unentschieden 1-1. Dies tat der Stimmung im Stadion aber keinen Abbruch. Auch als das Spiel zu Ende war, sang und hüpfte fast das ganze Stadion einfach weiter. Weil viele wohl schon mit dem Abstieg gerechnet hatten, feierten sie halt einfach sich selbst aber auch die Mannschaft, die sich zwar zu spät aber eben doch noch mit aller Kraft gegen den Abstieg gewehrt hatte. Plitschnass und frierend begaben wir uns durch die Polizeiabsperrungen zurück zur Bushaltestelle und fuhren dann zurück zu Lükus Haus. Lüku traf noch einen San Lorenzo-Freund der dort in der Gegend wohnt und ab und zu wenn sein Verein nicht spielt halt seinen Lokalverein unterstützt. Wir anderen waren zu durchgefroren und wollten so schnell wie möglich ins Trockene :-)
Mit den beiden Dänen gingen Lüku und ich dann noch in ein Parrilla-Restaurant essen. Ich wagte mich an ein Asado, und konnte wohl knapp die Hälfte essen. Wobei es auch etwas gewöhnungsbedürftig ist was da alles an gegrilltem daher kommt. Neben einer Chorzio und einer Morcilla (aufmerksame Leser wissen ja was das ist :-) gab es noch "Costilla" (Rippchen) aber auch "Chinchulin" (Dünndarm) und "Riñon" (Niere) Während die Würste und die Rippchen, sehr sehr lecker waren und auch die Niere geniessbar war, (hatte einen ähnlichen Geschmack wie Leber, ganz ok wenn man es mag) hatte ich mit den Darmteilen doch so meine Mühe. :-)
Danach ging es ab ins Bett. Nach 10 tollen Tagen in Buenos Aires ging es für mich dann aber los. Mit dem Bus ging es 17 Stunden nach Puerto Iguazu, ganz im Norden Argentiniens am Dreiländereck Brasilien, Paraguay und Argentinien. Davon dann morgen mehr.
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