Etwas hatte ich im letzten Bericht noch vergessen, worauf ich eigentlich nochmal zurückkommen wollte: Und zwar auf die Morcilla, die Blutwurst. Ich habe in meinem Leben noch nie eine so gute Blutwurst gegessen wie diese beim Asado mit den San Lorenzo-Leuten. Zwar ziemlich anders als ich es bisher kannte, aber von mir aus gesehen auch besser ;-) Auch Tony und insbesondere Pascal waren begeistert, dabei meinte Tony er möge sowas eigentlich gar nicht so. :-)
Nach dem Spiel trafen wir uns wieder mit Lüku (der dort übrigens einfach „el Suizo“ genannt wird, wie er uns erklärte keine Seltenheit dass man die Freunde bei etwas offensichtlichem wie aussehen oder Herkunft nennt. Bis vor kurzem wäre ich bestimmt noch „el gordo“ gewesen ;-) )
Da die Busse nach dem Spiel eh überfüllt gewesen wären, wenn denn mal einer gekommen wäre, liefen wir eine gute Strecke zurück wobei uns Lüku ins Viertel Boedo führte. Von dort kommt San Lorenzo ursprünglich und das Viertel ist noch heute eng mit dem Verein verbunden und umgekehrt natürlich auch. Lüku sollte mich später noch bei Tageslicht durch das Viertel führen und es war schlicht phänomenal was man dort an Wandbildern sehen kann die ein Künstlerkollektiv dort an verschiedene Wände im ganzen Viertel gemalt haben. schlicht phantastisch. Das San Lorenzo seit langer Zeit eigentlich quasi im Exil spielt, hat folgenden Grund:
1979 drückten den Verein hohe Schulden. Der damalige Vereinspräsident sah die einzige Lösung darin, das Gelände inklusive dem Stadion zu verkaufen. Wobei auch immer wieder Gerüchte zu hören sind, dass sich der Mann am Verkauf selbst bereichert hatte. Heute steht auf dem Gelände ein riesiger Carrefour-Markt. Bis 1993 hatte San Lorenzo deshalb kein eigenes Stadion bis das jetzige im Stadtteil Nueva Pompeya gebaut wurde.
2010 wurde ein Gesetzesentwurf eingebracht, der den damaligen Verkauf als nicht rechtens titulieren sollte und dem Verein die Möglichkeit geben sollte, das Land von der französischen Supermarktkette zurückzukaufen. Am 08.März 2012 demonstrierten unglaubliche 110`000 Hinchas von San Lorenzo auf der Avenida de 9. Julio unter dem Motto "Vuelta a Boedo."
Und schliesslich hiess das Stadtparlament von Buenos Aires am 12 November 2012 das Gesetz gut. Am 4 April 2014 wurde schliesslich der Vertrag für den Rückkauf zwischen Carrefour und dem Verein San Lorenzo unterzeichnet.
Die „Subcomision del Hinchas“ die schon vorher massgeblich am Projekt beteiligt war lancierte danach zusammen mit dem Verein jenes Projekt dass den Stadionbau vorantreiben soll. Es werden Landanteile verkauft um den Rückkauf zu finanzieren. Aber auch wenn das Geld zusammenkommt, ist es noch ein weiter weg, bis der Carrefour weg ist und das neue Stadion steht. Ich hoffe sehr für all die leidenschaftlich dafür kämpfenden Menschen in diesem Verein, dass dies nicht mehr so lange dauert wie der Kampf bisher gedauert hat. Es wäre diesem aussergewöhnlichen Verein definitiv zu gönnen.
Auf dem Rundgang führte mich Lüku auch noch in zwei Häuser, eines bei dem er nicht ganz wusste von wem es war, und das andere von der Fan-Initiative. Und in beiden Häusern wurden wir ohne jegliches Misstrauen sofort eingelassen und durften uns ausführlich umsehen. Ich konnte schon nach dem Spiel verstehen, weshalb Lüku bei San Lorenzo hängen geblieben ist, nach dem Rundgang durch das Viertel noch viel mehr. (Der Rundgang war wie erwähnt an einem anderen Tag der Woche und das ganze ist hier grad nicht mehr wirklich chronologisch, aber ich finde es passt ganz gut um diesen Teil abzuschliessen. Aber nun genug der Worte, die Bilder sprechen glaube ich für sich:
Die Demonstration der Hinchas von San Lorenzo auf der Avenida 9. de Julio bildlich festgehalten
Nach dem Gewinn der Copa Libertadores 2014 reisten 12`000 San Lorenzo Fans nach Marokko zur Klub-WM, etwas was in Südamerika eine viel grössere Bedeutung hat als in Europa.
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