Donnerstag, 19. November 2015

02.11.15. Arsenal FC de Sarandi - Club Atletico Justicia y Defensa 1-0


Nach dem Spiel bei San Lorenzo gingen Tony, Pascal und ich noch schnell zum Obelisk im Zentrum der Stadt. Dort sollte, da die Boca Juniors ja ihr gleichzeitig ausgetragenes Spiel gewonnen hatten, die Meisterfeier stattfinden. Erzähl das bloss niemand den Freunden von Lüku ;-) Aber wir als „Fussball-Touristen“ wollten uns das halt mal ansehen. Und ich muss sagen es war schon ziemlich beeindruckend wie viele Menschen da zu diesem grossen Platz auf der Avenida 9 de Julio strömten:





Wir setzten uns auf eine Mauer nahe des Obelisk die ein wenig erhöht war, kauften noch ein Bier bei einem der unzähligen Strassenhändler die sich bereits eingefunden hatten und schauten etwas dem treiben zu. Sehr interessant war, wie schnell da überall mobile Grills aufgebaut worden waren, Leute inoffizielle Fanartikel von Boca auf der Strasse verkauften oder eben hunderte von Getränkeverkäufern vor Ort waren. Die inoffizielle Wirtschaft in Argentinien ist wirklich sehr gross. Auch überrascht es einem, wie günstig die Getränke oder andere Sachen die auf der Strasse und in den Zügen verkauft werden sind. Eine Dose Bier kostet im Laden normalerweise so um die 25 Pesos, für die drei Bier bezahlten wir 60. Woher die diese Waren haben um sie dann so günstig verkaufen zu können, will ich dann eigentlich nicht wissen :-) 

Die Leidenschaft war auch hier überall zu spüren, auch wenn Boca ja sowas wie der FC Bayern ist in Argentinien. (Gut massiv weniger erfolgreich, es war nämlich der erste Meistertitel nach 4 Jahren für den Club von Maradona und dem jetzigen Star Carlos Tevez.  (ehemals Man United und Juventus und von allen übrigens nur „Carlitos“ genannt, was sogar auf seinem Trikot mit der Nummer 10 steht) 
An allen Ecken knallte Feuerwerk in den Himmel und bei einigen war man sich nicht wirklich sicher ob es sich wirklich um Boca-Fans handelte oder einfach um pubertierende Jungs die die Gelegenheit beim Schopf packten und ein wenig zündelten :-)

Weil die Strassen eh überall verstopft waren, ging ich eine gute halbe Stunde zu Fuss nach Hause und überall auf dem Weg traf man noch Boca-Fans die feierten. 

Am nächsten Tag - womit wir endlich beim Titel dieses Eintrages wären - stand das erste Spiel in Argentinien mit Gästefans an. Seit Jahren ist es den meisten Fangruppen nicht erlaubt zu Auswärtsspielen ihrer Vereine zu fahren. Dies nach teilweise doch heftigen Ausschreitungen mit Verletzten und sogar Toten. Ein Thema dass auch wieder einen ganzen Eintrag füllen würde. Vielleicht komme ich später nochmal darauf zurück. Die Gewalt ist sicher eine Kehrseite der Medaille auf der auf der anderen Seite die Leidenschaft steht.

Seit einiger Zeit gibt es aber Bestrebungen seitens der Liga versuchsweise wieder Spiele mit Gästefans zuzulassen. Natürlich nicht bei den grossen Klassikern wie Boca-River, Racing-Independiente oder bei anderen Duellen zwischen zwei „Feinden“ wie San Lorenzo gegen Huracan zum Beispiel.(Man spricht in Argentinien vom grössen Rivalen seines jeweiligen Vereines, tatsächlich von seinem „Feind“)

