Montag, 16. November 2015

31.10.15 Racing Club de Avellaneda - Club Crucero del Norte 3-0

Nach dem Rundgang um „La Bombanera“ und in Boca, ging´s zu Fuss zum Bahnhof Constitucion von wo aus unser Zug nach Avellaneda abfahren sollte. Auch für die Vorortszüge kann man die bereits beschriebene Karte nützen. Man muss allerdings an einem Automaten oder am Schalter ein Ticket für die gewünschte Strecke holen und wie auch im Bus an einen Leser halten, der den fälligen Betrag abbucht. In gut 20 Minuten erreicht der Zug schliesslich Avellaneda. (Übrigens „Aweschaneda“ ausgesprochen) Dort sind gleich zwei grosse Clubs beheimatet. Neben dem Racing Club ist dies auch der Club Atletico Independiente. Und das die beiden eine grosse Rivalität pflegen kann man nur schon an den Stadien erkennen. Liegen diese doch wortwörtlich bloss einen Steinwurf auseinander. Avellaneda beheimatete insbesondere früher viel Industrie, weshalb diese Vorstadt (Ein Stadtteil von Buenos Aires ist sie offiziell ja eben nicht, auch wenn da keine räumliche Trennung mehr vorliegt) immer noch viele Menschen aus der Arbeiterschicht beheimatet und man sich dort auch in dieser Tradition sieht. Und das sieht man der Umgebung rund um den Bahnhof und die Stadien auch an. Auf dem Weg zum Stadion dass etwa 10 Minuten Fussmarsch vom Bahnhof weg liegt, waren bereits wohl ein dutzend Strassengrills aufgestellt, die alles mögliche was man so auf den Grill schmeisst in Argentinien, anboten. Von Hamburguesa über „Choripan“ (Grillwürste die längs mittig geteilt werden und dann im Brot mit Saucen gereicht werden) „Morcilla“  (Argentinische Blutwurst, wir kommen noch mal drauf versprochen ;-) ) An einem kleinen Laden kauften wir uns noch einen Hamburger und ein Wasser für umgerechnet 3 Franken. Die gängigen Klischees über die Schweiz kennt man übrigens auch in Argentinien. Als wir auf die Frage woher wir kämen mit Suiza antworteten, kam sofort „Chocolate“ und „Queso“ als Replik :-) Wobei ich eines mittlerweile noch mehr gehört habe "muy frio" :-)
 Lüku hatte uns als Journalisten der „Le Monde International“ akkreditiert. Bis auf die ganz grossen Klubs ist es in Argentinien immer noch kein Problem so in ein Stadion zu kommen. Auch bei Racing wurden uns sofort die Zugangskarten ausgehändigt, ohne auch nur einen Ausweis zeigen zu müssen.

Der Presseverantwortliche führte die vermeintlichen Journalisten einer renommierten französischen Zeitung höchstpersönlich bis auf die Pressetribüne ;-)
Das Stadion "Presidente Juan Domingo Peron" eine Wucht, ein riesiges Oval, schön Old-Style mit ringsum Stehplätzen im Unterrang und einem breiten Wassergraben zum Spielfeld hin. Und überall dominierten die Farben Hellblau und weiss, die Vereinsfarben von Racing.




Auch angenehm war die Stadionbeschallung vor dem Spiel. Keine Werbeblöcke, keine Bumbum-Musik und nur das nötigste: Kurz die Mannschaftsaufstellungen durchgesagt, etwas argentinische Musik, fertig. Und 10 Minuten vor dem Spiel wurde auch diese abgestellt. Und die Barra von Racing begann sich sogleich einzusingen, ein Vorgeschmack was danach noch kommen sollte.

Die Ausgangslage fürs Spiel übrigens sonnenklar. Racing als Tabellenvierter war bereits für die Playoffs zur Copa Libertadores (Der Südamerikanischen Champions League) qualifiziert. Crucero del Norte (nach einem gleichnamigen Busunternehmen benannt und aus dem Norden Argentiniens….) stand bereits als definitiver Absteiger fest. Und so entwickelte sich auch das Spiel. Racing, von Diego Milito angeführt (ehemals Inter Mailand und ua Champions League-Sieger) der zu seinem Stammverein zurückgekehrt ist (und entsprechend verehrt wird. In der 22. Minute erhob sich sogar die Pressetribüne und stimmte in den Lobgesang für den Spieler mit der Nummer 22 ein ;-) ) dominierte von Beginn weg das Spiel und kam schlussendlich zu einem nie gefährdeten 3-0 Erfolg, (Milito erzielte das erste und dritte Tor selbst und bereitete das zweite vor.) Und ein paar mal stellten sich richtige Hühnerhaut-Momente ein und Tony und ich sassen mehrere Male mit offenem Mund da. Schlicht unfassbar welche Leidenschaft die Menschen da an den Tag legen. Und das bei einem Spiel, bei dem die Rollen so klar verteilt waren und es für beide Mannschaften um nichts mehr ging als die goldene Ananas. Beindruckend wie immer wieder das ganze Stadion in die Lieder mit einstimmte. Genau so muss für mich Fussball sein. Einfach, ohne Schnickschnack und trullalla und mit Fans denen ihr Club die Welt bedeutet. Fussball ist in Argentinien definitiv ein Teil der Kultur, ein Teil des Lebens und zwar ein unglaublich wichtiger.











In der Halbzeitpause gab es übrigens in einem kleinen Raum sogar noch eine kleine Zwischenverpflegung, wobei die Journalisten die öfter da sind, bereits wussten wie das Spiel läuft und bereits ein paar Minuten vor dem Ende der ersten Halbzeit aus dem Stadioninnern eilten um die ersten zu sein am kleinen Buffet. Einige verpassten deshalb sogar das 2-0 für Racing ;-) Und den Platz am Buffet verteidigten die alten Herren auch mit stoischer Ruhe :-) Zum Glück hatten wir das vorher nicht gewusst und uns den Hamburger geholt ;-)

In der 89. MInute wurde der Matchwinner Milito vom Trainer vom Platz geholt um ihm den verdienten Applaus zu bescheren. Noch einmal erhob sich selbst die gesamte Pressetribüne und huldigte dem zurückgekehrten Sohn. Wo sonst gäbe es sowas? Ich glaube fast nirgends.

Mit dem gerade noch erreichten letzten Zug ging es zurück ins Zentrum von Buenos Aires. Dort mussten wir dann lernen, dass die U-Bahn dort generell nur bis 23.00 Uhr fährt. So mussten wir den richtigen Bus suchen, fanden diesen aber ziemlich schnell. Dumm nur dass wir in die falsche Richtung eingestiegen waren ;-) So kamen wir erst nach einem Umweg dann doch wieder in der Nähe unserer Unterkünfte an. Die abschliessende Restaurantwahl um den letzten Hunger zu stillen, erwies sich dann leider noch als Reinfall ;-) Aber nach so einem Fussball-Erlebnis ist das auch irgendwie völlig nebensächlich. In Argentinien ist es übrigens völlig normal, das Abendessen so ab 23.00 Uhr einzunehmen, 22 Uhr geht sicher auch noch, aber alle die früher Essen gehen, entlarven sich sofort als Touristas ;-)



Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen