Donnerstag, 26. November 2015

Buenos Aires - Puerto Iguazu / Brasilianische Seite der Wasserfälle

17 Stunden Bus also. Seit einigen Jahren meide ich ja eigentlich Busse als Transportmittel so gut es geht. Die nervigen Europacup-Auswärtsreisen nach Lens oder „fucking bruges“ haben sich ziemlich tief in mein Gedächtnis gegraben. Zum Einen ist der Bus in Argentinien aber das günstigste Verkehrsmittel, Züge gibt es ausser ein paar Ausnahmen eigentlich keine. Und zum Anderen sind Busreisen in Argentinien nicht im Ansatz mit Busreisen in Europa, geschweige denn mit Fanreisen zu vergleichen. Es gibt bei allen Busunternehmen grundsätzlich drei verschiedene Kategorien bei Langdistanzen: Semi-Cama , Cama und Cama Premium. Semi-Cama ist die „niedrigste“ Kategorie. Die Sitze lassen sich in diesen Bussen je nach Kategorie unterschiedlich weit nach hinten kippen. Beim Premium oder VIP lässt sich faktisch ein Bett draus machen. Aber auch schon die Cama-Kategorie ist Luxus gegen normale Reisebusse. Pro Reihe sind immer nur 2 und 1 Sitz die ziemlich breit sind. Man kriegt Decken und Kissen sowie meistens auch Verpflegung. Meistens gibt es dann beim Service noch Unterschiede, das sollte ich dann später auch noch merken. 

Im Verhältnis was andere Sachen so kosten in Argentinien, ist Busfahren allerdings relativ teuer. Für die Fahrt vom Retiro Terminal in Buenos Aires nach Puerto Iguazu musste ich 1100 Peso bezahlen was umgerechnet etwa 70 Franken entspricht. Wenn ich denke das ich für ein Rindsfilet in einem guten Restaurant zwischen 10 und 12 Franken bezahle oder für eine Übernachtung im Hostel so 6 bis 12 Franken, ist das schon ziemlich teuer. Aber immer noch in einem absolut erschwinglichen Rahmen für einen Schweizer, keine Frage. 

Das Retiro Terminal ist übrigens beeindruckend gross und gleicht einem mittelgrossen Flughafen. Neben Restaurants und Geschäften haben auch alle Busunternehmen ihre Verkaufsschalter da. Teilweise ist es relativ undurchsichtig was die Preispolitik anbelangt. Für Puerto Iguazu fragte ich an drei verschiedenen Schaltern und bekam Preise angeboten von 1600 bis eben die 1100 Pesos für Cama. Semi-Cama lag bei allen nur etwa 100-200 Pesos darunter und so entschied ich mich für die höhere Kategorie, was mir auch von einigen schon empfohlen worden war. Der Unterschied im Komfort ist scheinbar um einiges höher als im Preis.

Gegen 21.00 Uhr fuhr mein Bus also los. Gegen 23.00 Uhr gab es wie eben in Argentinien üblich ein Nachtessen. Vergleichbar mit dem Essen in der Economy-Class bei einer Fluggesellschaft. Wobei es auch da Unterschiede gibt, das Essen bei FlechaBus von Puerto Iguazu nach Resistencia jedenfalls war ziemlich übel. Bei Ville Bariloche auf meiner ersten längeren Busreise, war es wirklich völlig ok und man wurde auch ständig gefragt ob man noch Getränke wolle und hätte sogar Rotwein und Whiskey haben können. Geschlafen habe ich vorzüglich, auch wenn dieser Reaggeton der dauernd gespielt wurde, doch etwas nervte. Irgendwann wurde zum Glück ein Film ab DVD eingespielt und das war dann als Geräuschkulisse irgendwie angenehmer als diese nervige Musik ;-)