Meistens sind das dann halt Spiele von kleinen Vereinen gegeneinander ohne grosse Vorgeschichte und Rivalität. Aber für einen Fussballfan ist es halt einfach doch ein Unterschied ob es Gästefans hat oder nicht. Die Atmosphäre ist einfach oft eine andere, intensivere. Arsenal de Sarandi ist übrigens ein Retortenklub den es erst seit 1957 gibt. Er entstand daraus das der Gründer von Arsenal tatsächlich die Idee hatte, die grossen Feinde Racing und Independiente (Aufmerksame Leser erinnern sich :-) ) zu fusionieren. Das kam unerklärlichweise in beiden Lagern gar nicht gut an. Aus Protest gründete der Mann dann einfach seinen eigenen Verein, nahm sich das Hellblau von Racing und das Rot von Independiente und fertig war der Verein. Das Projekt hatte sogar einigen Erfolg, wurden sie doch 2012 Meister. Aber die Fans konnte der Verein nicht wirklich hinter sich scharen. Das kleine Stadion steht im Viertel Sarandi ind Avellaneda, das sicher einer der weniger guten Ecken um Buenos Aires ist. Und bei so kleinen Vereinen mit so wenig Fans fällst du dann halt sofort auf. Pascal begleitete uns auch diesmal. Zudem trafen wir noch einen Deutschen Hopper aus Aachen den Lüku schon seit einiger Zeit kennt, und immer wieder in Buenos Aires unterwegs ist. Und wir wurden von der kleinen Fanschar die vor dem Stadion beim Asado zusammen sass, doch eher kritisch beäugt. Passiert wäre bei der Masse an Polizisten die da rumstand allerdings wohl kaum was. Sobald Gästefans zugelassen sind, fährt die Polizei eh alles auf was möglich ist.
Erneut ohne Probleme die Akreditierung bekommen und so waren wir dann auch schnell im Stadion.
Die Gästefans im Stadion klar in der Mehrheit. Geschätzt wohl etwa 2000 Fans des ehemaligen Militär-Sportvereins aus dem Vorort Florencio Varela fanden sich im Stadion ein. Auf Seiten der Heim-Barra fanden sich wohl so gegen 300 ein, im ganzen Stadion kamen vielleicht noch mal 600-700 dazu.
Für ein Spiel der ersten Liga (Die Liga wurde im übrigen auf 30 Mannschaften aufgebläht, der Modus geändert, wobei der in der nächsten Saison bereits wieder geändert wird :-) ) war das Niveau unterirdisch schlecht. Allerdings von der Intensität her bisher wohl die attraktivste Partie. Sicher auch weil sich da zwei Mannschaften auf ähnlicherem Niveau begegneten als es bei den vorigen Spielen die wir gesehen hatten, der Fall war.

Auch auffallend in allen Spielen, wie hart teilweise gespielt wird, und dies von den Schiedsrichtern auch viel mehr toleriert wird als in Europa. Ein Spieler von Arsenal rauschte mit beiden Beiden voran und vom Boden weg in einen Gegner rein und sah dafür nur die gelbe Karte. In Europa wäre er wohl von so ziemlich jedem Schiedsrichter auch dann vom Platz gestellt worden, wenn er den Ball getroffen hätte.
Ein Umstrittener Elfmeter für das Heimteam brachte diesem den Führungstreffer ein, welchem die Gäste bis in die Schlussphase nachrannten. Dann überschlugen sich nochmal die Ereignisse. Erst flog ein Gästespieler mit Rot vom Platz weil der Schiri das Foul im Strafraum als Notbremse taxierte, wobei wir uns auf der Tribüne nur noch entgeistert anstarrten ;-) Den Elfmeter hielt dann der Gästetorhüter bravourös und liess den Gästeblock wahrlich fast explodieren. Wahnsinn wie plötzlich sämtliche Fans im Gästebereich abgingen, als hätten sie gerade ein verdammt wichtiges Tor gemacht. Die Mannschaft schien das aufnehmen zu können, rannte zu 10 nochmal an und drückte auf den Ausgleich, der aber dann doch nicht mehr Tatsache wurde. Alles in allem ein gelungenes Spiel, auch wenn dies vorab daran lag, dass die Gästefans so aktiv waren und zum einen sicher auch am Spielverlauf.







Sobald Gästefans zugelassen sind, gibt es für sämtliche Heimfans eine Stadionsperre, bis die Gästefans abgereist sind. Dank den Presse-Akreditierungen liess uns die Polizei aber doch schon raus. So ging es mit dem Zug zurück nach Buenos Aires. Dort trafen wir uns um 23.00 Uhr in San Telmo mit Tony wieder um Essen zu gehen. Bei „Don Ernesto“ assen wir ein Bife de Lomo, und was für eines. Es ist einfach schon erstaunlich wie gut das Fleisch überall ist, aber dort war es noch mal ein bisschen besser, auch wegen den Beilagen dazu. Wer also mal in San Telmo ein Restaurant sucht Ernesto ist es! :-)

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