Sonntag, 15. November 2015

Gedanken

Nach zwei wundervollen Tagen im Parque Nacional de Iguazu mit einem 5-stündigen Abstecher nach Brasilien, habe ich gerade etwas Zeit bis mein Bus nach Resistencia am Abend abfährt. Eigentlich perfekt um weitere Erlebnisse niederzuschreiben. Aber mich beschäftigen die Geschehnisse auf der Welt im Moment doch sehr. Und ja das ist einerseits doof. Weil Paris zwar unfassbar schlimm war, aber dies in Syrien, im Irak oder anderen Ländern dieser Welt tagtäglich geschieht. Warum kümmert dies einen erst wenn sowas quasi vor der Haustür, mitten in Europa geschieht? Klar denkt man immer wieder wenn man Nachrichten aus diesen Krisengebieten hört, "wann hört der Wahnsinn endlich auf?" aber sind wir ehrlich: Dieses Gefühl geht schnell wieder weg. Warum jetzt nicht? Vielleicht auch wegen diesen Arschlöchern, die jetzt aus diesen unfassbaren Ereignissen mit vollem Kalkül und heuchlerischen Mitleidsbekundungen politischen Profit daraus schlagen wollen?

Sicher auch. Diesen Hass auf Menschen die vor genau diesen grausamen Schergen des Terrors fliehen und für sich und ihre Kinder eine Zukunft suchen ausserhalb einer Region die von Mord und Terror überzogen ist und in absehbarer Zeit kaum zu geordneten Verhältnissen zurückfinden werden, kann ich einfach nicht verstehen. Mit unglaublichen Pauschalisierungen wird versucht diese Menschen alle in ein Terroristen-Topf zu schmeissen, nur weil man krude Ängste vor Fremden hat? Dabei merken diese Leute nicht, dass nicht diese Menschen ihr Feind sind. Sie merken auch nicht, das die sogenannte westliche Welt in hohem Masse mitverantwortlich ist dafür, dass diese Terrororganisationen überhaupt bestehen. Warum sehen so viele Menschen und auch die allgemeine Mainstream-Presse, von ein paar löblichen Ausnahmen mal abgesehen diese Zusammenhänge nicht? Warum wird der Hass auf Menschen die rein gar nichts mehr haben gelenkt, statt auf das System welches diese ökonomischen Kriege zu verantworten hat? Wann beginnt die Menschheit endlich zu begreifen, dass der Kapitalismus sie irgendwann kaputt macht?

Ich habe keine Antworten auf diese Fragen. Höchstens weiss ich für mich, dass es jetzt und heute und auch in Zukunft wichtig sein wird, die Kritik an diesem mörderischen System aufrecht zu halten.

Und ja ich bin mir dem Widerspruch durchaus bewusst, dies aus einem ein-monatigen Urlaub aus Argentinien zu schreiben. Ich bin ja selbst schlussendlich gefangen in diesem System. Und die Dinge die ich dagegen tue sind am Ende auch bloss Tropfen auf den heissen Stein...

Ich werde die Nacht über im Bus unterwegs sein. Und wenn ich meine Sinnkrise überwunden habe, werde ich vielleicht wieder über die schönen Dinge schreiben die ich gerade Erleben darf. Und ja, das ist irgendwie eine Flucht. Aber diese Flucht in mein kleines Universum ich dem ich mich gerade befinde, schützt mich vielleicht auch davor radikalere Gedanken zu entwickeln. Die Realität im nahen Osten, im Irak in Syrien und in all den Ländern in denen der Kapitalismus den Krieg entfacht hat, ist eine ganz andere....

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