Am morgen gab es bereits gesüssten Kaffee und zwei überraschend leckere Medialunas (Wer hat aufgepasst? ;-) )  Und ausgeruht und satt kam ich schlieslich in Puerto Iguazu an. Die Temperaturen ein ziemlicher Unterschied zu Buenos Aires. Noch krasser war allerdings die markant höhere Luftfeuchtigkeit. Ich hatte jedenfalls erst mal ein wenig Mühe damit, gewöhnte mich aber sehr schnell daran. Mein im Voraus gebuchtes Hostel  „Porämba“ (ich wollte den Besitzer eigentlich noch Fragen warum mit ä und was dieser Name bedeutet, habe es dann aber leider vergessen) lag nicht weit vom Busterminal weg. Ich hatte einen Glücksgriff getätigt. Etwas abseits der Bars und Restaurants in einer ruhigen Strasse mit einem Pool, offener Küche, einer Bar mit günstigem Bier und viel Raum um einfach ein bissichen zu sein. Die Zimmer mit Klimaanlage und das Bett mit einer relativ guten Matzratze. Und sogar die Zimmergenossen stimmten. Die beiden jüngeren Engländer Patrick und Orlando waren sehr angenehme Jungs und Bier mochten sie auch. Das ist bei mir schon mal was, womit man Punkten kann :-) Orlando lebt seit eineinhalb Jahren in Buenos Aires und arbeitet als Journalist für die argentinische Ausgabe des „Herald“ Sein Studienfreund Patrick aus London war für zwei Wochen zu Besuch bei ihm. Wir trafen beim Biertrinken und Karten-Spielen in der Küche auch noch eine nette Französin, mit der wir uns für den nächsten Tag gleich verabredeten um alle gemeinsam die brasilianische Seite der berühmten Iguazu-Fälle zu besichtigen. Orlando, Patrick und ich, gingen zum Abendessen noch in die Stadt und hatten echt Glück mit unserer Restaurantwahl. Diese Platte mit drei „Bife de Chorizo“ (Schultersteaks vom Rind)mit je einem Spiegelei drauf, Pommes, Karrotten- und Kohlsalat, Reis und einem Teigwarensalat kostete uns drei zusammen gerade mal 230 Pesos, also rund 5 Franken pro Person. 



Zwei Liter Bier gabs für 60 Pesos dazu. Ziemlich cool :-) Völlig satt gingen wir zurück ins Hostel und hauten uns in die Kojen, da wir am nächsten Tag um 8 Uhr mit Chloé zum Frühstück abgemacht hatten.

Etwas später als geplant (es waren dann doch einige Bier die wir am Vorabend vernichtet hatten ;-) ) trafen wir uns zum Frühstück. Auch das war für Hostel-Verhältnisse echt klasse. Es gab erstaunlich guten Kaffee. Brot ist nicht so das Ding der Argentinier. Wenn dann ist das meistens ein Baguette-ähnliches Brötchen. Und meistens gibt es sowieso eher süsses Gebäck zum Frühstück. Und: Dulce de Leche! Ein Brotaufstrich a la Nutella, aber nicht mit Nüssen und Schokolade, sondern aus Milch und Karamel. Ich liebe das Zeug :-) Gibt es oft auch zu Vanille-Flan, einem sehr beliebten Dessert in Argentinien.

Der Bus von Puerto Iguazu zum „Parque Nacional do Iguazu“ auf brasilianischer Seite kostete 80 Pesos, was für die kurze Fahrt eigentlich horrend viel ist. Lustigerweise kostet der Bus nach Cataratas, also zur argentinischen Seite sogar 100 Pesos. Der Bus hält an der Grenze an, alle müssen kurz raus, kriegen einen Ausreise-Stempel der argentinischen Behörden in den Pass und steigen dann wieder in den Bus ein. Dort sammelt einer vom Busunternehmen dann für die Einreise in Brasilien sämtliche Pässe ein und die werden dann gesammelt behandelt. Warum die Argentinier dass dort nicht so machen, erschliesst sich mir nicht ganz, denn alle die in einem solchen Bus daher kommen, die gehen am Abend auch wieder nach Argentinien zurück. Lustig dann wie der Typ vom Busunternehmen die Pässe wieder verteilte. Er drückte ein paar Leuten einfach eine Beige Pässe in die Hand und die schauten dann die Pässe durch bis ihrer kam und gaben die restlichen weiter :-) Ich war auf der Hin- wie auch der Rückfahrt der einzige Schweizer und fand meinen zum Glück schnell. Bei den vielen Spaniern war das etwas schwieriger :-)

Nach rund 30 Minuten Fahrt kommt man dann beim Park an.  Der Eintritt auch ziemlich happig 280 argentinische Pesos. Klar, das ist ein Nationalpark und der Unterhalt der Wege usw. kostet natürlich was. Zusammen mit der Busfahrt und dem Eintritt auf der argentinischen Seite , (100 der Bus, 260 der Eintritt) ist man dann aber schnell bei 50 Franken für beide Tage. Wenn man dann nicht wie wir, dass Essen und Getränke selbst mitnimmt, wird das dann doch eher teuer. (Klar wie immer im Verhältnis. Soll nicht wie jammern klingen, es ist im Verhältnis zu Preisen in der Schweiz immer noch sehr günstig)
Aber, damit wir uns nicht falsch verstehen: Es ist es für mich auch jeden Rappen wert. Dieser Flecken Erde ist definitiv einer der schönsten an denen ich jemals war in meinem Leben. Ich war nach dem ersten Tag schon begeistert und dies sollte der zweite Tag auf der argentinischen Seite noch mal getoppt werden. Die Bilder können einem zwar einen Eindruck vermitteln, aber das muss man glaube ich selbst einmal gesehen und erlebt haben um nachvollziehen zu können was ich meine :-) Es war schlicht und einfach fantastisch schön.








Auf der brasilianischen Seite steigt man in einen Bus ein, der einem zu den diversen Aussichtspunkten und Aktivitäten fährt. Leider kosten Bootsfahrten, und geführte, kurze Wanderungen durch den Dschungel noch mal ziemlich viel extra, weshalb wir uns auf jenen Weg beschränkten den man selbst und ohne Aufpreis begehen kann. Über einen befestigten Weg ging man ungefähr 1,5 Kilometer durch den Dschungel den Wasserfällen entgegen. Es war beeindruckend wie man das Rauschen der Wassermassen immer lauter vernahm je näher man den Fällen kam. Die Aussicht war schon aus einiger Entfernung einfach atemberaubend schön. Der Weg führte weiter bis man schliesslich über mehrere Brücken direkt über die Fälle kam. Und zum Glück war Orlando bereits vor einiger Zeit da gewesen und wusste wie Nass man werden kan auf diesen Brücken über und unter den Fällen. So hatte ich zum Glück meine Regenjacke eingepackt und den Rest verstauten wir in unseren Rucksäcken. Wie mein altes Handy dass ich in Italien zum Baden mitgenommen hatte, hätte mein neues dies wohl auch nicht überlebt :-)












Beeindruckend war auch, dass viele Vögel, ihre Nester direkt in den Felsen zwischen den Fällen errichtet hatten. Es schien oft, als würden sie direkt ins Wasser fliegen. So waren ihre Nester vor den grossen Raubvögeln sicher. Wenn man bedenkt dass die Jungen dann aber genau eine Chance haben um flüge zu werden, auch ziemlich krass.

Weiter ging der Weg bis zu einer Plattform die wirklich direkt neben den oberen Fällen lag. Dort assen wir unser Picknick, auch wenn wir uns nicht wirklich unterhalten konnten, bei dem Lärm der dass Wasser verursachte :-) Weiter oben konnten wir dann sogar einen Nasenbären in seinem Nest mit seinem Jungen beobachten. Die Viecher kennen übrigens gar nichts. Wenn man irgendwo was isst und nicht aufpasst, klauen die einem tatsächlich das Sandwich aus der Hand :-) Kurze Zeit später bekam dies auch eine Asiatin zu spüren. Als wir gerade auf dem Weg in Richtung des Busses waren der zurück zum Eingang fahren sollte, klaute einer der Nasenbären der armen Frau den Plastiksack mit ihrem gesamten Essen drin und lief dem Sack im Bund davon. Die Frau schrie wie am Spiess. Man wird überall auch davor gewarnt und ebenfalls ausdrücklich darauf hingewiesen dass man die Tiere nicht füttern soll. Denn genau dieses Verhalten hat die Nasenbären erst dazu gebracht sich so zu verhalten, weil es halt ein einfacher Weg ist um an Futter zu kommen. Weil Orlando und Patrick am Abend einen Bus nach Buenos Aires gebucht hatten, fuhren wir dann zeitig zurück nach Puerto Iguazu. Nach einem Bier im Hostel gingen wir noch einkaufen für den nächsten Tag und fürs Abendessen, dass Chloé netterweise für mich auch kochenf wollte. Die beiden Engländer mussten dann ihren Bus erwischen. 

Nach einem sehr leckeren und endlich wieder mal vegetarischen Essens gingen wir relativ früh ins Bett um am nächsten Tag möglichst früh die argentinische Seite zu besuchen.

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